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Gesundheit Implantate gegen Sodbrennen

Moderne Therapie gegen aufsteigende Magensäure in der Speiseröhre.

Von Uwe Seidenfaden 31.07.2017, 01:01

Magdeburg l Brennende Schmerzen hinter dem Brustbein, vorwiegend nach dem Essen und im Liegen, sowie säuerliches Aufstoßen sind typische Symptome des Sodbrennens. Hervorgerufen werden die Beschwerden oftmals durch einen krankhaft erhöhten Rückfluss von Magensäure und Mageninhalt in die Speiseröhre.

Regelmäßiges Auftreten der Symptome ist ein Hinweis auf eine sogenannte Refluxkrankheit. Sie führt zu Entzündungen in der Speiseröhre bis hin zu chronischen Zellveränderungen.

Die Ursachen können vielfältig sein – eine falsche bzw. ungesunde Ernährung, Übergewicht oder ein geschwächter Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen können Auslöser der Beschwerden sein. „Ein weiterer Risikofaktor ist ein Zwerchfellbruch“, so Privatdozent Dr. Frank Benedix, Oberarzt an der Magdeburger Uniklinik für Chirurgie. Das Zwerchfell unterstützt die Lunge beim Atmen, indem es sich regelmäßig hebt und senkt. Eine natürliche Schwachstelle im Zwerchfell ist der Durchtritt der Speiseröhre zum Magen. Bei einem Zwerchfellbruch versagt diese Refluxbarriere, da sich der obere Magenanteil in den Brustkorb verlagert.

„Es wird geschätzt, dass von 100 Patienten mit chronischem Sodbrennen mehr als 80 einen Zwerchfellbruch haben“, so Dr. Benedix. Eine Erhöhung des Druckes im Bauchraum bedingt durch eine Schwangerschaft, eine chronische Verstopfung oder durch Übergewicht sowie eine Bindegewebsschwäche und ein Schwund der Zwerchfellmuskulatur steigern das Risiko ebenso wie ein erhöhtes Lebensalter. Nur ein Teil der Menschen mit einem Zwerchfellbruch haben jedoch Symptome wie typischerweise Sodbrennen.

Die Therapie des Sodbrennens erfolgt in erster Linie mit Medikamenten. Sie reduzieren das Säureniveau im Magen oder verringern die Bildung von Magensäure. Tritt nach mindestens sechs bis acht Wochen unter optimaler Dosierung keine wesentliche Besserung der Symptome ein, sind weitergehende Untersuchungen bei Magen-Darm-Fachärzten ratsam. Dazu zählen die Spiegelung der Speiseröhre und des Magens sowie ggf. die Entnahme kleiner Gewebeproben. Vor einer eventuellen Operation sind weitere Untersuchungen wie die Druckmessung im Bereich der Speiseröhre sowie die 24-Stunden Messung des sauren und nicht-sauren Rückflusses in die Speiseröhre notwendig.

Bei der klassischen Operation erfolgt die Korrektur des Zwerchfellbruchs in Schlüssellochtechnik. Zusätzlich wird eine Manschette aus dem Magen des Patienten gebildet und wie ein Schal um den unteren Abschnitt der Speiseröhre gelegt. „Die meisten Patienten benötigen einige Wochen danach schon keine säurehemmenden Medikamente mehr“, so Dr. Benedix. Bei sehr großen Zwerchfellbrüchen wird zusätzlich zu den Nähten ein Netz im Bereich des Zwerchfells eingesetzt, ähnlich der Versorgung von Leistenbrüchen.

Als Alternative zur klassischen Operation bieten einige Kliniken auch spezielle Bänder aus Titanperlen mit einem Magnetkern an. Dieses Band soll den geschwächten Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen von außen unterstützen. Nur der Druck beim Schlucken vermag das Band so weit zu öffnen, dass Speisen in den Magen gelangen können. Der Rückfluss von Magensäure wird verhindert. Mit diesem Verfahren liegen allerdings bislang erst Erfahrungen über einen Zeitraum von etwa sechs Jahren vor. Die ersten Ergebnisse zeigen Erfolgsquoten, die in etwa vergleichbar mit denen nach einer klassischen Operation sind, so der Magdeburger Facharzt.

Neuerdings wird Patienten mit chronischem Sodbrennen am Universitätsklinikum Magdeburg auch ein sogenannter Anti-Reflux-Schrittmacher eingesetzt. Das Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher. Zwei Elektroden werden im Abstand von etwa eineinhalb Zentimetern im unteren Bereich des Speiseröhrenmuskels eingesetzt. Ein kleiner elek- trischer Impulsgeber, den die Chirurgen unter die Bauchdecke einpflanzen, sendet schwache Stromimpulse, die die Kontraktionsfähigkeit des Schließmuskels stärken sollen. Als Vorteile nennt Dr. Benedix den Erhalt der normalen Anatomie in dieser Region sowie die Möglichkeit, die Schrittmachereinstellung auch nach der OP noch entsprechend den Beschwerden des Patienten zu verändern. Diese Methode ist seit etwa fünf Jahren etabliert.

Andere, endoskopische Anti-Reflux-Behandlungen (im Rahmen einer Magenspiegelung) konnten sich bislang nicht durchsetzen. Dazu zählen, so der Magdeburger Chirurg, die sogenannte Hochfrequenztherapie nach Stretta und die Einspritzung von Kunststoffen. Beide Verfahren haben zum Ziel, Muskelgewebe gezielt vernarben zu lassen und somit den Übergang zwischen Speiseröhre und Magen einzuengen.

Gleiches gilt für die sogenannte Endocinch-Technik, bei der im Rahmen einer Magenspiegelung Nähte am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen gesetzt werden und dadurch diese Region ebenfalls eingeengt wird.

Neben den genannten Behandlungsmethoden können Patienten auch selbst etwas tun, um ihre Beschwerden durch häufiges Sodbrennen zu lindern. Dazu zählen die Reduktion von Übergewicht, das Vermeiden einengender Kleidung, der Verzicht auf fettreiche Nahrung sowie alkohol-, säure- und koffeinhaltiger Getränke und das Verteilen der täglichen Essensmengen auf mehrere kleine Mahlzeiten. Nikotin, Kakao und Schokolade begünstigen ebenso die Bildung von Magensäure und können daher die Beschwerden verstärken. Deshalb ist es ratsam, sie bei besonderer Empfindlichkeit zu meiden.