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Vortragsreihe Blutgerinnsel als Gesundheitsrisiko

Mediziner des Magdeburger Universitätsklinikums informieren über neue Therapien zur Gerinnungshemmung.

Von Uwe Seidenfaden 13.03.2017, 00:01

Magdeburg l Blut gilt als ein flüssiges Organ mit vielfältigen Aufgaben und Eigenschaften. Dazu zählt der Wundverschluss durch Blutgerinnung nach einer Verletzung. Unerwünscht und sehr gefährlich sind dagegen Blutgerinnsel, die im Körper durch Gefäße wandern und sie an riskanten Stellen - beispielsweise im Gehirn, im Herzen oder in den Nieren - verschließen.

„Das größte Risiko für die Entstehung von Blutgerinnseln (Thromboembolien) ist das Vorhofflimmern“, so Professor Dr. Rüdiger Braun-Dullaeus, Direktor der Magdeburger Uniklinik für Kardiologie und Angiologie. Dabei handelt es sich um eine gefährliche Herzrhythmusstörung, die im höheren Lebensalter eine der häufigsten Gründe für einen Schlaganfall ist. Typisch für das sogenannte Vorhofflimmern ist, dass sich die sogenannten Herzvorhöfe nicht mehr regelmäßig zusammenziehen und entspannen, erklärte der Magdeburger Kardiologe. Dadurch fließt das Blut stellenweise langsamer und Blutgerinnsel entstehen. Besonders oft passiert das im sogenannten linken Vorhofohr. Gelangt ein solches Gerinnsel mit dem Blutstrom in das Gehirn, kann es dort schwere Durchblutungsstörungen auslösen. Der Schlaganfall gilt als die am meisten gefürchtete Komplikation des Vorhofflimmerns.

Um das Risiko eines Gefäßverschlusses zu verringern, müssen daher Patienten mit Vorhofflimmern dauerhaft Medikamente einnehmen, die das Blut verdünnen. Gleiches gilt auch für Patienten mit künstlichen Herzklappen.

Sie dienen zur Gerinnungshemmung und Senkung des Schlaganfallrisikos. Eingesetzte Medikamente sind die sogenannten Vitamin-K-Antagonisten Falithrom und Marcumar. Sie sind deutlich wirkungsvoller als ASS (Acetylsalicylsäure) und Clopidogrel, die eine Verklumpung der Blutplättchen reduzieren, aber nicht die Blutgerinnungsfaktoren beeinflussen. Über die Wirkungsweise und Nebenwirkungen der Medikamente informierte Professor Dr. Berend Isermann, Direktor des Instituts für Klinische Chemie und Pathobiochemie.

Falithrom und Marcumar sollen die Gerinnungzeit des Blutes von Patienten mit Vorhofflimmern um etwa das Zwei- bis Dreifache verlängern. Bestimmt wird das mit dem INR-Wert (früher Quickwert) per Blutprobe etwa alle zwei bis vier Wochen. Die Patienten müssen sich an strikte Einnahmeempfehlungen halten und auch auf die Art ihrer Ernährung achten. Nahrungsmittel wie Rosenkohl können die Wirksamkeit der Medikamente verändern.

Manchen Patienten fällt es schwer, den INR-Wert optimal einzustellen. Das gilt insbesondere für untergewichtige und ältere Menschen (über 75 Jahre), die einen schwer kontrollierbaren Bluthochdruck haben, einen früheren Schlaganfall, eine Blutungsneigung und zusätzlich unter Problemen mit der Leber- und Nierenfunktion oder unter anderen Grunderkrankungen leiden.

Wenn die „Blutverdünnung“ zu stark ist, besteht die Gefahr von Magen- oder Hirnblutungen. Ist die Gerinnungshemmung zu schwach, erhöht sich das Risiko eines Schlaganfalls oder einer Lungenembolie. Die Suche nach Alternativen für die bisherigen Gerinnungshemmer führte in den vergangenen Jahren zur Entdeckung neuer Medikamentenklassen, die selektiv die Blutgerinnungsfaktoren Thrombin und Xa hemmen. Damit fällt es Patienten leichter, ihre Blutverdünnung selbst zu überwachen.

Die Mediziner informierten über die Wirkung der neuen Medikamente wie Pradaxa, Eliquis und Xarelto sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, z.B. zur Behandlung von Depressionen, bakterieller Infektionen und Pilzerkrankungen. „Vorsicht ist auch bei der Kombination mit scheinbar harmlosen pflanzlichen Mitteln wie Johanniskraut angebracht“, so Professor Isermann. Diese können die Wirksamkeit der Gerinnungshemmung herabsetzen, ohne dass der Patient es bemerkt.

Zu empfehlen sind neue Gerinnungshemmer in erster Linie jenen Patienten, bei denen die Behandlung mit Falithrom oder Marcumar Schwierigkeiten bereitet. Auch bei Anwendung der neuen Medikamente sollten Patienten einen Notfallpass bei sich tragen, der Auskunft über die eingenommenen Medikamente gibt.

Beide Vorträge können im Internet nachgesehen werden.