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Garten Welche Auswirkungen hat der Klimawandel?

Experten erklären, wie Obstbäume im heimischen Garten auf die veränderte Vegetationszeit reagieren.

28.08.2020, 19:00

Hamburg/Dresden (dpa) l Das Alte Land, die Niederelberegion zwischen Hamburg und Cuxhaven, ist das größte zusammenhängende Obstanbaugebiet Nordeuropas. Im Esteburg- Obstbauzentrum Jork haben sich mehrere Institutionen zusammengetan, um den Erwerbsobstbau mit Forschung, Beratung, Aus- und Weiterbildung zu unterstützen.

„Die Auswirkungen des Klimawandels verändert den Obstanbau schleichend“, sagt Institutsleiter Karsten Klopp. Anhand von langjährigen Wetterdaten haben die Experten festgestellt, dass die Durchschnittstemperatur im Alten Land seit 1975 um eineinhalb Grad gestiegen ist. Die Apfelbäume reagieren darauf mit einer verfrühten Blüte. Das heißt, sie blühen nicht mehr wie bisher im Mai, sondern schon im April. „Problematisch ist dies, wenn es dann nochmal zu kalten Nächten kommt und die empfindlichen aufgebrochenen Knospen durch Frost zerstört werden“, erklärt Klopp. Die Vegetationszeit geht zudem nicht nur früher los, sondern dauert auch länger. „Und zwar bis in den November hinein“, fügt Henryk Flachowsky, Leiter des Julius-Kühn-Fachinstituts für Züchtungsforschung, hinzu.

Die Unvorhersehbarkeit von Starkregen, Frost, Hagel und Trockenperioden macht es den Obstbauern nicht leicht. Hinzu kommt, dass die Wärme die Ausbreitung von Insekten und Pilzen begünstigt. „Schädlinge reagieren mit einer neuen Dynamik, verstärktem Wachstum und schnelleren Generationenfolgen“, sagt Klopp. Ohne menschlichen Eingriff ist die schmackhafte Frucht da schnell von Larven bevölkert oder von Pilzen durchzogen. Im heimischen Garten wird der Apfelbaum trotz aller Unwägbarkeiten weiterhin viel und gern gepflanzt. „Apfelbäume sind mit Abstand die meistgepflanzten Kernobstbäume in deutschen Gärten, gefolgt von Birne, Quitte und Mispel“, weiß Johannes Schmitt von der Obstbaumschule Schmitt aus dem bayerischen Poxdorf.

Schmitt sieht im Hobbygartenbereich bisher keine Notwendigkeit das Sortenspektrum zu überdenken. Allerdings wird die Wurzelstärke zukünftig wichtig werden. „Die Wuchsstärke muss erhöht werden, denn der Baum braucht ein größeres Wurzelvolumen, um Wasser aus tieferen Regionen besser erschließen zu können“, sagt Schmitt. Flachowsky bestätigt dies: Ist ein Baum gut im Boden verankert, kommt er laut dem Experten auch mit wochenlangen Trockenperioden gut zurecht. Des Weiteren rät Flachowsky, die Baumscheiben sauber zu halten und nach Möglichkeit mit Rasenschnitt und Hackschnitzeln abzudecken, um der Verdunstung des Wassers entgegenzuwirken, auch wenn Wasser im deutschen Obstanbau bisher noch kein begrenzender Faktor ist.

Schutz vor zu hoher Sonneneinstrahlung und einem Sonnenbrand der Früchte bietet der passende Standort im Halbschatten. „Kleinere Bäume können mit Planen abgedeckt werden“, erklärt Schmitt. Auch um die Bäume gegen Frühjahrsfröste zu schützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. „Bei kleinen Bäumen reicht ein über die Krone geworfenes Vlies“, sagt Schmitt. Auch eine Frostschutzberegnung mit dem Gartensprenger hält er für sinnvoll.