1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Weihnachtsdeko als Gefahr für Kinder

Gesundheit Weihnachtsdeko als Gefahr für Kinder

Manchmal kann der Weihnachtsschmuck zu einem Risiko für allzu neugierige Kleinkinder werden.

Von Uwe Seidenfaden 15.12.2017, 00:01

Magdeburg l Die Wochen vor dem Weihnachtsfest sind für kleine Kinder voller Entdeckungen. Bunte Advents- und Türkränze schmücken viele Wohnungen. Nüsse, Räucherkerzen und ätherische Duftöle verbreiten den Geruch von Weihnachten.

Die Überraschungen können dazu verleiten, Dinge in den Mund zu stecken, die dort eigentlich nicht hineingehören. Und wenn sie nicht gleich wieder auftauchen, ist bei Eltern die Sorge groß – noch zumal wenn die Kinder mit Bauchschmerzen oder schlimmeren Beschwerden reagieren. Was ist zu tun, wenn ein Kind Dekomaterial vom Adventskranz, Beeren oder Pflanzenblätter usw. verschluckt hat? Ist es besser, gleich den Notarzt zu rufen?

Ein Problem sind verschluckte Fremdkörper, die in der Luft- oder Speiseröhre stecken bleiben. Das kann unter anderem zu starken Würgereizen und Atemnot führen. „Wenn augenscheinlich Gefahr für Leib und Leben besteht, ist sicherheitshalber der Rettungsdienst unter der Notfallnummer 112 zu rufen“, rät Oberarzt Dr. Michael Gleißner, Leiter der Kinderintensivstation am Uniklinikum Magdeburg. Das ist z.B. bei Nichtansprechbarkeit des Kindes, bei apathischem Verhalten, Bewusstlosigkeit und akuter Luftnot bzw. bei Krämpfen der Fall. „Die meisten Eltern haben ein gutes Gespür dafür, wenn umgehend ärztliche Hilfe notwendig ist.“ Außerdem wird kein Arzt Eltern einen Vorwurf machen, wenn sich letztlich herausstellen sollte, dass die Situation weniger schlimm als befürchtet war. Die größten Risiken gehen nach der Erfahrung des langjährigen Kinderarztes von verschluckten Knopfzellen aus Uhren oder Spielzeugen aus. „Knopfzellen können schwere Schäden in der Speiseröhre verursachen, wenn sie nicht umgehend in der klinischen Notfallambulanz entfernt werden. Gelegentlich kommt es auch vor, dass Nüsse und hartes Weihnachtsgebäck in der Speiseröhre stecken bleiben. Ist das Kind ansprechbar und ohne Luftnot, kann man versuchen, mit einigen Schlückchen stilles Wasser das Problem selbst zu beseitigen.

Lebensbedrohliche Vergiftungen sind eher selten. Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Brechreiz können beispielsweise die weißen Blütenblätter der Christrose und die roten Früchte der Stechpalme auslösen, die gerne in Adventsgestecken verwendet werden. Da die Beeren jedoch bitter schmecken, nehmen die Kinder meist nur geringe Mengen auf. Die süßlich schmeckenden, weißen Beeren der Mistel verursachen oft nur leichtere Magen-Darmbeschwerden. Unter den giftigen Pflanzen, die in der Adventszeit in vielen Haushalten zu finden sind, ist der rote Weihnachtsstern. Er zählt zu den sogenannten Wolfsmilchgewächsen. Der Weihnachtsstern ist giftig und kann neben Magen- und Darmbeschwerden auch starke Augenreizungen auslösen. „Eltern mit Kleinkindern sollten erwägen, auf den Weihnachtsstern zu verzichten“, rät Dr. Dagmar Prasa, kommissarische Leiterin des mitteldeutschen Giftinformationszentrums in Erfurt. Zumindest sollte die Pflanze unerreichbar für die kleinen Entdecker aufgestellt werden. „Gefährlich für Kinder können auch die zu Weihnachten beliebten, ätherischen Duftöle werden, wenn sie verschluckt werden“, ergänzt Dr. Gleißner. Nicht zu unterschätzen sind ebenso Vergiftungen durch Medikamente, darunter auch solche, die für Erwachsene frei verkäuflich in der Apotheke zu erhalten sind. Deshalb ist u.a. auch beim Besuch der Großeltern darauf zu achten, dass Tabletten für Kinderhände unerreichbar sind. Gleiches sollte ebenso für Alkohol und für Pralinen mit Alkoholfüllung gelten. Zum Gllück sind wirklich lebensbedrohliche Vergiftungen bei Kleinkindern in der Weihnachtszeit vergleichsweise selten, sagen die Experten.

Zugleich raten sie dringend, Kinder nicht zum Erbrechen zu bringen, um Luft- und Speiseröhre vor zusätzlichen Schäden durch zurückfließende Stoffe zu bewahren. Stattdessen kann es bei leichteren Bauchschmerzen hilfreich sein, ein Glas Wasser ohne Kohlensäure, Tee oder Saft zu trinken. Von größeren Flüssigkeitsmengen wird abgeraten. Auch Milch ist zu meiden, denn sie kann die Aufnahme fettlöslicher Gifte in den Körper zusätzlich fördern. Bei Anrufen im Giftinformationszentrum bzw. bei einem direkten Kontakt mit dem Notarzt sollten Eltern möglichst Angaben über die verschluckten Dinge geben können – z.B. über Art und Menge und die seither vergangene Zeit. Bei Tablettenvergiftungen sollten die Verpackung oder Resttabletten vorweisbar sein.

 

Der Notruf des Giftinformationszentrums in Erfurt ist rund um die Uhr zu erreichen unter Telefon 0361/ 730730. Allgemeine Infos gibt es im Internet: www.ggiz-erfurt.de