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Kein Fest fürs Herz Stress und Völlerei lassen das Infarktrisiko steigen

Von Kai Gerullis 12.12.2006, 04:51

Halle / Wittenberg - Ob Einkäufe in vollen Geschäften, Essensvorbereitungen oder ein Marathon an Einladungen : Die Beschaulichkeit rund um die Weihnachtstage fällt oftmals der mangelnden Zeit zum Opfer. Der Körper ist damit einer ungewohnten Belastung ausgesetzt – und die schadet auch dem Herzen. Damit die Pumpe das Fest gesund übersteht, sollte Stress so gut wie möglich vermieden werden – denn der kann im schlimmsten Fall einen Infarkt auslösen.

" Eine amerikanische Langzeitstudie hat gezeigt, dass über Weihnachten die Sterblichkeit um bis zu 6 Prozent ansteigt. Zudem gibt es mehr Herztote, als zu dieser Jahreszeit eigentlich zu erwarten wären ", sagt Professor Karl Werdan vom Universitätsklinikum Halle-Wittenberg und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.

Einen einzelnen Verursacher für diesen Anstieg konnten die Forscher, die zwischen 1971 und 2001 rund 53 Millionen Todesfälle untersuchen, jedoch nicht ausmachen. " Wahrscheinlich ist, dass eine Kombination aus vielen Faktoren zu den Auslösern gehört. Dazu zählen emotionale Anspannung bei Familientreffen sowie üppiges Essen und übermäßiger Alkoholkonsum ", sagt Werdan.

" Auch der schlagartige Wechsel von vorweihnachtlichem Stress in eine Ruhe- und Genussphase kann Herzrhythmusstörungen auslösen – selbst bei jungen und gesunden Menschen ", sagt Professor Georg Ertl, Kardiologe und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Da für Alleinstehende Weihnachten häufi g ein Fest der Traurigkeit ist, leidet auch ihr Herz besonders : " Die Depression ist mittlerweile ein anerkannter Risikofaktor, der durchaus zum Auftreten von Herzinfarkten beitragen kann ", betont Werdan.

Besonders folgenreich sei der nachlässige Umgang mit Herzbeschwerden an den Feiertagen. " Die Menschen suchen in dieser Zeit viel zu langsam und zu selten ärztliche Hilfe ", betont Werdan. So wollen viele im Dienste der Familie perfekt funktionieren und ignorieren ernsthafte Alarmzeichen.

Symptome beachten

" Dabei muss niemand Angst vor einer mangelnden Versorgung haben. Denn auch an den Feiertagen sind die Notaufnahmen der Krankenhäuser besetzt ", erläutert der Arzt. Signale des Körpers, bei denen umgehend die 112 gewählt werden sollte, sind heftige Beschwerden in der Brust, Luftnot sowie anhaltendes Herzstolpern. " Häufi g entwickelt sich ein Druck hinter dem Brustbein, der von vielen Patienten wie ein belastender Stein beschrieben wird ", sagt Werdan. Oft macht sich vor einem Herzinfarkt auch ein Gefühl der Angst breit. " Die Schmerzen können zudem in den Kiefer, Rücken oder den linken Arm ausstrahlen ", betont Werdan.

Allerdings müssen nicht immer alle Symptome auftreten. " Gerade bei älteren Menschen kündigt sich ein Herzinfarkt vielfach sehr unspezifi sch mit Schweißausbrüchen, Übelkeit oder Erbrechen an ", erläutert Werdan. Wenn es bereits Herzinfarkte in der Familie gegeben hat, müsse man besonders sensibel auf die Signale des Körpers achten. " Das gilt auch für Raucher sowie Patienten mit Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Bluthochdruck ", sagt Ertl.

Damit das Herz kein Fall für die Notaufnahme wird, raten die Experten zu maßvollem Essen und Trinken. Auch ein Spaziergang nach dem Festmahl könne der Gesundheit nützen. " Man sollte sich bewusst machen, dass Weihnachten die Zeit der Muße und Einkehr ist ", sagt Ertl. " Selbstverständlich muss man deshalb zu Weihnachten nicht auf Genüsse verzichten. Denn geringe Mengen Alkohol schaden auch einem Herzkranken nicht ", betont der Kardiologe. " Allerdings sollte sich alles im Rahmen halten. "