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Jodschock aus dem Meer Hände weg von Algen als Nahrungsergänzungsmittel

Von Tobias Belscher 10.10.2006, 04:51

Hamburg - In Japan sind sie ein fester Bestandteil der traditionellen Küche, und auch in Europa landen Algen inzwischen auf dem Teller. Als Nahrungsergänzungsmittel sollen sie den Körper zudem mit unverzichtbaren Nährstoffen versorgen. Doch was können Algen wirklich zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen ?

Alge ist nicht gleich Alge. " Es gibt große Unterschiede zwischen den Algenarten ", sagt Karin Riemann, Ernährungsberaterin von der Verbraucherzentrale Hamburg. Zunächst wird zwischen Süßwasseralgen und Salzwasseralgen unterschieden. Süßwasseralgen dienen konzentriert als Grundlage von Nahrungsergänzungsmitteln, Salzwasseralgen werden in ihrer natürlichen Form verspeist. In Asien sind sie ein traditionelles Lebensmittel, und auch Europäer nehmen sie in asiatischen Spezialitäten wie Sushi zu sich.

Mittel enthalten kaum wertvolle Nährstoffe

Doch Riemann warnt : " Bei Europäern kann der hohe Jodgehalt von Algen zu einer Fehlfunktion der Schilddrüse führen, da unser Körper nicht an so große Mengen des Stoffes gewöhnt ist. " Die Stiftung Warentest stellte 2002 in einem Braunalgenprodukt eine Jodkonzentration fest, die mehr als 20 Mal über dem empfohlenen Wert lag. Die Tester rieten vom Verzehr dreier Algenprodukte ab, die durch besonders hohe Jodkonzentrationen aufgefallen waren. Alle drei enthielten Braunalgen der Sorte Kombu.

Die für Sushi verwendeten Nori-Blätter sind in Maßen unbedenklich, sie enthalten weitaus weniger Jod als die meisten ihrer Verwandten. Als Alltagsnahrung taugt der Großteil von Algen für Europäer jedoch nicht. Die Verbraucherzentralen empfehlen, für die Jodversorgung auf Fisch, Meeresfrüchte und jodiertes Speisesalz zurückzugreifen. Süßwasseralgen werden in Nahrungsergänzungsmitteln angeboten, doch auch hier ist Vorsicht geboten. " Einige reichern Giftstoffe an und sind daher für die Ernährung ungeeignet ", warnt Riemann. Vor allem so genannte Afa-Algen stellten eher eine Gefährdung als eine Bereicherung des Organismus dar. Wenn sie als Inhaltsstoffe genannt werden, sollte man auf das Produkt verzichten.

Zudem ist die Wirksamkeit der Präparate fraglich. " Algenprodukte enthalten wertvolle Nährstoffe in so geringer Dosierung, dass ein gesundheitlicher Nutzen nicht zu erwarten ist ", sagt Riemann. " So enthält nach Berechnungen der Verbraucherzentralen eine Scheibe Käse etwa 20 Mal so viel Calcium, eine Scheibe Vollkornbrot etwa 100 Mal so viel Zink wie die Tagesdosis eines Afa-Algen-Produkts. " Zudem kämen Algenprodukte als Nahrungsergänzungen auf den Markt, die rechtlich als Lebensmittel gelten. Häufi g würden sie jedoch als Heilmittel beworben. Riemann mahnt : " Auf keinen Fall dürfen Nahrungsergänzungsmittel als Ersatz für eine ärztliche Behandlung angesehen werden. "