1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Gesundheit
  6. >
  7. Schmerzhaften Rücken stärken

Wirbelsäule Schmerzhaften Rücken stärken

Probleme mit der Wirbelsäule zählen zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen. Oft entstehen Beschwerden durch Fehlbelastungen.

Von Uwe Seidenfaden 15.03.2019, 00:01

Magdeburg l Ohne Wirbelsäule kann der Mensch weder stehen, laufen noch tanzen. „Die häufigsten chronischen Rückenbeschwerden entstehen durch degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule“, sagt der Privatdozent Dr. Jörg Franke, Chefarzt der Orthopädie des Klinikums Magdeburg und Mitarbeiter des Magdeburger Wirbelsäulenzentrums – einer von nur 15 vergleichbaren interdisziplinären Einrichtungen in Deutschland. Besonders häufig sind Ischiasbeschwerden, inklusive „Hexenschuss“ (Bandscheibenvorfall).

Ähnliche Probleme im Bereich der Brust- und Halswirbelsäule (z.B. durch einseitige Fehlhaltungen am Computerarbeitsplatz) können u.a. zu „Nacken- und Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, Gefühlsstörungen in den Händen und Fingern führen“, so der Neurochirurge Dr. Werner Braunsdorf vom Magdeburger Wirbelsäulenzentrum.

Ob der Schmerz durch einen Bandscheibenvorfall, durch Wirbelbrüche oder durch ein sogenanntes Wirbelgleiten (Verschiebung der Wirbelgelenke aus der Achse) hervorgerufen wird, können Ärzte auf Röntgenbildern erkennen.

Das Magdeburger Wirbelsäulenzentrum verfügt seit knapp einem Jahr über ein bislang erst an wenigen anderen Orten in Deutschland eingesetztes Ganzkörper-Röntgensystem (EOS). „Wir können damit erstmals die bis zu etwa 70 Zentimeter lange Wirbelsäule eines Erwachsenen in vollständiger Länge abbilden“, so Chefarzt Dr. Franke. „Trotz des großen Bestrahlungsfeldes beträgt die Strahlungsdosis nur etwa ein Drittel einer herkömmlichen Lungen-Röntgen-Diagnostik“, ergänzt der Facharzt. Die Ganzdarstellung hilft den Ärzten bei der Therapieplanung u.a. von Patienten mit Wirbelbrüchen durch Osteoporose (Knochenschwund), oder Patienten mit Tumormetastasen sowie von akuten Wirbelverletzungen bei Unfallopfern.

Die Entstehung von Rückenschmerzen kann aber auch durch vorgeburtliche Fehlbildungen begünstigt werden. Manche Kinder kommen leider schon mit angeborenen Veränderungen der Wirbelsäule auf die Welt. Glücklicherweise gibt es die von den Krankenkassen getragenen U-Untersuchungen im Kindesalter, um solche Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Anatomisch auffällige Kinder werden an das Magdeburger Wirbelsäulenzentrum gemeldet, deren Fachärzte aus verschiedenen Disziplinen die möglichen Weiterbehandlungen besprechen. „Es gibt Kinder, deren Eltern empfehlen wir bereits mit etwa zwei Jahren eine Behandlung. In anderen Fällen ist es möglich, noch länger zu warten“, so Chefarzt Dr. Franke.

 Auch Längenunterschiede der Beine haben einen Einfluss auf die Stabilität der Wirbelsäule. Die Folge können einseitige Überbelastungen und Reizungen von Bändern, Bandscheiben und Nerven sein, die wiederum zu chronischen Schmerzen und Gefühlsstörungen in Beinen und Füßen führen können. Um das zu Verhindern helfen bei Längendifferenzen von ein bis etwa zwei Zentimeter spezielle Schuheinlagen oder Schuhe. „Bei größeren Bein-Längenunterschieden ist eine Operation zu erwägen, d.h. meist eine Kürzung des längeren Beins“, so Dr. Franke.

Die invasive Behandlung von Wirbelsäulen-Problemen ist heute sehr vielfältig. Sie umfasst die Knorpeltransplantation, den künstlichen Wirbelkörperaufbau durch Einspritzung von „Bio-Zement“, die mechanische Stabilisierung der Gelenke durch Implantate bis hin zu künstlichen Bandscheiben-Implantaten. „Im Team des Wirbelsäulenzentrums sind wir bestrebt, die individuell optimale Behandlung für einen Patienten zu finden“, so Dr. Braunsdorf.

Dazu zählen zunächst die sogenannten konservativen Verfahren wie Physiotherapie zur Stärkung des Muskelaufbaus, Fango, heiße Rolle und die unter Unterstützung der Therapie mit Tabletten, Pflastern Tropfen, Spritzen. Beim Einsatz von Opiaten in der Schmerztherapie achten Ärzte auf die Vermeidung von Abhängigkeiten, so der Neurochirurg.

Präventiv raten die Mediziner zu mehr abwechselnder Bewegungen. Man muss nicht gleich zum „Zappelphillip“ werden. Aber abwechselnde Belastungen der Wirbelsäulengelenke sind die beste Vorsorge vor „Glenkverschleiß“. Verschiedene Krankenkassen bieten deshalb Kurse zur Stärkung der Rückenmuskulatur an.