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Gesundheit Gefährliche „Brandherde“ im Bauch

Wer unter chronischen Darmentzündungen leidet, muss häufig sein Leben dauerhaft umstellen. Therapie beugt schweren Komplikationen vor.

Von Uwe Seidenfaden 09.05.2017, 01:01

Magdeburg l Es ist ein anrüchiges Problem, über das viele Menschen lieber schweigen: der Durchfall. Oft handelt es sich um eine Reaktion auf infektiöse Krankheitserreger (Bakterien und Viren), die der menschliche Körper möglichst schnell wieder loswerden will. Manchmal kommt es jedoch zu wiederkehrenden und teils lang anhaltenden Bauchkrämpfen mit schweren Durchfällen, ohne das ein Infektionserreger oder eine Essensunverträglichkeit vorliegt. Das können Hinweise auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) sein.

Immer öfter leiden auch junge Erwachsene darunter, berichtet die Gastro-Liga, ein Verein engagierter deutscher Fachärzte (Gasteroenterologen), die sich mit dem menschlichen Verdauungssystem befassen. Ähnlich wie bei einem entzündlichen Rheuma oder der Multiplen Sklerose sind bei CED frühzeitige Diagnosen und Therapien wichtig, um das Risiko von Folgekomplikationen und schwerer Organschäden zu reduzieren, sagt die Gasteroenterologin Dr. Ulrike von Arnim, Oberärztin am Magdeburger Uniklinikum.

Bei der Häufigkeit des Stuhlgangs gibt es große individuelle Unterschiede. Zwischen mehrmals am Tag bis nur einmal alle drei Tage ist alles normal, solange keine anderen Probleme wie Bauchschmerzen, Blähungen und Krämpfe auftreten. Der Arzt sollte informiert werden, wenn es zu häufigen Wechseln zwischen hartem und dünnflüssigem Stuhl kommt, wenn Durchfälle ohne erkennbaren Grund auftreten und wenn es zusätzlich zu Blutausscheidungen aus dem Darm kommt.

Die beiden häufigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen heißen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Davon betroffen sind weltweit rund fünf Millionen Menschen, darunter allein in Deutschland mehr als 350.000 Frauen und Männer – mit einer seit Jahren steigenden Tendenz. Ausgelöst werden die Beschwerden durch ursächlich unbekannte Entzündungsprozesse, die bei „Morbus Crohn“ im gesamten Verdauungstrakt und bei „Colitis ulcerosa“ vorwiegend im Dickdarm auftreten können. Mit endoskopischen Techniken und neuerdings auch mit kleinen, schluckbaren Kamerakapseln, können Magen-Darm Fachärzte die Lage und das Ausmaß der Entzündungen beurteilen.

Da die Ursachen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen bis heute ungeklärt sind, gibt es leider noch keine Therapie, die zur vollständigen Heilung führt.

Das Ziel der Behandlung ist vielmehr, die Beschwerden in der akuten Krankheitsphase zu lindern (z.B. mit Cortison-Präparaten) und die Aufrechterhaltung einer Ruhephase so lange wie möglich zu ermöglichen. Medikamente, die das Immunsystem dämpfen (Immunsupressiva), sollen das Fortschreiten der Erkrankung verzögern sowie die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.

Spezielle Ernährungsempfehlungen für Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa gibt es nicht.

In den akuten Phasen der Entzündung empfehlen Ärzte eine spezielle, hochkalorische Trink-Nahrung, die unter den Betroffenen auch oftmals Astronauten-Kost genannt wird. „Auf ballaststoffreiche Lebensmittel, Zitrusfrüchte, Zwiebeln und Kohl sollten Patienten mit chronischen Darmentzündungen wegen möglicher Beschwerden besser verzichten, rät Dr. von Arnim. Die Therapietreue ist wichtig, da bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen ohne medizinische Behandlung schwerwiegende Begleiterkrankungen an anderen Organen und Gelenken bis hin zu Krebs drohen.