1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Betrüger nutzen Senioren dreist aus

Trickbetrug Betrüger nutzen Senioren dreist aus

In Magdeburg findet im Juni der 21. Deutsche Präventionstag statt. Es ist die größte europäische Veranstaltung zur Verbrechensvorbeugung.

Von Antonius Wollmann 06.05.2016, 01:01

Magdeburg l Groß war die Freude bei Rentner Helmuth S. (Name geändert) aus dem Harz, als bei ihm in der vergangenen Woche das Telefon klingelte. Ein angeblicher Mitarbeiter einer Lotterie-Gesellschaft versprach ihm einen Gewinn von 28.000 Euro. Um die Summe einzulösen, müsse der 74-Jährige lediglich Bearbeitungsgebühren überweisen. Insgesamt zahlte Helmuth S. fast 10.000 Euro an den Anrufer. Das Problem: Der Gewinn wird nie ausgezahlt werden. Der Rentner ist Opfer eines Telefonbetruges geworden. Bauernfänger versuchen, vor allem Senioren über den Tisch zu ziehen. Woran Sie die Taktiken der Betrüger erkennen, erfahren Sie hier.

Lotto-Masche: „Lotto-Gewinne vorzugaukeln und im Gegenzug Gebühren zu kassieren, ist mittlerweile eine gängige Masche“, sagt Ilona Wessner von der Polizeidirektion Nord. Die Täter würden dabei die Gutgläubigkeit ihrer Opfer schamlos ausnutzen. Doch dass es sich um Betrug handelt, sei schnell erkennbar: Seriöse Lotterie-Gesellschaften verlangen kein Geld vor der Auszahlung. Soll Geld ins Ausland transferiert werden, ist dies ein deutlicher Hinweis, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht.

Enkeltrick: In der Vergangenheit meldeten sich immer wieder vermeintliche Enkelkinder bei Senioren und baten um finanzielle Unterstützung. Dieses Vorgehen ist seltener geworden. „Der klassische Enkeltrick ist nicht mehr so häufig. Ganz ausgestorben ist er aber nicht. Stattdessen gehen die Verbrecher mittlerweile ausgefeilter vor“, sagt der pensionierte Kriminalrat Lothar Schirmer. Die Betrüger würden sich als Rechtsanwälte ausgeben, die den Enkel vertreten würden und zum Beispiel dringend Geld für eine Kaution benötigten. Ist mit dem Anruf die Aufforderung verbunden, das Geld auf ein Western Union-Konto zu überweisen, ist höchste Vorsicht geboten. „Western Union wird sehr oft von Betrügern benutzt, weil das überwiesene Geld nicht mehr zurückverfolgt werden kann“, sagt Lothar Schirmer. Er empfiehlt: „Sobald sich bei Anrufen etwas faul anfühlt, beenden Sie das Gespräch.“

Kaffeefahrten: Für windige Geschäftsmänner sind sie eine beliebte Gelegenheit, um Senioren minderwertige Produkte zu überhöhten Preisen anzubieten. Dabei sind Kaffeefahrten in einer Grauzone zwischen unseriöser Geschäftemacherei und einer Straftat angesiedelt. Damit Senioren nicht in die finanzielle Falle tappen, sollten folgende Tipps beachtet werden: Teilnehmer sollten keine Kaufverträge unterschreiben. Sinnvoll ist es, die EC-Karte nicht mitzunehmen, um nicht zum Kauf verleitet zu werden. Wer nur wenig Bargeld dabei hat, kommt ebenfalls nicht in Versuchung, die Waren zu erwerben, zumal die Verpflegung meist im Preis mit inbegriffen ist.

Betrug an der Haustür: In vielen Fällen geben sich die Betrüger als Handwerker, Vertreter oder Polizisten aus, um in die Wohnungen der Senioren zu gelangen und dort Bargeld oder Wertsachen zu klauen. „Klassisch täuschen die Betrüger vor, Mitarbeiter einer Wohnungsgenossenschaft zu sein, die den Zählerstand ablesen wollen“, erzählt Lothar Schirmer. „Beliebt ist es auch, Hilfsbedürftigkeit zu simulieren. Die Schwangere etwa, die dringend ein Glas Wasser braucht“, ergänzt Ilona Wessner. Bei allen Szenarien gilt: Unter keinen Umständen sollte die Tür geöffnet werden. „Fordern Sie stattdessen den Dienstausweis oder einen anderen Identitätsnachweis von der Person“, empfiehlt Lothar Schirmer. Unangemeldeten Handwerkern ist zu misstrauen. Von Autoritäten sollte man sich genauso wenig beeindrucken lassen, bestätigt Ilona Wessner: „Die Polizei hat ohne Durchsuchungsbefehl nichts in fremden Wohnungen zu suchen.“ Lässt sich der unerwünschte Besuch nicht abwimmeln, sollten Nachbarn, Verwandte oder die Polizei gerufen werden.

Diebstahl: Zwar werden Senioren häufiger Opfer von Betrug als von Diebstahl, dennoch lauern hier Gefahren. Grundsätzlich ist es ratsam, nur geringe Bargeldbeträge im Porte­mon­naie zu haben und den Geldbeutel nicht in der Handtasche aufzubewahren. Empfohlen wird dagegen Brustbeutel, eine Gürtelinnentasche oder einen Geldgürtel zu benutzen.