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Allergie Wenn Erdnussflips tabu sind

Allergien gegen Nüsse kommen besonders häufig vor. Treten sie bei Kindern auf, muss sich ihr Umfeld auf sie einstellen.

23.05.2018, 23:01

Lübeck (dpa) l „Die erste Reaktion kommt wie ein Blitz aus heiterem Himmel“, sagt Matthias Kopp. Das Kind isst etwas, und plötzlich geht es los: Rote Stellen auf der Haut, das Kind kratzt sich. Es erbricht vielleicht oder bekommt auf einmal keine Luft mehr. All das können Anzeichen einer Lebensmittelallergie sein. Gegen Erdnüsse oder Nüsse kommen sie besonders häufig vor.

„Wann und wie sich der Körper gegen ein Allergen sensibilisiert und das als gefährlich einstuft, bekommt man nicht mit“, erklärt Kopp, der die Kinderpneumologie und -allergologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck leitet. Deswegen sind die meisten nicht auf die erste allergische Reaktion vorbereitet.

Reagiert ein Kind erstmalig auf diese Weise, nachdem es Nüsse gegessen hat, sollten Eltern rasch handeln, sagt Allergologe Kopp. Er rät, zu schauen: Welche Symptome sind da? Ein Engegefühl im Hals? Verändert sich die Sprache, speicheln die Kinder oder klagen über Schwindelgefühl? In so einer Situation sollte man sofort den Notarzt rufen und auf Hilfe warten. Keinesfalls sollten sich die Eltern selbst ans Steuer setzen.

Ist dem Kind erstmal geholfen, steht die Diagnose an. „Goldstandard“ ist laut Kopp ein aufwendiger Test in der Klinik, wo das Kind kleinste Allergenmengen unter genauer Überwachung isst. Stellt sich dabei heraus, dass der Körper tatsächlich auf Erdnuss oder Nüsse reagiert, sind sie ab sofort tabu. Bei vielen Eltern löst das erst einmal Sorge aus, weiß die Berliner Kinderärztin Ute Staden. Sie schult Eltern und Kinder beim „Förderkreis Schulung chronisch kranker Kinder“ im Umgang mit Nahrungsmittelallergien. „Ins Restaurant gehen oder das Kind zu einer Geburtstagsparty schicken, das kommt einem alles erstmal wie ein Risiko vor. Aber es ist ja alles handelbar.“

Der Blick auf Zutatenlisten wird zur Gewohnheit: Erdnuss und Schalenfrüchte sind Allergene, die gekennzeichnet werden müssen. Viele Hersteller drucken außerdem Hinweise wie „Kann Spuren von Schalenfrüchten enthalten“ auf die Verpackung. Solch ein Spurenhinweis sei allerdings freiwillig. Im Zweifel sollten Eltern direkt beim Hersteller nachfragen. Denn schon kleine Krümel können gefährlich sein.