1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gegen abendlichen Familienstress

Familie Gegen abendlichen Familienstress

Einkaufen, Hausaufgaben, Sport, Musikunterricht, Haushalt: Lauter Verpflichtungen verstopfen den Feierabend.

16.02.2020, 23:01

Lübeck (dpa) l  Nachdem Nathalie Klüver ihre Kinder von der Schule und vom Kindergarten abgeholt hat, finden sich die Familienmitglieder bei Tee, Kaffee und Keksen oder Kuchen vom Bäcker zu Hause ein. „Wir nennen das Runterkommen“, sagt Nathalie Klüver. „Es ist auch für die Kinder wichtig, vom Trubel des Kindergartens abzuschalten.“

Die Lübecker Journalistin und Bloggerin schreibt in ihrem Buch „Afterwork Familie: Wie du mit wenig Zeit dich und deine Familie glücklich machst“ über ein Thema, das viele Familien umtreibt: die stressfreie Gestaltung des Feierabends. Ihr Ratschlag: gemeinsame Routinen und Rituale.

„Unser Gehirn trifft jeden Tag so viele Entscheidungen. Wenn wir Routinen haben, nehmen wir ihm viel Arbeit ab“, sagt die Mutter dreier Kinder im Alter von zwei, sechs und acht Jahren. Je mehr Kinder, desto schwieriger die Zeitplanung, erzählt sie. Einkaufen, Hausaufgaben, Sportvereine, Musikschule, Verabredungen, Sport und Elternabende: Die Liste an Abend-Aktivitäten ist lang und je größer die Familie, desto mehr Interessen müssen zusammengebracht werden.

Um den Feierabend stressfreier zu gestalten, haben Nathalie Klüver und ihr Mann Strategien entwickelt: Gemeinsame Mahlzeiten, feste Schlafzeiten und Rituale beim Ins-Bett-Bringen der Kinder. Jeden Abend erzählen die Familienmitglieder einander, was sie an ihrem Tag gut und schlecht fanden. Auch die Hausarbeit kann gemeinsam gestaltet werden, sagt Nathalie Klüver.

Bei Nicole Weiß gibt es abends eine gemeinsame Aufräumrunde. „Eine Routine kann etwas Schönes sein. Die Kinder wissen gern, was als nächstes dran ist“, sagt die Bloggerin. Deswegen trifft sich die Familie nachmittags erst einmal auf eine Tasse Tee, wenn alle zu Hause eintrudeln. „Es ist wichtig zu zeigen: Jetzt startet unser Feierabend“, sagt sie.

Auf ihrem Blog „Familie ordentlich“ beschreibt die Mutter dreier Kinder, wie man Chaos im Wohnraum vorbeugt. Wenn die Umgebung aufgeräumt ist, wirke sich das auch auf andere Lebensbereiche aus, sagt die gelernte Wirtschaftsübersetzerin. „Wenn man nur Dinge um sich hat, die man mag und nutzt, muss man nicht so viel Zeit ins Aufräumen investieren.“ Um morgendlichen Stress zu vermeiden, legen sie und ihr Mann abends die Kleidung für die Kinder zurecht. „Das nimmt für den nächsten Tag Druck raus“, sagt Nicole Weiß.

Auch Alu Kitzerow und ihr Mann aus Berlin setzen auf Feierabend-Rituale. Nach dem gemeinsamen Abendessen haben die Kinder im Alter von drei, neun und dreizehn Jahren Zeit, die sie gestalten können, so Kitzerow, die auf „Grosseköpfe“ übers Elternsein bloggt.

Dass alle wissen, wie der Abend abläuft, nehme den Stress raus. „Würden wir immer wieder neu verhandeln, wäre es schwieriger.“ Jeden Sonntagabend, nachdem die Kinder gebadet sind, treffen sich alle zu einer Familienkonferenz. „Dort besprechen wir jeden Termin, der nächste Woche ansteht“, erzählt Kitzerow. Prioritäten entlastet den Familienalltag.

Das weiß auch Nicole Weiß. Viele Aufgaben müssen erledigt werden: Geschenke für den nächsten Kindergeburtstag kaufen oder Bastelmaterialien für die Schule besorgen. Hinzu kommen Anfragen, ob man nicht für den Elternbeirat kandieren oder einen Kuchen fürs nächste Fest backen möchte. Da müsse man abwägen, sagt die Autorin. „Es ist gut, wenn man sich traut, auch mal „nein“ zu sagen.“

„Man ist es heute so gewohnt, dass alles immer durchgetaktet ist. Bei uns ist es das nicht“, sagt Nathalie Klüver. Denn es sei gar nicht nötig, einen Vergnügungspark-Besuch an den anderen zu reihen. Ebenso schön seien gemütliche Sonntage, die man im Schlafanzug zu Hause auf dem Sofa verbringt.