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Gesundheit Ständig müde durch Schlafprobleme

Über Hilfen bei nächtlichen Problemen berichteten gestern Fachärzte auf dem Medizinischen Sonntag.

Von Uwe Seidenfaden 28.05.2018, 01:01

Magdeburg l „Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“, schrieb der Dichter Heinrich Heine anlässlich der Revolutionen von 1848. Um den Schlaf gebracht fühlen sich auch aktuell viele Sachsen-Anhalter, die mutmaßlich mehrheitlich zu den Frühaufstehern zählen.

Es gibt Zeitgenossen, die können in der Nacht nicht richtig einschlafen oder durchschlafen. Manche „nicken“ sogar tagsüber oftmals ab. Und wieder andere glauben zwar gut zu schlafen, fühlen sich allerdings nach überstandener Nacht noch immer unausgeschlafen.

Woran liegt es, dass schätzungsweise sechs Prozent der deutschen Bundesbürger schlecht schlafen können?

„Es gibt viele Gründe für einen schlechten Schlaf“, berichtete der Schlafmediziner Dr. Sebastian Föllner vom Uniklinikum Magdeburg. Die Probleme reichen von nächtlichen Atemaussetzern, Störungen der Schilddrüsenfunktion oder des Herzens bis zu diversen neurologischen Erkrankungen und stressbedingten Traumstörungen, über die Diplom-Psychologin Sabine Feldmann, Leiterin des schlafmedizinischen Labors der Salus Fachklinik für Neurologie und Schlafmedizin in Uchtspringe, berichtete.

Eine Theorie besagt, dass der Körper im Schlaf eine Ruhephase hat, die zur Regeneration der Kräfte wichtig ist. Das vermag allerdings nicht erklären, warum die Nervenzellaktivität und der Energieverbrauch im menschlichen Gehirn während des Schlafes zeitweise größer als im Wachzustand sind.

Ohne Zweifel ist, dass sich das Schlafbedürfnis mit dem Lebensalter ändert. Den meisten Schlaf benötigen bekanntlich Babys. Mit zunehmendem Alter reduziert sich die Zeit, in der Menschen schlafen. Dabei gibt es starke individuelle Unterschiede. Manche Männer und Frauen im mittleren Lebensalter kommen mit weniger als sechs Stunden gut zurecht, andere benötigen mehr Zeit für die Regeneration.

Schädlich für die Gesundheit ist nicht so sehr eine kurze Schlafdauer, sondern vielmehr eine mangelhafte Schlafqualität. Sie äußert sich oftmals darin, dass Menschen sich morgens nicht richtig erholt, matt und müde fühlen.

Der schlimmste Feind für einen natürliche Schlafdauer ist der Wecker, meinen die Mediziner. Menschen in Schichtarbeit, die nach getaner Arbeit am frühen Morgen nur schwer ein Auge zumachen können, sind besonders gefährdet, gesundheitliche Probleme zu entwickeln.

Aber auch wer mit Smartphone, Tablett & Co. ins Bett geht, muss sich nicht wundern, wenn einem die sogenannten sozialen Netzwerke den Schlaf rauben. Das Problem ist, dass Schlafstörungen nicht nur psychisch belastend sind, sondern auch ein gesundheitlicher Risikofaktor unter anderem für Angststörungen, Bluthochdruck, Demenzen, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen sind. Über Träume, Albträume sowie die neurologische Ursachen von Schlafstörungen informierte Sabine Feldmann.

Ein in der Öffentlichkeit wenig bekanntes Problem sind die unruhigen Beine – das Restless-Legs-Syndrom (RLS). Die Betroffenen wachen in der Nacht durch wiederholte, unwillkürliche Zuckungen der Beine auf. Die Symptome verschwinden erst, mit der Bewegung nach dem Aufstehen. Die Erkrankung raubt hauptsächlich älteren Menschen den Schlaf, kann jedoch mit Medikamenten gut behandelt werden, wenn sie von Neurologen diagnostiziert wurde.

Wer im Schlaf schreit und um sich schlägt, Tritte verteilt und damit bisweilen seinen Bettpartner verletzt, muss nicht zwangsläufig aggressiv sein. Grund dafür kann auch eine Traum-Schlaf-Verhaltensstörung sein, die im Vorfeld neurodegenerativer Erkrankungen wie Morbus Parkinson und die sogenannter Multisystematrophie (MSA) auftreten können. Die Betroffenen durchleben im Schlaf intensive Träume, die sie unbewusst mit heftigen Bewegungen ausleben.

Über nächtliche Atemstörungen als Auslöser von Schlafstörungen berichtete ausführlich Dr. Sebastian Föllner. Schnarchen mit zeitweiligen Atemaussetzern ist in vielerlei Hinsicht gesundheitlich riskant. Hervorgerufen werden Atemaussetzer (Apnoes) durch Verlagerungen (Obstruktion) im Rachenbereich. Riskant sind die oft mehrfach in der Nacht auftretenden Atemaussetzer, weil sie zu einer zeitweiligen Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff führen. Das kann tagsüber zu Unfällen durch Unkonzentriertheit – Stichwort Sekundenschlaf am Steuer – führen. Unbehandelt erhöht diese Schlafstörung das Risiko u. a. für Bluthochdruck, einen Herzinfarkt bzw. einen Schlaganfall.

Dr. Föllner berichtete in seinem Vortrag auch über den richtigen Einsatz von Beatmungsmasken. Sabine Feldmann informierte darüber hinaus über Alternativen bei leichteren Schlafstörungen.

Wer nicht an der gestrigen Veranstaltung teilnehmen konnte oder wer die Vorträge noch einmal sehen möchte, hat dazu hier die Möglichkeit.