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Gesundheit Wenn die Verdauung zum Problem wird

Ein Viertel der Deutschen fühlt sich häufig verstopft. Erkrankungen oder ein falscher Lebensstil sind in den meisten Fällen die Ursache.

Von Uwe Seidenfaden 07.11.2019, 07:04

Magdeburg l Verschiedenen Umfragen zufolge fühlt sich bis zu einem Viertel der Bevölkerung Deutschlands „häufig verstopft“. Vor allem Frauen und ältere Menschen beklagen, dass sie „zu selten“ Stuhlgang und deshalb Sorgen vor den schädlichen Folgen einer zu langen Verweildauer des Stuhls im Körper haben.

Tatsächlich ist die Stuhlfrequenz, das heißt die Häufigkeit des Stuhlgangs, individuell sehr verschieden, sagt der Magdeburger Magen-Darm-Facharzt Dr. Thomas Gottstein, Chefarzt der Klinik für Gasteroenterologie am Klinikum Magdeburg.

Von nur dreimal pro Woche bis dreimal täglich ist der Stuhlgang noch normal. Erst wenn man länger als drei Tage nicht kann und unbefriedigende Stuhlentleerungen seit mindestens drei Monaten bestehen, sprechen Mediziner von Verstopfung. Eine Selbstvergiftung durch einen nicht täglichen Stuhlgang ist praktisch nicht möglich.

Häufig werden Verstopfungen durch den Lebensstil beeinflusst, z. B. eine Ernährung, die zu wenig Gemüse, Obst und Vollkornprodukte enthält, eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme und zu wenig körperliche Bewegung. Solche Probleme lassen sich durch Umstellungen der Lebensgewohnheiten beheben. Auch gegen die Unterstützung durch Bauchmassagen und den täglichen Einsatz von Quellmitteln wie Weizenkleie, Leinsamen oder „Flohsamen“ aus der Apotheke sowie von Abführmitteln (z. B. Zäpfchen und Klistiere) ist prinzipiell nichts einzuwenden.

Ebenso werden andere Erkrankungen, z.B. eine Unterfunktionen der Schilddrüse, die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus, Parkinson und Multiple Sklerose, nicht selten von chronischen Verstopfungen begleitet. In diesen Fällen ist zu raten, zusammen mit den Ärzten die individuell optimale Medikamenten-Kombination und -Dosierung zu finden. Leider verursachen auch viele häufig eingenommene Medikamente als Nebenwirkungen Verstopfungen.

Dazu zählen u. a. Mittel zur Blutdrucksenkung (z. B. Kalziumantagonisten), zur Herzentlastung (Betablocker) sowie Antidepressiva und Anti-Schmerzmittel (Opiate). Wer regelmäßig Medikamente einnimmt und Probleme mit dem Stuhlgang hat, sollte darüber mit dem behandelnden Arzt sprechen, damit der die Therapie optimieren kann. Schließlich können auch Erkrankungen des Enddarmes, z. B. entzündete Divertikel, Fisteln, Hämorrhoiden, zu Stuhlgangsproblemen führen. Patienten müssen beim Stuhlgang stark pressen oder haben das Gefühl, den Darm nicht richtig entleert zu haben.

„Es kann zu Verlagerungen des Enddarms kommen, die chirurgische Maßnahmen erfordern“, sagt Prof. Dr. Karsten Ridwelski, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Magdeburg. Betroffen davon sind auch jüngere Frauen und Männer, die sich als Folge nicht selten im sozialen Umfeld (z. B. Schwimmbadbesuch) ausgrenzen.

Ähnliches gilt für Menschen jeden Alters, die wegen Krankheiten und Unfällen (z. B. Schlaganfälle, Querschnittslähmung) keine vollständige Kontrolle über ihre Darmentleerung haben. „Von der Operation über künstliche Schließmuskel bis zum Einsatz elektronischer Darmschrittmacher bietet die moderne Medizin auch dann noch viele Behandlungsmöglichkeiten“, so Prof. Dr. Ridwelski. Solche Eingriffe werden vorrangig in Klinik-Zentren wie in Magdeburg durchgeführt.