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Zum siebten Mal in Folge Asylbewerberzahl in Deutschland auf EU-Hoch

Fast 1,4 Millionen Menschen stellten 2015 einen Asylantrag in der EU. Seitdem sinkt die Zahl kontinuierlich. Diesen Trend bestätigen auch Daten für 2018. Seit Januar bewegt es sich allerdings in eine andere Richtung, wie aus einem EU-Bericht hervorgeht.

24.06.2019, 12:19

Brüssel (dpa) - Zum siebten Mal in Folge haben in Deutschland so viele Menschen wie in keinem anderen europäischen Land Asyl gesucht.

Trotz eines Rückgangs um 17 Prozent beantragten im vergangenen Jahr gut 184.000 Menschen internationalen Schutz in der Bundesrepublik, wie aus dem am Montag in Brüssel veröffentlichten Jahresbericht der EU-Asylbehörde Easo hervorgeht. Die Zahlen berücksichtigen auch Anträge von Menschen, die zuvor schon einmal Asyl beantragt hatten.

Insgesamt ersuchten in den 28 EU-Staaten sowie in Norwegen, der Schweiz, Island und in Liechtenstein im vergangenen Jahr 664.480 Menschen um Asyl. Dies waren 10 Prozent weniger als 2017 und ein Rückgang im dritten Jahr in Folge. 2015 hatte es noch fast 1,4 Millionen Asylanträge gegeben. Nach Easo-Angaben lagen die Zahlen im vergangenen Jahr wieder auf dem Niveau, das vor der großen Flüchtlingsbewegung erreicht wurde.

Weltweit liegt die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen nach Angaben des UNHCR hingegen so hoch wie nie zuvor in der fast 70-jährigen Geschichte des UN-Flüchtlingshilfswerks. Teddy Wilkin von Easo begründete den Rückgang in Europa damit, dass immer weniger Menschen übers Mittelmeer kämen. Hier betreibt vor allem Italien eine migrationsfeindliche Politik und verwehrt Flüchtlingsbooten die Einfahrt in seine Häfen. In den ersten fünf Monaten 2019 bestätigt sich der rückläufige Trend für Europa allerdings nicht.

Auf eine faire Verteilung Asylsuchender auf alle Länder kann sich die EU seit langem nicht einigen. Länder wie Ungarn und Polen wollen sich nicht dazu verpflichten lassen, Migranten aufzunehmen. Auch deshalb blockiert Italien seine Häfen.

Während die Antragszahlen in Deutschland zurückgehen, gibt es etwa in Frankreich und Griechenland entgegengesetzte Trends. Frankreich verzeichnete 2018 im vierten Jahr in Folge eine Zunahme (rund 120.000 Anträge), in Griechenland stieg die Zahl zum fünften Mal in Folge (77.000). Auch in Zypern (plus 69 Prozent) und Spanien (48) suchen deutlich mehr Menschen Asyl. Deutlich zurückgegangen sind die Zahlen in Italien (minus 53), Rumänien, Estland und Lettland (alle etwa 50).

Gemessen an der Bevölkerungsgröße gehen die meisten Anträge in Zypern, Griechenland und Malta ein. Die meisten Anträge, gut ein Viertel der Gesamtzahl, stellten Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak.

Nach dem europaweiten Rückgang nahm die Zahl der Asylanträge von Januar bis Mai 2019 wieder deutlich auf mehr als 290.000 zu - ein Zuwachs um 11 Prozent zum Vergleichszeitraum 2018. Mit einem Anteil von 7 Prozent (rund 18.400 Anträge) liegt das krisengeschüttelte Venezuela zusammen mit Afghanistan auf Platz zwei der Herkunftsstaaten. Das südamerikanische Land leidet unter einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise. Rund 4 Millionen der insgesamt etwa 31 Millionen Venezolaner haben deshalb das Land verlassen. Aber auch aus anderen südamerikanischen Ländern wie Kolumbien kamen deutlich mehr Menschen nach Europa.

Die Asylbehörde betont aber, dass die Zunahme keine Trendwende darstelle und monatliche Schwankungen normal seien. Zudem müsse der Zuwachs im Kontext der in den vergangenen Jahren stark gesunkenen Zahlen gesehen werden.

EASO-Homepage