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Tierhalter Der Notfallplan für kranke Haustiere

Atemnot, Appetitlosigkeit oder leises Wimpern: Wenn es einem Haustier schlecht geht, gibt es dafür Anzeichen. Doch was tun im Notfall?

23.09.2018, 23:01

Frankfurt/München (dpa) l Ist ein Haustier verletzt, sind Erste-Hilfe-Maßnahmen notwendig, bevor es zum Tierarzt geht. Dazu zählt ein Verband, falls die Hundepfote durch eine Schnittverletzung blutet. Oder die Untersuchung des Mauls, wenn die Katze einen Fremdkörper verschluckt hat. Apathie, Atemnot, Blut, Schmerzenslaute – natürlich erschrecken Tierhalter, wenn es ihrem Liebling schlecht geht. Dennoch verlangt eine Notsituation überlegtes Vorgehen. Zum Glück lässt sich das trainieren.

Nicht alle Besitzer von Haustieren gehen vorab gedanklich durch, ob und wie gut sie gewappnet sind für einen Notfall. Dabei ist es wichtig, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein, sagt Burkhard Wendland von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz. Der Tierarzt verweist auf Erste-Hilfe-Kurse, die überall in Deutschland angeboten werden. „Dort kann man grundlegende Dinge trainieren und fühlt sich vorbereitet, sollte dem eigenen Tier etwas passieren.“

In den Lehrgängen werden Theorie und Praxis durchgespielt: das Stoppen einer Blutung, das Anlegen eines Verbandes, die Kontrolle der Atmung oder rektales Fiebermessen. „Mit einem Ohr-Thermometer wie beim Menschen kommt man bei Hunden und Katzen nicht weiter“, erklärt Wendland. Außerdem wird vermittelt, wie man eine Maulschlinge umlegt, um sich vor Bissen zu schützen.

Die Trainingskurse bieten nicht nur Tierärzte an, sondern auch Wohlfahrtsverbände wie das Deutsche Rote Kreuz, der Arbeiter-Samariter-Bund oder Die Johanniter. Manche Anbieter haben eigens für die Übungskurse geschulte Hunde, die sich geduldig den Bauch abtasten oder die Pfote verbinden lassen, andere üben an tierischen Patienten aus Plastik.

Ob am lebendigen Objekt oder an einer Attrappe – vermittelt wird unter anderem Wissen über das Erkennen von Krankheiten und Verletzungen, die Eigensicherung, die Versorgung von Wunden und Knochenbrüchen und die richtigen Griffe bei Hitze- und Kälteschäden.

Im Alltag treten häufig Schnittverletzungen, Knochenbrüche und Vergiftungen auf. Im Sommer kommen häufig auch Herz-Kreislauf-Probleme bis hin zum Hitzschlag dazu.

Doch nicht nur Hitze, auch Kälte kann Hund und Katze krank machen. Unterkühlungen bei Tieren kommen häufig vor. Denn wird das Fell nass, nach einem unfreiwilligen Bad zum Beispiel, schützt es eben nicht mehr vor Kälte. Julia Diels von der Tierrettung München erläutert, worauf Ärzte bei einem verletzten Tier achten. Das sogenannte ABC-Schema verweist auf drei wichtige Schritte: A wie Atemwege freilegen (Maul öffnen, Zunge nach vorn ziehen, Fremdkörper, Schleim oder Erbrochenes entfernen). B wie Beatmung (durch die Nase, etwa alle drei Sekunden). C wie Circulation (Kreislauf): Dabei werden Herzmassagen empfohlen, um das Herz wieder zum Schlagen zu bringen.

„A und C können die Tierhalter selbst machen, die Beatmung sollte jedoch lieber Experten überlassen werden“, sagt Diels. Außerdem rät sie, eine Notfall-Apotheke für das Tier dabeizuhaben: mit einem Verband, einer Verbandsschere und einer Zeckenzange. Alle drei Experten raten Tierbesitzern, die Nummer des behandelnden Tierarztes im Handy zu speichern. Die Tierärztin weiß, wie besorgt Tierbesitzer im Notfall sind. „Wir brauchen manchmal 30 Minuten, bis wir an der Unfallstelle sind, und wir nutzen bereits die Fahrzeit, um telefonisch zu unterstützen und zu beruhigen.“

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Was sollten Tierhalter eigentlich auf keinen Fall tun? Tiere mit Medikamenten aus der eigenen Hausapotheke behandeln, lautet die Antwort. Es gibt viele Parallelen in der Erste-Hilfe-Versorgung von Mensch und Tier, allerdings sind Desinfektionsmittel, Tabletten oder Salben tatsächlich auf Hunde und Katzen abgestimmt.

Julia Diels hat schon erlebt, dass Tierhalter ein Schmerzmittel, das für Menschen entwickelt wurde, bei ihren Vierbeinern angewendet haben. „Davon ist dringend abzuraten, denn das kann schwere Magen-Darm-Probleme verursachen.“