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Kampfsport Mehr als Disziplin und Kraft

Kampfsport trainiert nicht nur den Körper, sondern schult auch den Geist. Bei über 100 Sportarten fällt die Wahl allerdings oft schwer.

20.08.2017, 23:01

Köln (dpa) l Abbau von Aggressionen, Selbstverteidigung oder Selbstdisziplin – Kampfsport betreiben Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Mehr als 100 Kampfsportarten gibt es, und jede hat ihr eigenes Profil. Was alle gemeinsam haben: Sie vereinen Fitness, Kunst, Selbstverteidigung und einen meditativen Aspekt, erklärt Klaus Härtel von der Yawara Sportschule Kiel. Es sind die Schwerpunkte, die Sportarten unterscheiden.

Grundsätzlich kann jeder Kampfsport machen, für jedes Alter und jede Statur gibt es eine geeignete Art. Doch bei der großen Auswahl fällt es vielen schwer, die richtige für sich zu finden. „Die persönlichen Ansprüche sind wichtig“, sagt Kai Kirbschus vom Institut für Vermittlungskompetenz an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Er teilt die Sportarten in vier verschiedene Gruppen ein: Kampfsport, Kampfkunst, Selbstverteidigung und Waffensport.

Zum Kampfsport zählen alle Sportarten, in denen getreten, geschlagen oder geworfen wird. Das sind zum Beispiel Boxen, Ringen, Judo, Karate oder Taekwondo. Diese Sportarten eignen sich für Menschen, die Körperkontakt und den direkten Zweikampf nicht scheuen und auch in Wettkämpfen antreten wollen. Sie gehören zu den populärsten Kampfsportarten. „Die wettkampforientierten olympischen Kampfsportarten sind gut in Verbänden organisiert“, erklärt Kirbschus. Gerade der Kampfsport mit Gewichtsklassen ist für viele interessant.

Deutlich weniger Körperkontakt gibt es bei den Kampfkünsten. Beim Tai-Chi, Aikido oder Kung-Fu steht die Choreographie im Mittelpunkt, nicht der Wettkampf. Diese Sportarten sind technisch und koordinativ besonders anspruchsvoll. „Die Bewegungsausführungen der Techniken können sehr komplex sein“, erklärt Kirbschus. Kampfkünste erfordern deshalb ein hohes Maß an Konzentration.

Zu den Sportarten zur reinen Selbstverteidigung zählen unter anderem Krav Maga und Jiu Jitsu. Diese Sportarten sind in den vergangenen Jahren sehr beliebt geworden. „Sportler machen hier schnelle Fortschritte“, sagt Klaus Härtel. Auch die klassischen Kampfsportarten vermitteln Selbstverteidigungs-Techniken, erfordern jedoch deutlich mehr Geduld und Arbeit als die Sportarten zur reinen Selbstverteidigung. Jiu Jitsu ist deshalb bei Jugendlichen sehr angesagt.

Fechten oder Kendo sind Beispiele für den Waffensport. Dort wird meist mit Handwaffen wie Schwertern im direkten Zweikampf gekämpft. Schnelle Bewegungen und Taktik spielen hier eine große Rolle. Aufgrund der Waffe und der speziellen Kleidung sind die Waffensportarten in der Ausrüstung etwas teurer. „Grundsätzlich sind die Kampfsportarten aber relativ günstig“, sagt Kirbschus.

Eines haben alle Sportarten gemeinsam: Sie vermitteln ein besonderes Maß an Disziplin und Selbstkontrolle. „Kampfsport ist mehr als der Wettkampf auf der Matte“, sagt Kirbschus. Denn abseits des Zweikampfes werden wichtige Werte vermittelt, Kampfsportart hat immer auch eine pädagogische Komponente.

So spielt die Vermittlung von Respekt dem Gegner gegenüber bei den asiatischen Kampfsportarten eine große Rolle. Auch „Aggressionskontrolle ist bei den Kampfsportarten von besonderer Bedeutung, da wir eine große Verantwortung gegenüber unseren Kampfpartnern haben“, sagt Kirbschus. Menschen, die Kampfsport betreiben, seien deshalb auch im Alltag häufig ausgeglichener.

Davon abgesehen schult Kampfsport natürlich auch den Körper. Meist werden Muskeln aus allen Bereichen angesprochen, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten: Ringer oder Judoka beispielsweise kämpfen gegen Widerstände und trainieren dabei besonders den Oberkörper.

Eine Altersgrenze für den Einstieg gibt es übrigens nicht. „In fast jeder Sportart gibt es Einsteigerkurse für jedes Alter“, sagt Mark Buchholz, Trainer bei der Fight Lounge in Dortmund. In den Wettkampfsportarten wie Judo oder Ringen sollte jedoch bereits in der Kindheit anfangen, wer bei Turnieren mithalten möchte. Ein besonderes Maß an Fitness ist für die meisten Sportarten nicht nötig. „Wer gesund ist, kann nach seinen Vorlieben gehen“, erklärt Buchholz. Auch mit körperlichen Problemen kann man eine geeignete Kampfsportart für sich finden.

Egal, für welche Sportart sich jemand entscheidet: „Man braucht eine gute Schule und einen guten Lehrer“, so Klaus Härtel. Wegen der schwierigen Technik sei es wichtig, seine Kampfsportart von Grund auf in der Gruppe zu lernen. Sonst besteht Verletzungsgefahr. Härtel empfiehlt, sich im Vorfeld gut über die einzelnen Schulen zu informieren.