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Zweifel an Enkel-Wunder in Argentinien

Nach 39 Jahren Suche kommt eine Frau bei María Isabel Chorobik de Mariani vorbei und gibt sich als ihre während der Militärdiktatur in Argentinien verschwundene Enkelin aus. Nun werden Zweifel laut.

26.12.2015, 13:01

Buenos Aires (dpa) - Ist die Geschichte zu schön, um wahr zu sein? Zu Weihnachten soll eine Gründerin der bekannten Menschenrechtsgruppe Großmütter der Plaza de Mayo ihre während der Militärdiktatur in Argentinien (1976-1983) verschwundene Enkelin wiedergetroffen haben.

Sogar Präsident Mauricio Macri gratulierte und sprach von einem Triumph auf der Suche nach der Wahrheit.

Doch nach Angaben von Generalstaatsanwalt Pablo Parenti handelt es sich bei der angeblichen Enkeltochter nicht um die 1976 verschwundene Clara Anahí, deren Eltern ermordet wurden. Die genetischen Daten der Frau, die sich der 92 Jahre alten María Isabel Chorobik de Mariani als ihre Enkelin vorstellte, stimmten nicht mit denen der Großmutter überein.

Nach dem Treffen hatte sich Mariani an die Behörden gewandt, die einen Abgleich mit den Daten ihrer Familie, die in einer zentralen Gendatenbank gespeichert sind, vornahmen.

Zuvor hatte es unter Berufung auf ein anderes Gutachten noch geheißen, die Daten beider Frauen stimmten zu 99,9 Prozent überein. Diese Analyse, die die angebliche Enkelin zu dem Treffen mitbrachte, hatte ein Privatlabor in Cordobá gemacht.

Die heute 39 Jahre alte Clara Anahí war im Alter von drei Monaten ihren Eltern entrissen worden. Tausende Menschen, die als links oder subversiv galten, wurden in jener Zeit ermordet. Ihre Großmutter hatte in Briefen, mit Fotos der Eltern und internationalen Petitionen nach dem Mädchen gesucht.

Meine liebe Clara Anahí, das sind deine Eltern Diana Teruggi und Daniel Mariani, hatte sie bei Facebook geschrieben. Du wurdest in der Stadt La Plata am 12. August 1976 geboren. Mit drei Monaten, am 24. November, nahmen dich Militärs aus Deinem Haus mit und Du wurdest an eine andere Familie übergeben.

Die Großmütter der Plaza de Mayo, die sich nach dem Platz des Regierungssitzes in der Hauptstadt Buenos Aires benannt haben, suchen noch rund 400 während der Militärdiktatur verschwundene Kinder. Bisher wurden 119 wiedergefunden. Ob Clara Anahí Nummer 120 sein könnte, dahinter steht nun erst einmal ein dickes Fragezeichen.

Mitteilung Staatsanwaltschaft

Mitteilung Padilla

Mitteilung Stiftung Anahí zum angeblichen Wiedersehen