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Finanzen Geld braucht einen langen Atem

Welche Anlage-Alternativen es gibt und wo Risiken lauern, darüber wurde im Volksstimme-Telefonforum informiert.

14.02.2017, 23:01

Frage: Wie kann ich Geld anlegen, das ich aber auch verfügbar haben möchte?

Antwort: Das ist möglich über Tages- und Festgeldkonten, wenn auch mit geringen Zinsen. Günstig ist es, die Laufzeiten zu stückeln, beispielsweise über sechs Monate, über ein Jahr und über zwei Jahre. So bleiben Sie liquide, flexibel und können immer wieder neu anlegen.

Ich kann etwa 20.000 Euro anlegen, die ich demnächst nicht benötige. Was empfehlen Sie?

Teilen Sie das Geld auf mehrere Fonds auf, beispielsweise in einen gemischten und einen Aktienfonds. Bevor Sie sich entscheiden, sprechen Sie am besten mit Ihrem Bankberater. Auch auf den Internetseiten von Stiftung Warentest www.test.de und auf der Seite des deutschen Fondsverbandes BVI www.bvi.de können Sie sich vorab informieren, welche Fonds in der Vergangenheit gut gelaufen sind.

Ich bin jetzt in Rente gegangen und überlege, wie ich mein Geld anlege. Wie teile ich das am besten auf?

Zunächst sollten Sie sich überlegen, wofür Sie das Geld brauchen. Benötigen Sie es zur Aufbesserung Ihrer Rente? Dann bietet sich eine klassische private Rentenversicherung an. Oder wollen Sie sich demnächst eine Kreuzfahrt gönnen? Dann muss das Geld verfügbar sein. Das ist mit Festgeld möglich, was aber derzeit kaum Zinsen abwirft.

Ich habe eine größere Summe zur Verfügung, die ich vielleicht in 10 bis 15 Jahren brauche. Wie lege ich am besten an?

Das A und O ist die breite Streuung. Suchen Sie sich Aktienfonds mit Anlegeschwerpunkten wie International, Europaweit, Deutschland. Außerdem können Sie sich eventuell noch zwei oder drei Mischfonds aussuchen.

Kann ich aus einem offenen Fonds aussteigen, wenn ich plötzlich das Geld brauchen sollte?

Fondsanlage ist sehr flexibel. Ihre Anteile können Sie jederzeit verkaufen. Nur bei offenen Immobilienfonds sind besondere Kündigungs- und Haltefristen zu beachten. Bei geschlossenen Fonds dagegen ist ein vorzeitiger Ausstieg kaum möglich.

Gibt es eigentlich noch Alternativen zum Aktienmarkt, die nicht so riskant sind?

Nein, ohne ein gewisses Risiko ist derzeit nichts zu haben. Sie sollten auch in gewisser Weise einen langen Atem haben. In den vergangenen zehn Jahren erzielten weltweit anlegende Aktienfonds im Schnitt drei bis vier Prozent im Jahr, in Deutschland anlegende sogar noch etwas mehr. Aber über mindestens fünf, besser über zehn Jahre sollten Sie Ihr Geld schon anlegen.

Worauf sollte ich bei der Auswahl von Anlageprodukten achten? Alles kann ich bestimmt nicht durchschauen.

Kaufen Sie nur, was Sie zumindest vom Prinzip verstehen. Ansonsten lassen Sie die Finger davon – selbst oder gerade, wenn die Erträge überdurchschnittlich vielversprechend sind. Fragen Sie nach Kosten und Risiken. Erhalten Sie keine überzeugenden Auskünfte, suchen Sie sich etwas anderes.

Welche Fonds bieten die besten Renditeaussichten?

Langfristig sind das Aktienfonds. Allerdings sind Wertschwankungen möglich, und die müssen Sie aushalten können. Investieren Sie möglichst langfristig – mindestens zehn Jahre – und nicht Ihre gesamten Rücklagen.

Welche sichere Anlage über zehn Jahre können Sie mir empfehlen, wenn ich monatlich eine bestimmte Summe abzweigen kann?

Ohne Risiko ist derzeit nichts zu haben. Für Ihre Zwecke geeignet erscheint ein Fondssparplan. Hier gibt es zwar ein gewisses Risiko durch Kursschwankungen, aber Sie sind bereits mit geringen Beiträgen dabei und können jederzeit aussteigen.

Ich habe mein Erspartes derzeit zu Hause. Kann ich es in ein Schließfach legen oder haben Sie einen anderen Tipp, damit es sicher ist?

Zahlen Sie Ihr Geld auf ein Bankkonto ein. Dort bringt es – je nach Anlage – eventuell noch etwas Ertrag, aber es ist auf alle Fälle sicherer als zu Hause. Anlagen wie beispielsweise Tagesgelder sind bei allen Banken in Deutschland und der EU zunächst bis zu 100.000 Euro staatlich gesichert. Freiwillige Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken und Sparkassen gehen noch darüber hinaus.

Alle Welt redet von ETF-Fonds. Was ist so toll daran?

Diese Fonds sind relativ einfach zu handhaben. Man ist, wie in allen anderen Fonds auch, flexibel und kann jederzeit aussteigen. ETFs sind durch fehlende Ausgabeaufschläge relativ kostengünstig. Denn diese Exchange Traded Funds gehören zu den sogenannten passiven Fonds, sie werden nicht aktiv gemanagt, sondern bilden einen Index ab – beispielsweise den Dax oder den MSCI World. Der Fonds schneidet immer so ab wie der Index, nicht schlechter, aber auch nicht besser.

Ich habe in einen Aktienfonds investiert. Was passiert eigentlich mit dem Geld, wenn die Fondsgesellschaft pleite geht?

Investmentfonds sind sogenanntes Sondervermögen und vom Vermögen der Fondsgesellschaft strikt getrennt. Bei Insolvenz geht das Fondsvermögen nicht in die Konkursmasse, sondern bleibt beim Anleger. Das gilt unabhängig davon, ob Sie den Fonds bei einer Bank, einem unabhängigen Vermittler oder direkt bei einer Fondsgesellschaft erworben haben.

Soll man nun Gold kaufen oder nicht?

Als Beimischung können fünf Prozent in Ordnung sein. Aber Gold wirft keine Zinsen ab und die Aufbewahrung kostet. Erwerben Sie keine Goldzertifikate, sondern tatsächlich Goldbarren oder Goldmünzen. Wenn Sie an einer Wertsteigerung von Gold teilnehmen wollen, ist es besser, Rohstofffonds zu kaufen, die in Goldminenaktien anlegen.

Ich besitze Aktienfondsanteile seit 2006. Ich habe gelesen, dass mit den neuen Steuerregelungen ab 2018 Wertsteigerungen künftig steuerpflichtig sind. Was mache ich da jetzt am besten?

Auf keinen Fall verkaufen. Wertsteigerungen von Fonds, die bis Ende 2017 entstanden sind, werden auch ab 2018 nicht steuerpflichtig. Dies gilt für Anteile, die vor 2009 erworben wurden. Erst Wertsteigerungen ab Anfang 2018 unterliegen der Besteuerung. Allerdings hat der Gesetzgeber hier einen Freibetrag von 100 000 Euro vorgesehen. Wenn Sie Ihre Anteile behalten, können Sie ab 2018 von diesem Freibetrag profitieren.

Ich habe jahrelang Premiumsparen gemacht, was gut lief. Jetzt wurde mir der Vertrag gekündigt. Ist das rechtens?

Nicht unbedingt. Widersprechen Sie auf alle Fälle schriftlich und sofort der Kündigung. Beschweren Sie sich dann beim Ombudsmann der Bank oder Sparkasse. Wenn dies nicht weiterhilft, wenden Sie sich an die Verbraucherzentrale, die sich ebenfalls solche Verträge anschaut und Ihnen weiterhelfen kann.

Mir wurde Fondssparen empfohlen. Wie funktioniert das? Kann ich auch aussteigen, wenn es mir zu viel wird?

Fondssparen funktioniert über den regelmäßigen Kauf von Fondsanteilen. Bei hohen Kursen erwerben Sie weniger Anteile, bei niedrigen mehr. Dadurch wird ein günstiger Durchschnittskurs erzielt. Sie können schon mit niedrigen Summen von 25 oder 50 Euro monatlich dabei sein. Aussteigen oder vorübergehend aussetzen ist jederzeit möglich.

Ich überlege, in einen geschlossenen Fonds einzusteigen, da ich das Geld demnächst nicht benötige und der Fonds gute Rendite verspricht. Was raten Sie?

Sie müssen wissen, dass es sich hierbei um eine unternehmerische Beteiligung handelt. Sie gehen damit ein unternehmerisches Risiko ein. Einen geschlossenen Fonds können Sie nicht veräußern, wenn Sie es möchten, sondern sind an eine bestimmte Laufzeit gebunden. Hier ist auch ein Totalverlust möglich. Lassen Sie sich bei Ihrer Entscheidung nicht von hohen Zinsversprechen leiten und studieren Sie den Fondsprospekt gründlich.

Ich bin jetzt 70 und kann etwa 10.000 Euro anlegen. Es soll aber sicher sein.

Sicher sind Tagesgelder, Festgelder und Sparbriefe, da hier die Einlagensicherung greift. Allerdings gibt es kaum Zinsen, momentan liegen sie zwischen 0,05 und 1,2 Prozent. Die besten Angebote machen in der Regel die Online-Banken.