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Telefonforum Wie man Geld gewinnbringend anlegt

Beim Volksstimme-Telefonforum geht es dieses Mal um das Thema Anlagemöglichkeiten. Zwei Experten standen Rede und Antwort.

10.07.2018, 23:01

Sparer haben es nicht leicht. Zwischen Zinsen um null und einer Teuerungsrate um zwei Prozent schmelzen die Einlagen dahin. Die Alternative, Geld am Aktienmarkt anzulegen, hat aber auch ihre Tücken. Über diese, Risiken und individuell angepasste Anlageformen gaben Frank Schöndorf vom deutschen Fondsverband BVI und Peter Klipp von der Stiftung Warentest/Finanztest Auskunft.

Mein Sohn ist Anfang 30 und möchte jeden Monat 100 Euro mit Hilfe von ETF (Exchange-traded Fund; börsengehandelter Fonds) und möglichst gestreut anlegen. Was empfehlen Sie?
Sie können die Summe aufteilen und einen Teil in einen ETF auf den MSCI World und den anderen Teil in einen ETF auf den Dax anlegen. Eine größere Streuung würden wir bei dieser Summe nicht empfehlen. Da Ihr Sohn einen langen Anlagehorizont vor sich hat, können Kursschwankungen ausgeglichen werden.

Womit lässt sich das Risiko bei einer Wertpapieranlage etwas minimieren?
Zum einen über die Streuung. Halten Sie es mit dem alten Sprichwort: Nicht alle Eier in einen Korb legen. Zum anderen über die Laufzeit. Je länger Sie Ihr Geld liegen lassen können, desto besser lassen sich Kursschwankungen ausgleichen.

Ich bin Mitte 80. Welche sichere Geldanlage empfehlen Sie mir? Ich möchte das Geld verfügbar haben.
Auch wenn Sie derzeit keine Zinsen bekommen – es kommt in diesem Fall nur eine Aufteilung in Tages- und Festgeldanlage infrage.

Ich konnte selbst bei Online-Banken keine Festgeldanlage finden, deren Verzinsung die Teuerungsrate übersteigt. Was soll ich mit dem Geld machen, das ich in etwa einem halben Jahr für einen Autokauf benötige?
Tatsächlich werden momentan praktisch keine sicheren Festgeldanlagen angeboten, deren Rendite höher als die Inflationsrate ist. Dennoch raten wir Ihnen zu einer Anlage in Festgeld oder Tagesgeld. Da das Kapital zu einem festen Zeitpunkt in der nahen Zukunft verfügbar sein muss, haben andere Anlagen mit höherer Rendite, aber größeren Wertschwankungen, wenig Sinn.

Kann man sich auf die europäische Einlagensicherung tatsächlich bei jeder EU-Bank verlassen?
Zunächst einmal sind in der EU bis zu 100.000 Euro pro Bank und Anleger, bei Gemeinschaftskonten 200.000 Euro gesichert. Wir empfehlen, sich eine Bank, das gilt auch für online, in einem Land mit einer hohen Wirtschaftskraft zu suchen. Eine Auswahl finden Sie in den Untersuchungen von Finanztest. Es ist möglich, dass Sie ansonsten im Falle einer Entschädigung eine längere Wartezeit in Kauf nehmen müssen.

Sind deutsche und europäische Einlagensicherung gleich?
Zusätzlich zur europäischen Einlagensicherung gehören die meisten Privatbanken in Deutschland dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken an. Hier sind Einlagen in Millionenhöhe abgesichert. Auch öffentliche Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken hierzulande haben zusätzliche Systeme, die über die gesetzliche Einlagensicherung hinausgehen.

Es heißt, Fonds seien sicher. Wieso?
Bei Investmentfonds handelt es sich um sogenanntes Sondervermögen, das getrennt vom Vermögen der Fondsgesellschaft bei einer Verwahrstelle gehalten wird. Selbst im Falle einer Insolvenz der Fondsgesellschaft oder der Verwahrstelle geht das Sondervermögen nicht an den Konkursverwalter, sondern bleibt eigenständig erhalten. Dabei ist es gleich, wo der Fonds erworben wurde: bei einer Bank, einem unabhängigen Vermittler oder direkt bei einer Fondsgesellschaft.

Kann man auch mit ETF breit streuen?
Sie können ebenso wie bei jedem anderen Fonds auch verschiedene ETF für Ihre Geldanlage wählen. Für die weltweite Streuung können Sie einen ETF auf den MSCI nutzen, für Deutschland einen ETF auf den Dax und für Europa einen ETF auf den EuroStoxx. Ein ETF beinhaltet bereits eine bestimmte Streuung, da er einen Index abbildet.

Sind Rentenfonds als zusätzliche private Altersvorsorge sinnvoll? Ich bin 40 Jahre alt und angestellt.
Bis zum Beginn Ihrer Rente werden noch rund 25 Jahre vergehen. Bei einem derart langen Zeitraum wäre ein monatlicher Sparplan in einen breit streuenden Aktienfonds sinnvoller. In den vergangenen 25 Jahren haben Sparpläne in global anlegende Aktienfonds im Schnitt jährlich eine Rendite von mehr als fünf Prozent erzielt. Die Ergebnisse von Rentenfonds liegen deutlich darunter. Da ein schnelles Ende der Niedrigzinsphase nicht absehbar ist, dürften Rentenfonds auch in naher Zukunft nicht besser als Aktienfonds abschneiden. Die Wertschwankungen von Aktienfonds können Sie aufgrund des langen Anlagehorizontes „aussitzen“.

Wo kann ich Geld anlegen, das Rendite bringt, aber in gewisser Weise auch sicher ist?
Generell gilt: Ohne ein gewisses Risiko ist keine Rendite zu haben. Sie haben aber die Möglichkeit, Ihre Anlage nach Ihrer persönlichen Risikobereitschaft auszuwählen. Wenn Sie eine längere Laufzeit vor sich haben, also mindestens fünf, besser zehn Jahre, können Sie in Aktienfonds investieren. Das Risiko der Kursschwankungen wird in dieser Zeit in der Regel ausgeglichen. Möchten Sie das Risiko noch ein wenig geringer halten, können Sie auch einen gemischten Fonds wählen. Dieser investiert zum Teil in Aktienfonds und zum Teil in festverzinsliche Wertpapiere. Hier sind die Kursschwankungen geringer, aber auch die Renditeaussichten.

Meine Tochter ist Anfang dreißig. Kommt für sie Riestersparen infrage? Wenn ja, für welche Form sollte sie sich entscheiden?
Einen Riestervertrag sollte sie auf jeden Fall abschließen. Da sie noch jung und die Sparphase bis zur Rente noch lang ist, sollte sie mit Hilfe eines Sparplans in einen Aktienfonds einzahlen. In der Vergangenheit haben solche Fonds in der Regel langfristig die höchste Rendite erbracht. Dazu kommt die staatliche Förderung. Die Grundzulage beträgt jetzt 175 Euro jährlich. Meldet sich Nachwuchs an, kämen pro Kind und Jahr noch einmal 300 Euro dazu. Sie selbst müsste für diese maximale Förderung vier Prozent ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens einzahlen, abzüglich der Zulagen. Einzahlungen und staatliche Förderung sind zum Laufzeitende garantiert.

Gibt es eine Möglichkeit, mehr als die Inflationsrate herauszuholen, ohne in das Risiko des Börsenmarktes einzusteigen?
Das ist derzeit praktisch nicht möglich. Die Zinsen für Tages- und Festgeld liegen fast durchgängig unter einem Prozent, niedriger als die Inflationsrate. Ohne die Bereitschaft, ein gewisses Risiko einzugehen und in Wertpapieren anzulegen, ist kaum eine ordentliche Rendite erzielbar. Sie sollten eine Laufzeit von fünf, besser zehn Jahren einplanen. Dadurch lassen sich Kursschwankungen in der Regel ausgleichen.

Was halten Sie derzeit von Gold?
Auch jetzt gilt: Nur als Beimischung und nicht mehr als fünf bis zehn Prozent Ihres gesamten Kapitals. Mit der Anlage in Gold können Sie weder Zinsen noch sonstige laufende Erträge erwirtschaften. Zudem waren in der Vergangenheit sehr große Preisschwankungen zu beobachten. Eine Alternative wären Rohstofffonds. Diese legen in Unternehmen an, die in den Rohstoffmärkten tätig sind, also auch in der Goldförderung. Damit ist eine breitere Streuung Ihres Kapitals zu erzielen und es gibt regelmäßige Ausschüttungen des Fonds.

Mein Sohn ist Mitte zwanzig. Was ist für ihn als Einsteiger am Aktienmarkt zu empfehlen?
Finanztest hat für Einsteiger das sogenannte Pantoffelportfolio entwickelt. Je nach Risikobereitschaft kann er die Bausteine Rendite und Sicherheit zusammenstellen. Für die Rendite eignet sich ein ETF auf den MSCI World oder den MSCI World All Countries. Da Ihr Sohn noch jung ist und die Anlage lange laufen kann, ist ein höherer Aktienanteil sinnvoll. Für die Sicherheit kommt ein Renten-ETF mit einer Mischung aus Euro-, Staats- und Unternehmensanleihen infrage. Möchte Ihr Sohn eine Zinserhöhung einkalkulieren, kann er auch Tages- oder Termingeld wählen. Im Prinzip kann das Depot dann liegenbleiben – vielleicht einmal im Jahr sollte er schauen, ob die Mischung mit seiner persönlichen Situation noch konform geht.

Inwieweit sollte man bei der Auswahl von Fonds die Ausschüttung von Dividenden beachten?
Unter den Aktienfonds werden häufig „Dividendenfonds“ angeboten. Diese Fonds investieren in Unternehmen, die ihren Aktionären kontinuierlich hohe Dividenden zahlen. Wenn Sie auf regelmäßige Ausschüttungen Wert legen, könnte solch ein Fonds für Sie interessant sein.

Sind bei einem ETF, der in Schwellenländer investiert, auch Währungsrisiken zu beachten?
Ja, wie bei jeder Anlage außerhalb des eigenen Währungsraumes können Wechselkursschwankungen das Ergebnis der Anlage beeinflussen.

Woher soll ich wissen, ob sich ein Fonds künftig gut entwickelt?
Leider kann niemand die künftige Entwicklung vorhersagen. Man kann nur in die Vergangenheit schauen, welche Fonds über lange Zeit gut gelaufen sind. Versuchen Sie, ein Gefühl dafür zu entwickeln, mit welchen Fonds Sie sich anfreunden könnten. Jeder hat andere Gründe für seine Entscheidung.