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Erkältungen Wenn die Nase läuft und läuft

Schnupfen, Husten, Heiserkeit - in jedem Winter steigt die Zahl der Kinder mit Erkältungen. Meist helfen schon einfache Hausmittel.

Von Uwe Seidenfaden 13.11.2015, 00:01

Magdeburg l Atemwegsinfektionen zählen zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen, mit denen Kinder in die Arztpraxis kommen. Und das ist ganz normal. „Allein durch ihr Verhalten haben Mädchen und Jungen ein höheres Risiko, sich einen Infekt einzufangen“, so der HNO-Arzt Professor Dr. Klaus Begall vom AMEOS Klinikum in Halberstadt.

Kinder sind agiler als Erwachsene und spielen oft untereinander eng zusammen. Durch ihre vielseitigen sozialen Kontakte in der Krippe, im Kindergarten und in der Schule übertragen Kinder die meisten grippalen Infekte. Begünstigend für die Infektionsübertragung ist außerdem, dass Kinder noch kein voll entwickeltes Immunsystem haben.

Dampfbäder und viel Trinken Gelegentlich greifen Infektionen im Nasen-Rachenraum auch auf tiefere Bereiche der Atemwege über, wo sie Entzündungen, Schwellungen der Rachenmandeln und eine gesteigerte Schleimproduktion auslösen. Wichtig ist dann, für einen ungehinderten Schleimabfluss durch die Nase und in den Rachenraum zu sorgen.

Hilfreich dabei sind Dampfbäder mit physiologischen Kochsalzlösungen sowie Nasentropfen oder Nasensprays, die gereizte Schleimhäute abschwellen lassen. Günstig sind auch warme Halswickel und Bäder. Den erhöhten Flüssigkeitsverlust während einer Erkältung oder Grippe sollten Kinder durch verstärktes Trinken (z.B. Kräutertees, Vitamin-C-haltige Getränke) ausgleichen.

Vom einem großmütterlichen Rat empfiehlt Professor Begall aber Abstand zu nehmen: Rotlicht sollte wegen möglicher Komplikationen nicht ohne ärztliche Anweisung angewendet werden. Zurückhaltung ist auch bei der Anwendung von Antibiotika angebracht, um die Entwicklung bakterieller Resistenzen (Unwirksamkeit) zu vermeiden.

Das Gute ist, dass die meisten Kinder akute Atemwegsinfekte auch ohne Antibiotika sehr schnell – meist schon nach wenigen Tagen – überwinden. Polypen können die Atmung behindern Problematisch wird es, wenn Kinder fast ständig unter Infekten leiden oder ein Kind durch den Mund atmet und schnarcht. Dann sollten Eltern darüber mit dem Kinder-, Haus- oder HNO-Arzt sprechen, rät Dr. Begall.

Die Ursache solcher chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen kann beispielsweise eine Abflussstörung im Nasen-Rachenraum sein – ausgelöst durch große, entzündete Gaumen- bzw. Rachenmandeln, im Volksmund auch als Polypen bezeichnet, oder durch angeborene Veränderungen (z.B. Gaumenspalten). Wenn Kinder unter chronischen Nasennebenhöhlenentzündungen und Schleimhautwucherungen leiden, kann das die Atmung stark beeinträchtigen und zu Schlafproblemen und Störungen der Hirndurchblutung führen.

Symptome einer Nasennebenhöhlenentzündung können auch Kopfschmerzen, Druckgefühle im Stirn- und Wangenbereich sowie Schmerzen im Zahnkieferbereich sein. Außer durch vergrößerte Mandeln und ständig wiederkehrenden Infekten können auch Allergien wie Heuschnupfen und Asthma bronchiale die Polypen-Bildung begünstigen. Wenn die konservativen Verfahren nicht helfen, ist eine schonende, endoskopische Entfernung der gutartigen, aber hinderichen Wucherungen ratsam.

Um die Kinder vor Atemweginfektionen zu schützen, können Eltern Einiges tun. Günstig ist sind abwechselnde Kälte- und Wärmereize, z.B. beim Besuch einer Sauna, sowie viel Bewegung im Freien und eine gesunde, das heißt abwechslungs- und vitaminreiche Ernährung. Ebenso nützlich sind alljährliche vorbeugende Grippeimpfungen. Die in den Impfstoffen enthaltenen Viren-Bausteine bewirken keine Infektion, lösen aber eine schützende Immunantwort des Körpers aus. Ebenso wichtig ist, dass rauchende Eltern vermeiden, dass ihr Kind unfreiwillig zum Mitraucher wird, appellieren die Ärzte.