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Aktuelle Zahlen der KfW-Bank Baukindergeld boomt: Fast 25.000 Anträge im ersten Monat

Das Angebot ist knapp, die Preise steigen: Deutschland braucht Hunderttausende neue Wohnungen. Familien sollen sich mit dem "Baukindergeld" den Traum vom Eigenheim erfüllen können. Doch schon im nächsten Jahr könnte der Ansturm größer sein als das Angebot.

23.10.2018, 13:13

Berlin (dpa) - Die große Koalition sorgt für viel Verdruss - aber das von ihr geschaffene Baukindergeld erfreut sich großer Beliebtheit. Im ersten Monat gab es bereits 24.399 Förderanträge von Familien und Alleinerziehenden.

Das geht aus aktuellen Zahlen der für die Anträge zuständigen KfW-Bank hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Damit sind von drei Milliarden Euro, die pro Jahr zur Verfügung stehen, 516 Millionen Euro bereits beansprucht.

Die neue Förderung, die der früheren Eigenheimzulage ähnelt und Familien in Zeiten stark steigender Bau- und Immobilienpreise unter die Arme greifen soll, kann seit dem 18. September beantragt werden. Gehen die Anträge in gleichem Tempo weiter, reicht das Geld zwar in diesem Jahr aus. 2019 könnte der Topf aber schon nach sechs Monaten leer sein.

Nach Angaben einer KfW-Sprecherin greift dabei das sogenannte "Windhund-Verfahren": Der Bund stellt jährliche Mittel zur Verfügung - wenn diese aufgebraucht sind, sind sie aufgebraucht. Somit könnten Familien, die zum Beispiel im Oktober 2019 einen Bauantrag oder Kaufvertrag in der Tasche haben, erst einmal leer ausgehen.

Spitzenreiter bei den Baukindergeld-Anträgen ist Nordrhein-Westfalen mit 5611 Anträgen, gefolgt von Baden-Württemberg (3197), Bayern (3089) und Niedersachsen (3059). Hinten liegen die Stadtstaaten Hamburg (237) und Bremen (207). Für den Bau eines Hauses oder den Kauf einer Immobilie winkt ein staatlicher Zuschuss von 1200 Euro je Kind und Jahr - über zehn Jahre gibt es 12.000 Euro.

Mit Vorhaben wie dem Baukindergeld will die große Koalition gegen Wohnungsmangel und Mietsteigerungen vorgehen. Die meisten bisherigen Anträge stammen von Familien mit einem oder zwei Kindern. Das neue Baukindergeld wird voraussichtlich ab März 2019 ausgezahlt, wenn die Anträge mit dem Hochladen der Dokumente final beschieden werden.

Gewährt wird das Baukindergeld für Familien und Alleinerziehende bis zu einer Grenze von 90.000 Euro zu versteuerndem Haushaltseinkommen im Jahr bei einem Kind. Bei größeren Familien darf die Grenze pro Kind 15.000 Euro höher liegen. Einen Antrag können alle Eltern oder Alleinerziehenden stellen, die seit Januar 2018 einen Kaufvertrag unterzeichnet oder eine Baugenehmigung erhalten haben. Diese Vorhaben müssen bis Ende 2020 abgeschlossen werden.

Von Januar bis August wurden in diesem Jahr 204.100 neue Wohnungen genehmigt, das sind 2,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Vor allem die Genehmigungen für Mehrfamilienhäuser legten zu. Steigende Baupreise und Handwerkermangel sind aber weiter die größte Hürde - und in Ballungsräumen ist Bauland knapp. Um die große Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen zu decken, müssen nach Meinung von Politik und Bauwirtschaft jährlich 350.000 bis 400.000 Wohnungen in Deutschland entstehen. 2017 wurden allerdings nur knapp 285.000 errichtet.

Die Union argumentiert, wenn Familien mit Hilfe des Baukindergelds verstärkt von Mietwohnungen in eigene vier Wände ziehen, würden diese Wohnungen für andere frei. Die Grünen prophezeien hingegen, dies werde die Immobilienpreise weiter anheizen. Die FDP fordert, statt der Subvention die staatlichen Kaufnebenkosten zu senken - durch einen Freibetrag bei der Grunderwerbssteuer.

Merkblatt für Baukindergeld-Anträge