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Bundesrat macht Weg frei Neue Werbeverbote fürs Rauchen kommen

Gesundheitsexperten mahnen seit Jahren, Tabakreklame endlich strikter einzudämmen. In einem zweiten Anlauf sind jetzt zusätzliche Verbote besiegelt, die schrittweise greifen. Nicht allen reicht das aus.

18.09.2020, 12:38

Berlin (dpa) - Die Werbung fürs Rauchen wird in Deutschland weiter unterbunden, um vor allem Jugendliche vor Gesundheitsgefahren zu schützen. Ab 2022 kommt ein Reklameverbot auf Plakatwänden - zuerst für herkömmliche Tabakprodukte.

Ab 2023 soll es dann auch für Tabakerhitzer greifen, ab 2024 für E-Zigaretten. Dafür machte der Bundesrat den Weg am Freitag frei. Schon ab 1. Januar 2021 ist Kinowerbung fürs Rauchen tabu, wenn ein Film für unter 18-Jährige freigegeben ist. Schluss sein soll dann auch mit dem Verteilen von Gratis-Proben außerhalb von Fachgeschäften etwa bei Musikfestivals und von Tabakprodukten als Gewinne bei Preisausschreiben.

Mediziner fordern seit langem auch in Deutschland weitere Verbote, um junge Leute vor dem Rauchen zu schützen. In der vorigen Wahlperiode war ein Anlauf dazu an Widerstand der Union gescheitert. Der Bundestag beschloss dann aber im Juli einen Kompromiss von SPD und Union. Die zuständige Bundesministerin Julia Klöckner (CDU) sagte der Deutschen Presse-Agentur, weitreichende Werbebeschränkungen seien längst überfällig. "Gesundheitsschutz muss hier an erster Stelle stehen." Die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) reagierte erfreut, dass es "endlich" geschafft sei. Sie verwies darauf, dass an Folgen von Tabakkonsum hierzulande 120.000 Menschen pro Jahr sterben.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte der dpa, viele Studien belegten, dass Werbung gerade bei Kindern und Jugendlichen die Attraktivität von Tabakprodukten erhöhe. "Auch für abhängige Raucher setzt Werbung ständig Schlüsselreize, die einen Ausstieg aus der Sucht erschweren." Es sei gut, dass endlich ein Verbot der Außenwerbung komme. Verboten ist Tabakwerbung schon in Radio und TV, Zeitungen und Zeitschriften.

Reinhardt erläuterte, es sei mit großer Sorge zu beobachten, dass Jugendliche durch E-Zigaretten ans Rauchen herangeführt werden. "Auch für elektronische Verdampfer sollten deshalb Außenwerbeverbote möglichst schnell in Kraft treten." Die vorgesehenen "Schonfristen" für Tabakerhitzer und E-Zigaretten seien problematisch, kritisierten mehrere medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften. Das Deutsche Krebsforschungszentrum monierte: "Tabakwerbung wird im öffentlichen Raum präsent bleiben." Denn am "Verkaufsort" bleibe sie erlaubt - auch an Supermärkten, Schreibwarengeschäften, Tankstellen.

Ärztepräsident Reinhardt forderte weitere Schritte zum Schutz von Kindern. "Dringend notwendig ist ein Rauchverbot in Autos, wenn Kinder und Jugendliche mit an Bord sind." In Fahrzeugen entspreche die Feinstaubbelastung durch Tabakrauch etwa der einer durchschnittlich verrauchten Bar. "Wenn Vernunft und Verantwortungsgefühl fehlen, sind sanktionsbewehrte Verbote unumgänglich", sagte der Chef der Bundesärztekammer.

© dpa-infocom, dpa:200918-99-608541/6

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