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Therapien Volksleiden Nackenschmerz

Häufig auftretende Nackenschmerzen machen das Leben zur Qual. Die Therapie-Möglichkeiten sind vielfältig.

Von Uwe Seidenfaden 02.05.2016, 01:01

Magdeburg l Der Schulter-Nacken-Bereich ist eine empfindliche Körperregion, die sehr sensibel auf Reize reagieren kann. Ein leichter Luftzug durch die Klimaanlage, längeres Arbeiten über Kopf oder ein Auffahrunfall im Straßenverkehr können ausreichen, um die Schmerzen auszulösen. Insbesondere einseitige körperliche Belastungen oder auch Stress können zu schmerzhaften Verspannungen und Verhärtungen der Nackenmuskulatur führen.

„An erster Stelle der Behandlungsoptionen stehen die konservativen, physiotherapeutischen Therapien, um Muskelverspannungen zu lösen“, sagt die Magdeburger Neurochirurgin Dr. Claudia Pleifer. Dazu zählen durchblutungsfördernde Wärmeanwendungen wie Wärmflaschen, Heizkissen, warme Duschen und Wärmepflaster. Hilfreich können auch Massagen bzw. Methoden der Traditionellen Chinesischen Medizin wie Akupunktur sein. Für die Therapie zu Hause kann der Arzt spezielle elastische Klebebänder (MediTapes) und TENS-Geräte verordnen. Letztere können Schmerzen durch elektrische Reizung bestimmter körperlicher Areale gezielt lindern. Werden die Nackenschmerzen durch psychischen Stress ausgelöst oder begünstigt, können Entspannungstechniken hilfreich sein.

Werden die körperlichen Beschwerden durch die oben genannten Maßnahmen nicht gelindert, ist eine fachärztliche Diagnostik erforderlich. Das ist insbesondere dann erforderlich, wenn der Schmerz sich wiederholt bis in den Kopf bzw. in die Arme und Hände zieht, neurologische Ausfälle bestehen, Schwindelgefühle oder ein Tinnitus auftreten. Symptomatische Veränderungen an den kleinen Wirbelgelenken der HWS beobachtet die Fachärztin nicht nur bei Senioren, sondern mitunter auch bei unter 50-Jährigen. Oftmals steckt dahinter eine Kombination von Bandscheibenschäden und knöchernen Veränderungen der Wirbelsäulensegmente insbesondere fünf bis sieben. In der Folge werden die seitlich zwischen den Halswirbeln heraustretenden Nervenwurzeln eingeengt und gereizt. Das löst letztlich die Beschwerden aus.

Sind die bereits genannten konservativen Therapien ausgeschöpft, können vorübergehend auch Injektionen schmerzlindernder Medikamente an den Nervenwurzeln helfen. Bei starken körperlichen Einschränkungen, besonders bei Lähmungen oder Veränderungen am Rückenmark, und fortgeschrittenen Einengungen der Nervenwurzeln hilft meist nur noch eine Operation. „Der Eingriff erfolgt in der Regel über einen Schnitt vorn am Hals, der in einer Halsfalte gesetzt wird. Er verheilt später so, dass man die Operationsnarbe kaum bemerkt“, sagt die Ärztin, die als niedergelassene Neurochirurgin in Magdeburg unter anderem mit Qualitätszertifikat der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG) tätig ist.

Während der Operation wird die Bandscheibe entfernt und der knöcherne Nervenengpass erweitert. Anschließend wird als Ersatz für die entfernte Bandscheibe ein etwa hemdsknopf-großer Platzhalter aus einem speziellen Kunststoff mit kleinen Titanstiften (Cages) oder eine bewegliche Bandscheibenprothese eingesetzt. „Die Beweglichkeit des Kop- fes ist nach der Operation in beiden Fällen nahezu gleich“, sagt Dr. Pleifer. Die Patienten werden vor einer geplanten OP über Vor- und Nachteile individuell beraten.

Die funktionelle Nachbehandlung beginnt unmittelbar nach der Operation und erstreckt sich über einen Zeitraum von sechs bis 12 Wochen bis zur vollen Belastbarkeit.

Um möglichst lange ohne Halswirbelsäulen-Schmerzen zu leben, ist es ratsam, verkrampfende Kopfhaltungen sowie einseitige Belastungen im Arm-Schulter-Bereich zu vermeiden. Dazu zählen beispielsweise Tätigkeiten, bei denen der Kopf regelmäßig nach hinten geneigt werden muss – zum Beispiel bei längerem Arbeiten über Kopf oder eine starre Sitzposition vor dem Computerbildschirm bzw. bei sportlichen Tätigkeiten, wie z. B. beim Brustschwimmen oder Radfahren mit „Katzenbuckel“ und auf den Lenker gestützten Unterarmen. Menschen, die auf Stress mit Nackenschmerzen reagieren, sollten Techniken zur Stressbewältigung wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Autogenes Training oder asiatische Entspannungsübungen wie Yoga, Tai Chi und Qi Gong erlernen.