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Gesundheit Hilfe bei Depression und Burnout

Viele Fragen über Depressionen erreichten das Volksstimme-Telefonforum. Zwei Experten des Magdeburger Uniklinikums gaben Antworten.

06.11.2018, 23:01

? Mein Freund steckt in einer schweren Krise. Er ist schon seit mehr als zwei Jahren arbeitslos. Seine Ehe ist zerrüttet. Er ist zutiefst mutlos und sieht keine Zukunft mehr für sich. Wie kann man helfen?

Lebenskrisen können in schwere Depressionen führen, aus denen die Betroffenen mit eigener Kraft nicht wieder entkommen können. Auch Angehörige und Freunde sind oftmals überfordert – besonders dann, wenn bereits Selbstmordgedanken geäußert wurden.

Wenn Sie Ihren Freund helfen wollen, dann sollten Sie Hilfe, z.B. in einer Klinikambulanz, bei einem Psychotherapeuten bzw. beim sozialpsychiatrischen Dienst der Gesundheitsämter suchen. Viele Betroffene haben ein mangelndes Verständnis für ihre Erkrankung. Versuchen Sie deshalb offen und ohne Schuldzuweisungen mit Ihrem Freund zu sprechen, damit er sich in Behandlung begibt. Durch eine rechtzeitig einsetzende Therapie kann oftmals verhindert werden, dass sich die depressiven Symptome weiter verschlimmern und es unter Umständen sogar zu einem Suizid kommt. Wenn Selbstmordgedanken geäußert wurden, sollte unbedingt professionelle Hilfe eingeholt werden. In einer akuten Selbstmordkrise ist der Notarzt zu rufen, der eine Einweisung in eine Klinik veranlassen wird.

? Mir geht es schon seit vielen Monaten schlecht. Ich habe fast immer Rücken- und Magenschmerzen, deren Ursache die Ärzte nicht finden können. Nachts liege ich wach und grübele, bis der Morgen beginnt. Tagsüber bin ich müde.

Psychische Probleme können sich auch durch körperliche Beschwerden bemerkbar machen. Daran wird der Arzt immer dann denken, wenn eine organische Ursache der Beschwerden ausgeschlossen wurde. Mitunter sind Schmerzen eine Begleiterscheinung bei Depressionen, ohne dass eine Erkrankung dieser Organe vorliegt. Auch die Depression an sich ist eine Krankheit, die behandelt werden muss. Die Behandlung besteht oftmals aus einer Kombination von Psychotherapie und der Einnahme von Medikamenten. In schweren Fällen werden auch Wach- und Elektrokrampftherapie angewandt. Wichtig ist, dass Betroffene die Depression ähnlich wie Diabetes oder Bluthochdruck als eine Krankheit anerkennen und sich behandeln lassen.

? Mein Mann leidet seit vielen Monaten unter schweren Depressionen. Die Einnahme von Medikamenten und die stationäre Behandlung haben nicht den erhofften Erfolg gebracht. Nun hat er schon die vierte Elektrokrampftherapie bekommen. Bislang ist aber noch keine Wirkung zu erkennen. Wie lang kann diese Therapie durchgeführt werden und wann ist mit Verbesserungen seines Zustandes zu rechnen?

Nach vier Behandlungen in zwei Wochen sind üblicherweise noch keine Wirkungen zu erwarten. Man muss in der Regel mit etwa sechs bis neun Behandlungen rechnen, bis erste Verbesserungen zu erwarten sind. Eventuell werden die behandelnden Ärzte auch die Stimulation und das Therapieschema verändern.

? Wann muss ein Patient mit Depressionen in einer Klinik stationär behandelt werden?

Wenn die ambulanten Behandlungsmöglichkeiten nicht ausreichen, wenn ein hoher Leidensdruck besteht und Suizidgedanken geäußert wurden, ist eine stationäre Behandlung in Erwägung zu ziehen.

? Mein Vater (77 Jahre) lässt sich in letzter Zeit ziemlich gehen. Er verlässt kaum mehr die Wohnung und vernachlässigt auch seinen Haushalt. Er isst nur noch wenig. Nichts scheint mehr Freude zu machen. Wenn ich mit ihm darüber sprechen will, wehrt er ab. Er meint, dass nach dem Tod unserer Mutter eben auch bei ihm der Schwung raus ist. Wie kann ich ihm helfen?

Nach dem Tod eines geliebten Menschen oder eines anderen schweren Verlustes können durch Erschöpfung Stimmungstiefs auftreten, die denen einer Depression ähneln. Meist wird dieser Schicksalschlag in der Gemeinschaft mit anderen Angehörigen überwunden. Manche Menschen entwickeln jedoch sehr tiefgreifende Depressionen. Symptome wie anhaltende Interessen- und Hoffnungslosigkeit, ein herabgesetztes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle und Antriebslosigkeit sind Warnzeichen einer Depression. Bessern sich die Symptome nach einigen Wochen nicht, sollte dringend ein Psychiater oder Nervenarzt für eine weiterführende Diagnostik hinzugezogen werden.

? Meine Freundin hatte im vergangenen Jahr zwei schwere Schicksalsschläge zu verarbeiten. Zuerst starb ihr Mann, dann verlor sie ihren Sohn bei einem Unfall. Sie lebt seither mit ihren Gedanken nur noch in der Vergangenheit, und sie wird ihre Schuldgefühle nicht los. Alle Aufforderungen, sich doch wieder am Leben zu beteiligen, halfen nicht. Wie kann ich helfen?

Trauerarbeit ist etwas ganz normales und sie braucht Zeit. Für die ersten Wochen und Monate ist es gut, wenn Angehörige oder Freunde dem Trauernden zur Seite stehen. Kommt es nach mehreren Wochen zu keiner Veränderung im Trauerverhalten, sollten Sie versuchen, Ihre Verwandte in ein offenen Gespräch davon überzeugen, dass sie therapeutische Hilfe benötigt, um ihre Lebenskrise zu überwinden. Das ist mitunter nicht leicht, wenn Energie und Motivation fehlen, um einen Arzt aufzusuchen.

? Mein Mann erhält seit gut zwei Monaten Medikamente gegen seine Depressionen. Es geht ihm jetzt schon deutlich besser. Wie lang müssen die Tabletten noch eingenommen werden?

Das ist abhängig davon, wie viele depressive Phasen jemand schon im Leben hatte. Wenn bei einer ersten depressiven Episiode die Antidepressiva angesprochen haben und die Depression verschwunden ist, empfiehlt man die Therapie für etwa neun bis zwölf Monate weiterzuführen. Fall es sich um eine wiederholte depressive Episode handelt, ist auch eine längere Erhaltungstherapie zu erwägen. Diese könnte, bei erwiesener langfristiger Wirkung, auch auf Dauer fortgeführt werden.

? Mein Freund leidet seit Monaten an starken Stimmungsschwankungen. Die meiste Zeit kapselt er sich ab, will niemanden sehen. Manchmal wird er mir gegenüber aggressiv. Er weigert sich strikt, Hilfe anzunehmen. Wenn ich ihn verlasse, will er sich umbringen. Wie soll es weitergehen? Wo kann ich als Angehöriger Hilfe finden?

Hilfe bieten beispielsweise die Notfallambulanzen der Kliniken und der sozialpsychiatrische Dienst der Gesundheitsämter. Es gibt zudem verschiedene Angehörigen-Sprechstunden. Wenn Sie eine in Ihrer Nähe finden wollen, können Sie sich z.B. bei der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen – www.dgbs.de, oder Telefon: (0700) 333 444 55 (12 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz, über das Mobilfunknetz je nach Anbieter unterschiedliche Gebühren) informieren.