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Depressionen Gute Freunde reduzieren Stress

Andauernder Stress kann krank machen. Wer betroffen ist, fühlt sich nicht selten seelisch ausgebrannt und erschöpft. Was hilft dagegen?

Von Uwe Seidenfaden 21.11.2016, 00:01

Magdeburg l Depressionen zählen in Deutschland zu den häufigsten Volkskrankheiten. Mindestens vier Millionen Bundesbürger leiden an ausgeprägten depressiven Störungen, so Professor Dr. Thomas Frodl, Direktor der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Magdeburg auf dem gestrigen Medizinischen Sonntag – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Uniklinikums, der Urania und der Volksstimme.

Andauernder Stress im Beruf oder im familiären Umfeld zählt neben individuellen genetischen Risiken und unverarbeiteten Kindheitserfahrungen (z. B. Vernachlässigung und Missbrauch) zu den Hauptrisikofaktoren, die zu einer depressiven Störung führen können.

In seinem Vortrag informierte Professor Frodl ausführlich über die neurobiologischen Grundlagen normaler Hirnfunktionen und Veränderungen, die durch unbewältigten chronischen Stress hervorgerufen werden können.

Eigentlich ist Stress eine nützliche Sache, denn er sorgt in Alarmsituationen dafür, dass der Körper abwehrbereit gegenüber Bedrohungen ist. Früher waren das Angriffe von wilden Tieren oder kriegerischen Artgenossen. Heute sind es oftmals Über- oder Unterforderungen im Beruf oder einschneidende soziale Veränderungen im familiären Umfeld. Als Reaktion auf einen Stressreiz produziert der Körper verschiedene Hormone, wie Adrenalin und Cortisol. Sie steigern u. a. den Blutdruck und reduzieren Verdauungsprozesse. Nerven und Muskulatur werden in Alarmbereitschaft versetzt, um schnell fliehen oder kämpfen zu können. Danach folgt normalerweise eine Phase der Entspannung, in der verschiedene „Glückshormone“ freigesetzt werden. Sie sorgen dafür, dass der Körper sich wieder erholen kann. Wird der Stress aber nicht abgebaut, z. B. durch körperliche Aktivität, können Psyche und Körper Schaden nehmen.

Der Magdeburger Psychiater beschrieb verschiedene Arten von depressiven Störungen, wie beispielsweise bipolare und saisonale Depressionen sowie Depressionen, die begleitend zu vielen organischen Erkrankungen wie Krebs und Diabetes oder nach der Geburt eines Kindes auftreten können.

Verschiedene Therapien stehen zur Behandlung zur Verfügung. Dazu zählen Psychotherapien ebenso wie antidepressiv wirkende Medikamente, sportliche Betätigungen, Lichttherapien, Schlafentzug sowie verschiedene Stimulationsverfahren (Magnetstimulation, Elektrokrampftherapie).

Auf die Wichtigkeit der sozialen Unterstützung bei der Prävention und der Behandlung von depressiven Störungen verwies der Klinikmitarbeiter und Facharzt für Psychiatrie Dominik Albrecht in seinem Vortrag. Gut funktionierende soziale Beziehungen sind ein wichtiger Beitrag und Schutz vor chronischem Stress und Depressionen. Albrecht berichtete auch über das häufige Phänomen des „Ausgebranntseins“. Dabei handelt es sich nicht um eine eigenständige Krankheit, sondern vielmehr um einen Risikofaktor für psychische Erkrankungen, so der Magdeburger Psychiater.

Um den Teufelskreis aus andauernden Stressreizen so früh wie möglich zu unterbrechen, gibt es verschiedene Wege der Prävention, die Albrecht in Mitmachübungen für das Publikum demonstrierte. Er verwies darauf, dass einige Krankenkassen auch Seminare zur Stressprävention anbieten.

Die Vorträge können ab sofort auch hier im Internet angesehen werden.