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Auswertung des BKA Gewalt in der Partnerschaft: Die Zahlen steigen

Männer, die ihre Frauen schlagen, Ex-Partnerinnen, die zur Stalkerin werden - die Zahlen bei der Partnerschaftsgewalt steigen, zeigen aktuelle Daten. Meistens trifft es Frauen. Daran wurde zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Montag auch in anderen Ländern erinnert.

25.11.2019, 19:22

Berlin (dpa) - Die Zahl der gemeldeten Gewalttaten in Partnerschaften ist in Deutschland weiter gestiegen. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) legte am Montag in Berlin eine Auswertung des Bundeskriminalamts (BKA) vor.

Demnach gab es 2018 fast 141.000 Fälle, nach rund 139.000 im Vorjahr. Betroffen waren in 81 Prozent der Fälle Frauen. 122 Frauen wurden laut Familienministerium von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Giffey startete gemeinsam mit Hilfsorganisationen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen eine Initiative für mehr Schutz für Betroffene. Im Nachbarland Frankreich wurden schärfere Gesetze angekündigt.

Laut Familienministerium sank zwar die Zahl der Tötungsfälle im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 um 25. Insgesamt wurden aber mehr Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Die Zahl stieg konkret von 113.965 auf 114.393. Gezählt wurden Mord und Totschlag, Körperverletzungen, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, sexuelle Übergriffe, Bedrohung, Stalking, Nötigung, Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution. In der Zählung tauchen nur Taten auf, die auch angezeigt wurden. Es wird daneben von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.

Die Zahlen seien nach wie vor schockierend, sagte Giffey in Berlin. "Sie zeigen, dass weiterhin viel zu viele Frauen unter Gewalt von ihrem Partner oder Ex-Partner leiden. Mehr als ein Mal pro Stunde wurde 2018 eine Frau in der Partnerschaft gefährlich körperverletzt." Gleichzeitig verwies sie darauf, dass auch Männer von Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen psychisch und physisch angegriffen werden. Es gab demnach rund 26 000 männliche Opfer.

Die Fallzahlen im Bereich Partnerschaftskriminalität sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Das muss allerdings nicht bedeuten, dass es einen tatsächlichen Anstieg der Fälle gab. Vermutet wird, dass inzwischen auch mehr Taten angezeigt werden.

Gemeinsam mit Hilfsorganisationen startete Giffey am Montag eine bundesweite Initiative unter der Überschrift "Stärker als Gewalt". Es geht darum, Hilfsangebote, wie die bundesweite Hotline 08000 116 016, bekannter zu machen und Gewaltopfer zu ermutigen, sich Unterstützung zu holen. Dafür wurde auch die Webseite stärker-als-gewalt.de online geschaltet. Der Bund will zudem in den kommenden Jahren rund 120 Millionen bereitstellen für den Aus-, Um- und Neubau von Frauenhäusern und Beratungsstellen. In Deutschland gibt es nach Giffeys Angaben etwa 350 Frauenhäuser mit rund 7000 Plätzen. "Wir bräuchten aber 20 000", sagte sie und appellierte auch an die Länder mehr Kapazitäten zu schaffen.

Die SPD-Politikerin sprach sich außerdem dafür aus, dass Betroffene einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Frauenhaus bekommen sollten, wie das zum Beispiel die Grünen fordern, gestand aber gleichzeitig ein, dass dies derzeit wegen der zu geringen Kapazitäten in den Frauenhäusern nicht umsetzbar wäre.

Kritisch äußerten sich Oppositionspolitiker. Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin der Linksfraktion, sagte, mit den Zahlen zu häuslicher Gewalt präsentiere die
Bundesregierung ihr eigenes Versagen. Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch warf Giffey "Heuchelei" vor und sprach von "importierter Gewalt gegen Frauen". Die Familienministerin sagte, durch Zuwanderung kämen auch Menschen mit Frauen- und Familienbildern und Rollenbildern nach Deutschland, die nichts mit einer gewaltfreien Beziehung zu tun hätten. Aber die Mehrheit der Täter habe die deutsche Staatsangehörigkeit.

Auch in anderen Ländern rückte das Thema zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Montag in den Fokus. Frankreichs Regierung kündigte an, Frauen mit Gesetzesverschärfungen künftig besser vor Gewalt schützen. "Gegen Partnerschaftsgewalt braucht unsere Gesellschaft einen Elektroschock", sagte Premier Édouard Philippe. Zum Beispiel soll die ärztliche Schweigepflicht gelockert werden, damit Ärzte in Notfällen ihre Patientinnen besser schützen können. Am Wochenende hatten in Paris Tausende gegen Gewalt gegen Frauen demonstriert.