1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Seibert: Tragen einer Kippa muss überall möglich sein

Freie Religionsausübung Seibert: Tragen einer Kippa muss überall möglich sein

Die Zahl antisemitischer Straftaten ist bundesweit stark gestiegen. Wer eine Kippa trägt, setzt sich mancherorts einem Risiko aus. Das dürfe nicht so bleiben, fordern Vertreter der Juden hierzulande. Auch der israelische Präsident meldet sich zu Wort.

27.05.2019, 14:45
Ein Mann trägt eine Kippa mit eingearbeiteten israelischen und deutschen Fahnen. Foto: Frank Rumpenhorst
Ein Mann trägt eine Kippa mit eingearbeiteten israelischen und deutschen Fahnen. Foto: Frank Rumpenhorst dpa

Berlin (dpa) - Die staatlichen Institutionen müssen nach den Worten von Regierungssprecher Steffen Seibert dafür Sorge tragen, dass Menschen überall in Deutschland sicher eine Kippa tragen können.

"Der Staat hat zu gewährleisten, dass die freie Religionsausübung eines jeden möglich ist", sagte Seibert am Montag in Berlin. Jeder Mensch solle sich an jedem Ort dieses Landes - auch mit einer Kippa - sicher bewegen können. "Zu dieser Verantwortung stehen wir."

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte zuvor der Funke-Mediengruppe gesagt: "Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen. Das muss ich leider so sagen." Er habe seine Meinung "im Vergleich zu früher leider geändert".

Klein verteidigte seinen Schritt in der "Bild"-Zeitung (Montag). Er habe "aufrütteln und der Öffentlichkeit klarmachen wollen, dass wir handeln müssen, bevor es zu spät ist". Seine Worte seien "keineswegs resignativ, sondern als Aufruf zum Handeln" gemeint.

Kleins Empfehlung hatte zahlreiche Reaktionen hervorgerufen. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin sagte, Kleins Rat habe ihn "zutiefst schockiert". Klein hatte seine Empfehlung zunächst mit der "zunehmenden gesellschaftlichen Enthemmung und Verrohung" begründet, die ein fataler Nährboden für Antisemitismus sei.

Yehuda Teichtal, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, sagte am Montag, dass das Tragen der Kippa unabhängig vom Wohnort möglich sein müsse. "Wenn wir die Botschaft verbreiten, dass die Menschen lieber keine Kippa tragen sollten, dann überlassen wir das Feld den Gegnern der Demokratie." Es sei keine Option, die Identität zu verbergen.

Die Kippa, eine kleine kreisförmige Mütze, wird von jüdischen Männern als sichtbares Zeichen ihres Glaubens traditionell den ganzen Tag lang getragen.

2018 war die Zahl antisemitischer Straftaten bundesweit stark gestiegen. Seibert sagte, der Anstieg der Straftaten "sollte für jeden in Deutschland ein Anlass zur großer Sorge sein". Jede einzelne dieser Straftaten sei ein Angriff auf die menschliche Würde.