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Medizin Wenn die Stimme versagt

HNO-Ärzte des Magdeburger Uniklinikums nutzen die neueste Kino-Technik, um kleinste krankmachende Veränderungen im Hals aufzuspüren.

Von Uwe Seidenfaden 11.02.2016, 00:01

Magdeburg l Echte Fußballfans feuern ihre Vereine auch bei nasskaltem Schnupfenwetter lautstark an. Das ist doppelter Stress für die Stimmlippen. Nach 90 Minuten Spieldauer sind sie oft rötlich entzündet und geschwollen. Man wird heiser und verspürt den Drang, sich ständig zu räuspern.

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, die Stimme zu schonen, den Fanschal um den Hals zu legen und ein warmes, alkoholfreies Getränk zu sich zu nehmen, raten HNO-Ärzte wie Professor Dr. Christoph Arens, Direktor der Magdeburger Universitäts-HNO-Klinik. Dann heilen seltene Überanstrengungen des Stimmapparates auch wieder aus.

Doch je länger der Stress anhält, desto höher ist das Risiko bleibender Schäden. Vor allem die Ränder und Oberflächen der Stimmlippen sind gefährdet. Dort können sich nach einiger Zeit Verhärtungen, Knötchen bis hin zu grau-glasigen Schleimhautwucherungen (Polypen) bilden.

Eine häufige Folge davon ist, dass die Stimmlippen nicht mehr ungehindert schwingen, die Stimme heiser klingt und Schmerzen beim Sprechen auftreten.

Ein erhöhtes Risiko haben Menschen, die beruflich ihre Stimme viel gebrauchen und fehlbelasten. Dazu zählen insbesondere Sänger, Lehrer, Verkäufer, Kindergärtner und Sporttrainer beiderlei Geschlechts.

Ebenso begünstigen die Refluxkrankheit (Magensäurerückfluss bis in den Rachenraum), Rauchen und ständiger Alkoholgenuss sowie häufige Virus-Infektionen die Entstehung von chronischen Schleimhautschäden im Kehlkopfbereich. „Hält eine Heiserkeit länger als drei Wochen an, sollte ein HNO-Arzt die Ursache abklären“, rät Professor Arens. Für die Kehlkopf- und Stimmlippenuntersuchungen gibt es verschiedene Verfahren, die in HNO-Praxen eingesetzt werden (z. B. Kehlkopfspiegelung mit starren und flexiblen Endoskopen).

Zur genauen Beurteilung von schlecht einsehbaren Schleimhaut-Veränderungen kommen zunehmend häufiger flexible Endoskope zum Einsatz. Dabei wird ein dünnes, biegsames Lichtleiterkabel durch die Nase zum Kehlkopf vorgeschoben. Dadurch kann der HNO-Arzt mikroskopisch kleine Veränderungen der Schleimhaut erkennen.

Das erste 4K-HNO-Endoskop ist seit kurzem im Magdeburger Uniklinikum im Einsatz. 4K heißt, dass die räumliche Auflösung viermal besser als die eines Full-HD-Fernsehers ist. Das entspricht dem digitalen Kinostandard 4K. „Wir können damit zum Beispiel sehr genau zwischen Stimmlippenknötchen oder Stimmlippenzysten unterscheiden bzw. die Frühstadien eines Stimmlippen-Tumors erkennen“, erklärt Professor Arens.

„Mit der modernen 4K-HNO-Endoskop-Technik haben wir die Chance, künftig die Krebsvorstufen besser zu erkennen und Patienten schonender zu behandeln“, so der Mediziner am Uniklinikum Magdeburg.