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Herbstbepflanzung Zierpaprika bringt Farbe aufs Grab

Gräber für den Herbst fitzumachen kann zu einer bunten Angelegenheit werden und muss gar nicht mal viel kosten.

Von Christian Bark 16.09.2015, 01:01

Magdeburg/Havelberg l Eine Stelle, mehrere Grabsteine. Das Schaugrab einer Magdeburger Friedhofsgärtnerei auf dem Buga-Gelände in Havelberg könnte sich zum Trend für die Zukunft entwickeln. So zumindest die Einschätzung von Friedhofsgärtnerin Jennifer Tegeler. „Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Fließgrab für eine Ruhegemeinschaft“, sagt sie. Das gebe es auf deutschen Friedhöfen bislang noch nicht, könnte aber insofern interessant werden, da auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche viele Verstorbene Platz finden und das Grab aufgrund der Steine trotzdem nicht den Charakter einer anonymen Friedwiese habe.

„Für die Ruhegemeinschaft wird die Pflege preisgünstiger, weil der Gärtner weniger zu laufen hat“, erklärt Tegelers Zunftkollege Thomas Einecke aus Magdeburg. Auch er hält die Fließgräber für eine pflegeleichte Alternative.

Wie die Grabflächen geht auch die Bepflanzung des Fließgrabes ineinander über. Die Basis bietet der immergrüne Bodendecker. „Pro Stück kostet der 1,80 bis 2,20 Euro“, sagt Tegeler. Der Bodendecker ist auf nahezu jedem der 70 Schaugräber in Havelberg zu finden. Sein Vorteil: Die großzügige Bodenbegrünung macht Unkrautzupfen überflüssig. Zudem ist er das ganze Jahr über, wie sein Name schon sagt, immer grün. „Nur bei der Abdeckung mit Tanne im Winter muss man aufpassen“, erklärt Einecke. Sobald es wärmer werde, würde es unter der Abdeckung zu „stocken“ beginnen. Braune Stellen in der Bepflanzung seien die Folge. Darum sollte man die Tanne, wenn der Schnee weg sei, frühzeitig vom Bodendecker entfernen.

Weitere Elemente des Schaugrabes sind Enzian, Silberblatt und Alpenveilchen. „Beim ersten Frost sollten die Alpenveilchen gegen Heidekraut ausgetauscht werden“, empfiehlt Jennifer Tegeler. Die Bepflanzung sei vom Preis her durchaus erschwinglich. Bis zu zwei Euro koste ein Alpenveilchen, für das Silberblatt bezahle man pro Stück etwa 60 Cent. Bis zu 80 Pflanzen finden Tegeler zufolge auf einem einstelligen, doppelt so viele auf einem zweistelligen Grab Platz. Zur Information, ein einstelliges Grab ist in der Regel 120 mal 250 Zentimeter groß. Die Herbstbepflanzung sei also mit 100 bis 200 Euro zu bewerkstelligen.

Wesentlich mehr müssen Angehörige natürlich für einen Grabstein einplanen. Fünf Grabstein-Säulen ragen aus der Bepflanzung des Schaugrabes empor. Daran schmiegt sich eine Muschelzypresse. „So ein Stein kostet rund 8000 Euro“, sagt Steinmetz Reinhold Rogge. Ausgefallenere Stücke finden sich in nächster Nähe, so zum Beispiel ein Grabstein, oder besser -Holz, wenn man ihn nach dem Material beschreiben würde, in Schneckenform. „Der ist schon bestellt und geht für 1200 Euro an einen Privatkunden nach der Buga“, informiert Jennifer Tegeler. Auf einem Schaugrab von Thomas Einecke befinden sich neben den erwähnten Pflanzen auch ein Miniatur-Ahornbaum sowie Zierpaprika. „Den sollten Sie besser nicht essen, der ist eben nur zur Zierde“, empfiehlt Tegeler. „Giftig sind die kleinen bunten Früchte der Pflanze in der Regel nicht“, erklärt Thomas Einecke. „Aber es könnte sein, dass Ihnen nach dem Verspeisen der Mund brennt, weil die Schoten ziemlich scharf sein können.“

Bäumchen wie jener Miniatur-Ahorn erfreuen sich Einecke zufolge großer Beliebtheit bei seinen Kunden. So überrasche es nicht, dass das Element nicht nur das Schaugrab, sondern auch Parzellen auf dem Neustädter Friedhof in Magdeburg verschönere. Die Pflege sei einfach zu handhaben, zweimal im Jahr müsse das Bäumchen beschnitten werden.

Auf einem anderen Schaugrab wächst eine kleine Stechpalme. „Die ist robuster und weniger anfällig für Parasiten als der Buchsbaum“, sagt Jennifer Tegeler. Zum Teil aus fremden Ländern eingeschleppte Parasiten wie der Buchsbaumpilz oder der Buchsbaumzünsler hätten der Pflanzenart in den vergangenen Jahren schwer zu schaffen gemacht.

Das bestätigt auch Thomas Einecke für die Gräber, die er auf dem Neustädter Friedhof pflegt. Dort sei der Buchsbaum mittlerweile nahezu von allen Gräbern verschwunden. Zur Robustheit der Stechpalme bemerkt Einecke allerdings, dass diese nur bei Temperaturen von bis zu 15 Grad Minus standhalte. Gerade in der Region um Magdeburg, wo solche Temperaturen im Winter häufig erreicht würden, könne das Gewächs in kalten Nächten so schnell eingehen.

Dass es nicht immer bunter Blüten oder Zierpaprikas bedarf, um etwas Farbe auf das Grab zu zaubern, weiß Jennifer Tegeler. Gräser wie der dunkle Schlangenbart oder der helle Silberdraht, aber auch Stauden wie der Kriechende Günsel, dessen Blätter in verschiedenen Farben auftreten können, bieten hier etwas Abwechslung. Schlangenbart kostet laut Tegeler bis zu 2,80 Euro und der Kriechende Günsel pro Stück etwa 1,40 Euro.

Während auf dem Havelberger Buga-Gelände die Herbstgestaltung der Gräber bereits zu Beginn des Monats abgeschlossen war, geht es auf Sachsen-Anhalts Friedhöfen jetzt erst los. So auch auf dem Neustädter Friedhof, wo sich Thomas Einecke um rund 500 Gräber kümmert. „Im Sommer kamen wir mit dem Gießen kaum nach“, erinnert sich der Friedhofsgärtner an die trockensten und heißesten Tage in diesem Jahr. Doch auch an milden Herbsttagen sollte die Bepflanzung regelmäßig gegossen werden, gibt Einecke zu bedenken.

Natürlich sollte auch Blumensträußen die Wasserquelle nicht verwehrt werden. Dafür empfehlen sich seit jeher Einsteck-Vasen. Damit diese nicht immer wieder in eine andere Stelle gesteckt werden und damit die Grabbepflanzung in Mitleidenschaft gezogen wird, empfiehlt Einecke, eine Stelle im Grab dafür von vornherein frei zu lassen.

Insbesondere zu Allerheiligen am 1. November oder am Totensonntag Ende November bestücken viele Angehörige die Gräber ihrer Verstorbenen mit Lichtern, um deren Seelen zu gedenken. Einige Kerzen leuchten nach Eineckes Erfahrung mittlerweile bereits mehrere Tage. Auch kämen immer mehr LED- und sogar Solar-Lichter zum Einsatz.

Positioniert werden könnten die Lichter gut neben dem Grabstein oder auf dem Grab direkt, am besten auf Trittplatten. Diese kosteten pro Stück übrigens fünf bis zehn Euro, das komme ganz auf das Material an.

Spätestens zum Totensonntag, besser aber schon früher, wenn der erste Frost naht, sollte dann nach Einschätzung Thomas Eineckes mit der Grababdeckung durch Tannenzweige begonnen werden.