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Gesundheit Auch Vegetarier haben Darmkrebs

Der März ist Darmkrebsmonat. Vorsorgeuntersuchungen haben die Zahl der Neuerkrankungen gesenkt.

Von Uwe Seidenfaden 24.03.2016, 00:01

Magdeburg l Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebserkrankung nach Brust- und Prostatakrebs in Deutschland. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts muss jeder 20. Bundesbürger damit rechnen, im Verlauf seines Lebens Darmkrebs zu entwickeln. Die gute Nachricht ist, dass nach Untersuchungen am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) seit der Einführung der Vorsorge-Darmspiegelung im Jahr 2002 die Zahl der Neuerkrankungen und Todesfälle nachweislich gesunken ist.

In welchem Umfang auch eine gesündere Lebensweise dazu beigetragen hat, ist nicht eindeutig zu beantworten. Ein erheblicher Risikofaktor ist das Lebensalter. Neun von zehn Menschen sind bei der Diagnosestellung über 50 Jahre. Nur ein kleiner Teil hat eine „Tumor-Familiengeschichte“ (HNPCC und FAP-Gendefekte) oder ein erhöhtes Risiko in Folge chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa und Morbus Crohn). Diese Patientengruppen benötigen bereits in jungen Jahren regelmäßige Kontrolluntersuchungen (siehe auch Text: „Krebsvorstufen früh erkennen“).

Einige Risikofaktoren sind mit einer gesunden Lebensführung zu verringern. Dazu zählt der Verzicht auf das Rauchen, wie viele Studien zeigen. Forscher vom Europäischen Krebsforschungsinstitut in Mailand haben errechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, an Darmkrebs zu erkranken, für Raucher um 18 Prozent höher ist als für Nichtraucher. Ein vergleichbar hohes Risiko haben Menschen, die täglich Alkohol trinken.

Auch größere Abweichungen vom Normalgewicht sind mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko verbunden, sagt Dr. Ulrike von Arnim, Oberärztin an der Magdeburger Uniklinik für Gastroenterologie. Das betrifft Übergewichtige ebenso wie Untergewichtige. Dagegen gibt es bislang keine eindeutigen Beweise für einen Zusammenhang zwischen chronischen Verstopfungen und Darmträgheit mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko.

In welchem Maße die Art der Ernährung sich auf das Krebsrisiko auswirkt ist seit über fünf Jahrzehnten Gegenstand epidemiologischer Studien. Auf deren Grundlage warnte die Weltgesundheitsorganisation WHO im vorigen Jahr vor dem täglichen Verzehr von rotem Fleisch (Schwein, Rind, Kalb, Lamm) und von Fleischprodukten (z.B. Wurstwaren, Pasteten). Auch Arten der Fleischzubereitung, insbesondere das starke Anbraten und Grillen, stehen im Verdacht, krebserregende Substanzen zu bilden. Einen schützenden Effekt sollen hingegen die in Gemüse, Obst und Vollkornprodukten enthaltenen Ballaststoffe haben. Darauf weisen u. a. Ergebnisse der seit 1992 laufenden europäischen EPIC-Studie mit etwa 520 000 Teilnehmern aus zehn Ländern hin. Die WHO-Empfehlung lautet, fünf Mal am Tag Obst und Gemüse zu sich zu nehmen – mindestens 130 Gramm pro Portion, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Als natürliche Darmkrebsschutz-Mittel in der Diskussion ist das bei Sonnenlicht von der Haut gebildete Vitamin D und die insbesondere in Seefischen sowie in Leinöl enthaltenen Omega-3-Fettsäuren. Ob auch sogenannte probiotische oder fermentierte Lebensmittel einen gesundheitlichen Zusatznutzen haben, ist hingegen umstritten. „Nur wenige Zusammenhänge sind bislang so überzeugend bewiesen, dass daraus konkrete Ernährungsempfehlungen abgeleitet werden können“, so der Leiter des Heidelberger EPIC-Studienzentrums, Prof. Dr. Rudolf Kaaks vom DKFZ. Mit einer gesunden Ernährung lässt sich das Darmkrebsrisiko sicher nicht auf null senken. Schließlich können auch Vegetarier und Nichtraucher an Darmkrebs erkranken. Daher empfehlen die Ärzte unbedingt zur Darmkrebsvorsorge zu gehen.

 

Mehr Hintergrundinformationen gibt es unter www.darmkrebs.de