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Telefonforum Finanzamt am Zahnersatz beteiligen

Im Volksstimme-Telefonforum ging es dieses Mal um die Besteuerung bei Senioren. Steuerberater aus Sachsen-Anhalt informierten die Leser.

23.10.2018, 23:01

Warum müssen Rentner Steuern zahlen?

Am 6. März 2002 hat das Bundesverfassungsgericht den Gesetzgeber aufgefordert, die Rentenbesteuerung systemkonform zu gestalten. Die bisherige Rentenbesteuerung war nicht verfassungsgemäß. Danach trat 2005 die neue Rentenbesteuerung in Kraft.

Ich bin alleinstehend und habe in diesem Jahr erstmals Rente bezogen (rund 30.000 Euro Jahresbruttorente). Wie hoch ist der steuerpflichtige Teil meiner Rente?

Der Besteuerungsanteil ist abhängig vom Jahr des Rentenbeginns. Bei einem Rentenbeginn im Jahr 2018 beträgt er 76 Prozent. Der Besteuerungsanteil steigt bis zum Jahr 2020 um jährlich zwei Prozentpunkte und danach um jeweils einen Prozentpunkt auf schließlich 100 Prozent im Jahr 2040 an. Wenn Sie eine jährliche Bruttorente in Höhe von 30.000 Euro in 2018 haben, sind davon 22.800 Euro (entsprechend 76 Prozent) steuerpflichtig: Auf die restlichen 7200 Euro zahlen Sie keine Steuern. Pauschalen für Werbungskosten und Sonderausgaben wie Versicherungsbeiträge oder außergewöhnliche Belastungen wie Medikamentenkosten sowie Zahnersatz, Brille, oder haushaltsnahe Dienstleistungen können die Steuerlast verringern. Wichtig ist es, darüber alle Belege aufzubewahren. Wer unsicher ist, ob er eine Einkommensteuererklärung machen muss, sollte z. B. bei einem Steuerberater Hilfe suchen.

Mein Mann und ich beziehen schon seit 2005 Rente. Vor kurzem wurden wir vom Finanzamt aufgefordert, eine Steuererklärung abzugeben. Wie sollten wir reagieren?

Sie sollten in jedem Fall eine Steuererklärung abgeben. Sollte die Steuer null sein, können Sie zukünftig beim Finanzamt einen Antrag auf Verzicht zur Abgabe der Steuererklärung stellen.

Ich habe vom Finanzamt für 2017 meinen Steuerbescheid erhalten. Für die Jahre 2018 und 2019 wurden erstmals Steuervorauszahlungen festgesetzt. Ist das rechtens?

Das Finanzamt kann Steuervorauszahlungen festsetzen, wenn die Steuern für ihre Alterseinkünfte 400 Euro überschreiten. Dabei geht das Finanzamt davon aus, dass die Rente und ggf. andere Alterseinkünfte in den kommenden Jahren nicht unter denen des Vorjahres liegen werden.

Ich bin seit einem halben Jahr Rentner und habe nebenbei noch Einnahmen aus der Verpachtung. Ich wohne in der Altmark und bin nicht mehr so mobil. Wie finde ich einen Steuerberater in Wohnortnähe?

Eine Übersicht über Steuerberater in Wohnortnähe finden Sie in den öffentlichen Verzeichnissen wie den „Gelben Seiten“ und auf der Internetseite des Dachverbandes der Steuerberaterverbände (www.dstv.de).

Ich beziehe seit 2002 Rente und meine Frau seit 2003. Gilt der neue Grundfreibetrag auch für uns?

Ja. Der gestiegene Grundfreibetrag gilt auch für die sogenannten Bestandsrentner, deren Einkünfte zu 50 Prozent besteuert werden. Der steuerfreie Teil der Alterseinkünfte aus dem ersten Rentenjahr (2005) wird als Rentenfreibetrag vom Finanzamt über die gesamte Rentenlaufzeit festgeschrieben. Künftige Erhöhungen der gesetzlichen Rente sind in voller Höhe steuerpflichtig. Wenn Sie als verheiratetes Paar Einkünfte von über 18.000 Euro erzielen, müssen Sie eine Steuererklärung beim Finanzamt einreichen.

Mein Vater bezieht seit 2015 eine gesetzliche Rente. Sie beträgt 16.500 Euro im Jahr. Weitere Alterseinkünfte hat er nicht. Muss er ab diesem Jahr Steuern auf seine Rentenbezüge zahlen?

Wenn Ihr Vater im Jahr 2015 in Rente ging, bleiben 30 Prozent seiner Altersbezüge steuerfrei. Das sind 4950 Euro. Es besteht ein zu versteuerndes Einkommen von 1550 Euro. Mit dem steuerpflichtigen Einkommen von 11.550 Euro liegt Ihr Vater über dem Grundfreibetrag von 9000 Euro. Damit entsteht eine Steuer. In welcher Höhe sie entsteht, hängt von den individuell absetzbaren Kosten ab.

Meine Mutter bezieht nur eine kleine Rente von monatlich 880 Euro. Sie hat Kapitaleinkünfte, die über dem Sparerfreibetrag liegen. Kann sie sich von der Pflicht zur Abgabe der Steuererklärung befreien lassen?

Sie kann eine sogenannte Nichtveranlagungsbescheinigung beim Finanzamt beantragen. Diese erteilte Bescheinigung gilt für bis zu drei Jahre lang. Eine vorliegende Nichtveranlagungsbescheinigung kann Ihre Mutter dann bei ihrer Bank einreichen. Damit entfällt die Besteuerung der Zinsen auf die Kapitaleinkünfte Ihrer Mutter.

Muss die Riesterrente versteuert werden?

Der Staat begünstigt die Einzahlung in Riesterrenten mit einem Steuervorteil und Zulagen. Deshalb sind die Auszahlungen zu 100 Prozent steuerpflichtig.

Welche Leistungen aus der betrieblichen Altersvorsorge sind auf der Anlage R der Steuererklärung zu erfassen?

Auf Seite 2 der Anlage R sind Leistungen aus Pensionsfonds, Pensionskassen und auch einer Direktversicherung zu erfassen. Die Erfassung erfolgt unabhängig davon, ob die Beiträge zusätzlich zum Arbeitslohn oder im Wege der Gehaltsumwandlung geleistet wurden. Nicht auf der Anlage R erfasst werden Leistungen aus einer Direktzusage oder einer Unterstützungskasse. Es handelt sich in diesen Fällen um Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit, die in der Anlage N als Versorgungsbezug zu erfassen ist.

Gibt es steuerliche Entlastungen für Senioren mit körperlichen Behinderungen?

Alle Steuerpflichtigen mit gesundheitlichen Einschränkungen, auch Rentner, können Behindertenpauschalbeträge in Anspruch nehmen. Die Höhe ist abhängig vom Grad der Behinderung laut Eintrag im Schwerbehindertenausweis.

In diesem Jahr habe ich teure Zahnimplantate bekommen. Die Kosten hat die Krankenkasse nicht übernommen. Ich habe sie selbst bezahlt. Kann ich die medizinisch notwendigen Ausgaben für die Zahnimplantate von der Steuer absetzen, und wenn ja, wo?

Sie können die Ausgaben für die Zahnimplantate und andere krankheitsbedingte Ausgaben bei den außergewöhnlichen Belastungen geltend machen. Dabei ist die Höhe der Erstattung generell abhängig von der Höhe Ihrer steuerpflichtigen Einkünfte. Entsprechend steigen mit höherem Einkommen die zumutbaren Belastungen des Steuerpflichtigen und prozentual sinkt die Höhe der Rückerstattung.