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Tausende begehrte NC-Studienplätze bleiben ungenutzt

02.02.2015, 14:19

Berlin - Wer Medizin oder Jura studieren will, muss auf Enttäuschungen gefasst sein - der Numerus Clausus ist oft eine arg hohe Hürde. Nach einer Länder-Umfrage bleiben aber Tausende dieser attraktiven Studienplätze frei - wegen Problemen bei der Verteilungspraxis.

Mehrere tausend begehrte Studienplätze mit Beschränkung durch Numerus Clausus (NC) sind nach einem Medienbericht auch gegen Ende des Wintersemesters noch unbesetzt. Damit zeige sich, dass es weiter Probleme bei einer effektiven Studienplatz-Verteilung in Deutschland gebe, schrieb "Spiegel Online".

Allein in den
NC-Fächern konnten bis Januar mindestens 14 579 Plätze nicht vergeben werden, so das Portal unter Berufung auf eine eigene Umfrage in den Bundesländern. Die tatsächlichen Zahlen lägen jedoch wohl noch höher, da Berlin, Brandenburg, Hessen, das Saarland und Schleswig-Holstein keine Angaben hätten machen können.


Das Bundesbildungsministerium verwies auf die Zuständigkeit von Ländern und Hochschulen. Zu den Zahlen an sich äußerte sich der Sprecher am Freitag in Berlin nicht. Die Kultusministerkonferenz (KMK) sicherte für die Länder zu, man werde die Zahlen sorgfältig prüfen und gegebenenfalls Schlussfolgerungen daraus ziehen.

Das computergestützte Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) der Stiftung für Hochschulzulassung hatte 2008 die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) abgelöst. Es wird wegen Problemen bei der Datenübermittlung nicht voll genutzt. Im Wintersemester hätten 62 Hochschulen 289 Studienfächer über das Verteilverfahren angeboten - also nur ein Bruchteil der rund 400 Hochschulen mit mehr als 16 000 Studiengängen in Deutschland, so das Online-Portal.

Der Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Holger Burckhart, wies die Vergleichsgröße von 400 Hochschulen zurück - es gehe nur um rund 170 staatliche Hochschulen. Er räumte ein: "Aufgrund der vielen unterschiedlichen Systeme in den Hochschulen musste erst die Anbindung an das DoSV gelöst werden. So sind noch nicht alle Hochschulen dabei, für die das Verfahren konzipiert wurde. Aber es werden stetig mehr."

Es werde "immer an bestimmten Orten und in bestimmten Fächern dazu kommen, das Studienplätze offen bleiben: Da spielen Fragen der Attraktivität einer Region, einer Stadt, einer Hochschule, eines Studienprogramms ebenfalls eine große Rolle." Burckhart forderte mehr Geld von den Ländern, da die Hochschulen die alleinige Bezahlung des Systems nicht leisten könnten.

Die Zahlen aus den einzelnen Bundesländern sind dem Bericht zufolge nur begrenzt vergleichbar, weil die Wissenschaftsministerien keine einheitliche Statistik führen. Eine komplette Auslastung aller zulassungsbeschränkten Studienfächer habe lediglich Sachsen gemeldet. Den zahlenmäßig größten Anteil an freien NC-Studienplätzen gebe es bei Bachelor-Studiengängen in Nordrhein-Westfalen.

Ein Sprecher des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums warnte, in den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen seien "finanzielle Konsequenzen" festgelegt für den Fall, dass Studienplätze nicht besetzt werden. Auch die Senatsverwaltung in Berlin denke über "Abzüge bei der Finanzierung" nach, hieß es. Nach einer CHE-Studie aus dem Vorjahr sind oft nicht nur Medizin- und naturwissenschaftliche Studiengänge, sondern auch etwa Jura, Betriebswirtschaftslehre und Sozialwissenschaften NC-belegt.


Etwas weniger NC-Studiengänge
Der Anteil der Studiengänge mit Numerus Clausus ist im Wintersemester 2014/2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Das geht aus Zahlen der Hochschulrektorenkonferenz hervor. Derzeit hat nicht ganz jeder zweite Studiengang (49,5 Prozent), der zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss führt, eine Zulassungsbeschränkung. Im Vorjahr waren es 52 Prozent. Dabei gibt es große Unterschiede je nach Bundesland: In Hamburg haben rund acht von zehn grundständigen Studiengängen (82,1 Prozent) einen N.C. In Bremen sind es 74,8 Prozent, in Baden-Württemberg 64,2 Prozent. Relativ wenig Zulassungsbeschränkungen gibt es in Thüringen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Bei den Masterstudiengängen haben bundesweit 37 Prozent eine Zulassungsbeschränkung.