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Partei nicht eingeladen Evangelischer Kirchentag ohne AfD: "Kein Podium für Hetze"

Fünf Tage soll es beim Evangelischen Kirchentag vor allem um Vertrauen und Zusammenhalt gehen. Daneben stehen vor allem politische Themen auf der Agenda. Die Nicht-Einladung von Vertretern der AfD sorgte schon vor Beginn des Glaubensfestes für Diskussionen.

19.06.2019, 09:13
Ein Holzkreuz bei einem Festgottesdienst auf einem Altar. Zum Kirchentag in Dortmund werden rund 100.000 Besucher erwartet. Foto: Maurizio Gambarini
Ein Holzkreuz bei einem Festgottesdienst auf einem Altar. Zum Kirchentag in Dortmund werden rund 100.000 Besucher erwartet. Foto: Maurizio Gambarini dpa

Dortmund/Berlin (dpa) - Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt hat die Entscheidung der Veranstalter des Evangelischen Kirchentages verteidigt, keine AfD-Vertreter einzuladen.

"Ich halte es für richtig, die AfD nicht zum Kirchentag einzuladen", sagte die Präsidentin des Evangelischen Kirchentags in Dresden 2011 dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

"Bei den letzten Kirchentagen war sie ja eingeladen in Person einer kirchenpolitischen Sprecherin. Das war zu dem Zeitpunkt auch richtig so." Doch mittlerweile sei diese Frau aus der AfD ausgetreten, und die Partei habe sich seitdem massiv radikalisiert. "Der Kirchentag ist nicht dazu da, eine Plattform zu bieten für rassistische Ideologie. Deshalb können AfD-Mitglieder gerne kommen und singen, beten, diskutieren. Aber sie werden kein Podium für Hetze bekommen."

Auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, verteidigte erneut die Entscheidung. "Ich erwarte einen Klärungsprozess dazu, ob die AfD diese rechten Einstellungen als Teil ihrer Partei duldet oder sogar will, oder ob sie sich abgrenzt. Das steht noch aus", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Ihm sei es aber wichtig, mit Menschen, die AfD wählen oder sich in der Partei engagieren, im Gespräch zu sein, sagte der bayerische Landesbischof. Dazu brauche es jedoch einen Grundkonsens.

Mit einem Gottesdienst am Abend startet heute offiziell der 37. Evangelische Kirchentag in Dortmund. Bis Sonntag werden rund 100.000 Besucher aus 100 Ländern erwartet. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) reden bei der Eröffnung der Glaubensfestes in der Innenstadt.

Unter der Losung "Was für ein Vertrauen" geht es um Verunsicherung, sozialen Zusammenhalt, Gerechtigkeit, Zuwanderung, Integration, um Umwelt und Klimaschutz. Viele Prominente aus Politik, Wissenschaft, aus Gesellschaft und Kultur haben sich angekündigt. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt ins Ruhrgebiet.

Am ersten Tag soll auf den großen Gottesdienst ein ebenfalls großer "Abend der Begegnung" in der Dortmunder Innenstadt folgen. Livemusik auf zahlreichen Bühnen, etwa von Anna Loos, ein kreatives, buntes Mitmach-Programm und rund 300 Stände sind geplant. Zum "Segen zur Nacht" sollen Zehntausende ihre Kerzen entzünden und Teile der Stadt ab 22.30 Uhr in ein Lichtermeer verwandeln.

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker strebt auch einen "politisch guten Kirchentag" an und will "die Zerrissenheit in der Gesellschaft ein Stück überwinden". Viele brisante Themenkomplexe wie Fremdenfeindlichkeit, Verrohung, Antisemitismus oder Missbrauch in der Kirche kommen auf die Podien.

Am Donnerstag redet Steinmeier in der Westfalenhalle über "Zukunftsvertrauen in der digitalen Moderne". Zu den Top-Terminen gehören auch eine Runde mit dem früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Thema "German Angst" oder mit seinem Amtsvorgänger Christian Wulff zur Rolle des Islam. Am Samstag spricht Bundeskanzlerin Merkel über Vertrauen in der internationalen Politik.

Hochkarätig geht es weiter: Außenminister Heiko Maas (SPD) und der kongolesische Arzt und Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege äußern sich zur Frage, welche Verantwortung Deutschland in der Welt trägt.

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