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Mundhygiene Ab dem ersten Zahn zum Zahnarzt

Im Volksstimme-Telefonforum wurden Fragen unter anderem zu den Themen Zahnersatz, Vorsorge und Bonusheft beantwortet.

24.09.2019, 23:01

Magdeburg l Zähne brauchen tägliche Pflege. Die Zahnärzte Dr. Dirk Wagner und Dr. Stefan Schuster von der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt beantworten beim gestrigen Volksstimme-Telefonforum zahlreiche Fragen zum  Zahnersatz. Uwe Seidenfaden notierte Fragen und Antworten.

Ich habe mehrere Zahnbrücken. Am Zahnfleischrand kommt es beim Zähneputzen immer wieder zu Blutungen. Was kann ich dagegen tun?
Zahnfleischbluten ist ein Zeichen für eine Zahnfleischentzündung. Auslöser können Bakterien und Zahnstein in einer Zahnfleischtasche zwischen Zahnhals und dem anliegenden Zahnfleisch sein. In diesem Fall ist es wichtig, dass der Zahnarzt die Zahnfleischtasche säubert. Sie selbst können die Kontaktflächen zwischen Zahn und Zahnfleisch regelmäßig mit Zahnseide reinigen. Die spezielle Putztechnik bei Ihrer Brückenversorgung sollten Sie mit Ihrem Zahnarzt oder den Praxismitarbeiterinnen besprechen.

Ab welchem Alter sollten Kinder erstmals einen Zahnarzt aufsuchen? Welche Untersuchungen werden bezahlt?
Prinzipiell sollten Eltern mit ihren Kindern beim Erscheinen des ersten Zahnes einen Zahnarzt aufsuchen. Die frühkindliche Untersuchung wird auch von den Krankenkassen bezahlt. Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 17 Jahren haben zweimal pro Jahr Anspruch auf Untersuchung und Prophylaxe sowie einmal pro Jahr auf Zahnstein-entfernung. Hierzu zählen unter anderem Vorsorge- und Therapieleistungen wie das Erheben des Mundhygienestatus, Aufklärung zur Mundgesundheit, die lokale Fluoridierung der Zähne und die Versiegelung von kariesfreien Fissuren und Grübchen.

Ich bin 68 Jahre alt, aber sozial noch sehr engagiert. Ist in meinem Alter ein Zahnimplantat ratsam? Welche Vorteile hat ein Implantat gegenüber einer Zahnbrücke?
Das Alter allein ist nicht entscheidend für den Implantat- einsatz. Wichtig für den Behandlungserfolg ist vielmehr das Knochenangebot und die Fähigkeit, eine gute Mundhygiene einzuhalten. Regelmäßigen Rauchern fällt es schwerer als Nichtrauchern. Einschränkungen können ernsthafte Grunderkrankungen sein, z. B. eine schlecht eingestellte Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Ein Vorteil eines Implantates mit darauf sitzender Krone gegenüber einer Brückenlösung ist, dass die Nachbarzähne nicht beschliffen werden müssen. Bei größeren Zahnlücken können auch mehrere Implantate als Pfeiler für festsitzende Brücken oder herausnehmbare Prothesen gesetzt werden.

Ich habe leider mein Bonusheft mit Eintragungen der letzten sechs Jahre verloren. Heißt das jetzt, dass ich auch meinen Anspruch auf mehr Zuschüsse bei Behandlungskosten habe?
Nein. Bitte wenden Sie sich an Ihre Zahnarztpraxis. Anhand der Dokumentation in der Patientenkartei ist nachvollziehbar, wann eine Untersuchung oder Prophylaxe-Behandlung erfolgte. Ihr Zahnarzt kann Ihnen ein Ersatzdokument ausstellen, mit dem Sie dann zu Ihrer Krankenkasse gehen können.

Darf der Zahnarzt für die Ausstellung des Bonusheftes ein Honorar berechnen?
Nein. Die Ausstellung des Bonusheftes bzw. die Bestätigung der durchgeführten Untersuchung ist Bestandteil der vertragszahnärztlichen Versorgung. Ein gesonderter Vergütungsanspruch besteht nicht.

Ich bin 83 Jahre als und noch recht rüstig. Obwohl ich bereits eine Zahnprothese trage, rät meine Zahnärztin zu einer professionellen Zahnreinigung. Ist das in meinem Alter noch sinnvoll?
Durchaus. Die Professionelle Zahnreinigung (PZR) ist auch Implantat- und Prothesenträgern zu empfehlen. Neben der täglichen eigenen Zahnpflege sollte man mindestens ein- bis zweimal jährlich eine PZR durchführen lassen. Dabei können bakterielle Beläge und Zahnstein auch in Bereichen beseitigt werden, die mit normalen Zahnbürsten, Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten unerreichbar sind. Wird die Plaque nicht entfernt, kann das zu Zahnfleischentzündungen, Zahnfleischrückgang durch Karies und schließlich Zahnausfall führen.

Unser Kind hat eine sichtbare Lücke zwischen den oberen Frontzähnen. Kann man das durch „Aufkleben“ von Kunststoffen beheben oder ist eine kieferorthopädische Behandlung erforderlich?
Die Frage lässt sich ohne genaue Befunde nicht telefonisch beantworten. Sie sollten sich in der Praxis beraten lassen. Prinzipiell sind heute auch Fehlstellungen mit Hilfe schalenförmiger Komposit-Aufschichtungen korrigierbar. Das Komposit kann an die Zahnkanten angesetzt werden, um beispielsweise ein sogenanntes Diastema – so nennt man die von Ihnen beschriebene Lücke zwischen den Schneidezähnen - zu verkleinern.

Ich bin seit vielen Jahren Allergikerin und vertrage verschiedene Metalllegierungen nicht. Muss ich mir Sorgen machen, dass mein Körper auf einen künstlichen Zahnersatz mit allergischen Reaktionen reagiert?
Nein. Allerdings sollten Sie Ihren Zahnarzt auf eine Ihnen bekannte Allergie hinweisen und vorliegende Testergebnisse vom Allergologen mitbringen. Die als Zahnersatz verwendeten Materialien sind prinzipiell sehr gut verträglich. Außerdem gibt es heute eine Vielzahl sogenannter Biolegierungen, die auch für Allergiker geeignet sind.

Ich bin Mitte 50 und habe noch die meisten eigenen Zähne. Allerdings diagnostizierte meine Zahnärztin jüngst einen beginnenden Zahnfleischrückgang. Was kann ich außer tägliches Zähneputzen noch dagegen tun?
Prinzipiell muss man etwa ab dem fünften Lebensjahrzehnt mehr für den Erhalt von Zähnen und Zahnfleisch tun. Mit den Jahren reduziert sich die Widerstandsfähigkeit des Zahnfleisches und Teile der Zahnwurzel können freiliegen. Dieser Bereich ist sehr kariesanfällig. Um das Parodontitis-Risiko zu verringern, sollte man Zahnstein in der Zahnarztpraxis regelmäßig entfernen lassen. Sie selbst sollten weiterhin morgens und abends die Zähne putzen. Nutzen Sie auch Interdentalbürsten, um die Zahnzwischenräume zu reinigen, wo die Borsten der normalen Zahnbürste nicht hinkommen. Es gibt diverse Hilfsmittel, welche die Zahnreinigung auch bei körperlichen Einschränkungen im Alter erleichtern. Mit den Zahnarzt bzw. dem Praxisteam können Sie Ihre die Putztechnik besprechen.

Mein Zahnarzt hat mir Miniimplantate als eine mögliche Alternative zu herkömmlichen Implantaten angeboten. Worin besteht der Unterschied?
Sogenannte Miniimplantate haben einen etwas kleineren Durchmesser. Sie werden meist dann eingesetzt, wenn der Kieferknochen des Patienten sehr dünn ist. Bei einem normalen Kieferknochen sind die üblichen Implantate angebracht.

Ich habe kälteempfindliche Zähne. Was kann ich dagegen tun?
Wichtig ist es zunächst, die Ursache Ihrer Beschwerden zu ermitteln. Menschen mit kälte- oder säureempfindlichen Zähnen sollten ihren Zahnarzt darauf hinweisen. In der Zahnarztpraxis kann man die Ursache feststellen. Es könnte sich um eine Karies handeln oder einen Zahnfleischrückgang. Dadurch liegt das Wurzeldentin frei. Bei leichten Schäden des Zahnschmelzes können spezielle Zahnpasten bei empfindlichen Zähnen helfen. Bei größeren freiliegenden Oberflächen kann der Zahnarzt einen Fluoridlack auftragen.

Ich habe einen Kostenvoranschlag für einen Zahnersatz erhalten. Es gibt einen deutlichen Preisunterschied zwischen einem chinesischen und einem deutschen Zahnlabor. Ist die Qualität gleichwertig?
Das lässt sich so allgemein nicht beantworten. Es kommt auf das jeweilige Labor an. Wenn jedoch Nacharbeiten bei der Anpassung des Zahnersatzes erforderlich sind, hat es Vorteile, wenn das Labor vor Ort ist und damit die Abstimmung leichter und schneller erfolgt.

Meine Prothese wurde voreinigen Monaten umgebaut. Seither habe ich das Gefühl, dass sie nicht richtig passt. Meine Zahnärztin hat schon daran gearbeitet, aber das hat nicht viel gebracht. Kann ich zu einem anderen Zahnarzt / Zahnärztin gehen?
Wenn Sie mit Ihrem Zahnersatz nicht zufrieden sind, sollten Sie zunächst Ihre Zahnärztin informieren. Sie wird versuchen, mögliche Ursachen zu beseitigen. Laut Gesetz muss der Zahnarzt zwei Jahre lang gewährleisten, dass der Zahnersatz funktionstüchtig ist. Nachbesserung oder Neuanfertigung des Zahnersatzes sind für Sie kostenfrei. Hat der Patient weiterhin Beschwerden, kann er seine Krankenkasse informieren, die ein Gutachten veranlassen kann. Der Gutachter bewertet, ob der Zahnersatz funktionstüchtig ist und spricht Empfehlungen zur Korrektur aus.

Seit langem habe ich sechs Amalgam-Füllungen im Mund. Da ich inzwischen auf das Rentenalter zugehe, möchte ich wissen, ob ein Austausch ratsam ist. Ich habe nämlich gehört, dass Zahnfüllungen aus Amalgam das Alzheimer-Risiko erhöhen?
Intakte ältere Amalgamfüllungen sollten nur dann entfernt und durch modernere Alternativen ersetzt werden, wenn gesundheitliche Gründe einen Anlass dafür geben und Patienten den Austausch wünschen. Ein Zusammenhang mit Erkrankungen wie Alzheimer ist wissenschaftlich nicht belegt.