1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Haus & Garten
  6. >
  7. Farbtupfer im kargen Winter

Garten Farbtupfer im kargen Winter

Beeren sind jetzt ein Hingucker. Und für die Vögel natürlich ein Gaumenschmaus.

29.11.2015, 23:01

Wuppertal (dpa) l Wenn das letzte Laub von den Bäumen gefallen ist, sind viele Gärten öde, trist, oft einfach in Braun gehüllt. Dabei setzen einige Gehölze auch im Winter Farbakzente mit Beeren – und zwar nicht nur Exoten wie der Liebesperlenstrauch (Callicarpa giraldii) mit lilafarbenen Früchten oder die leuchtend rote Frucht-Skimmie (Skimmia japonica), sondern auch einheimische Arten.

 

● „Am bekanntesten dürfte der Ilex sein“, sagt Gartengestalter und Fachbuchautor Claus Schulz aus Wuppertal. Die auch als Stechpalme bekannte Pflanze ist pflegeleicht und immergrün. Die kleinen roten Beeren sitzen zwischen tiefgrünen Blättern, die vor allem im oberen Bereich oft stachelige Ränder haben. Die Früchte sind nur an weiblichen Exemplaren zu finden, weshalb der Verband der GartenBaumschulen dazu rät, ein männliches Exemplar dazu zu pflanzen.

Stechpalmen sind auch die ideale Winterpflanze für alle, die sich etwas von der bunten Pracht ins Wohnzimmer holen wollen. „Bei vielen anderen Pflanzen werden die Beeren schnell braun oder fallen ab“, sagt der Verbandsvorsitzende Oliver Fink. Ilex ist der traditionelle Weihnachtsschmuck in England und den USA, was auch daran liegt, dass seine Beeren nicht zum Lieblingsfutter von Vögeln gehören und somit lange am Strauch bleiben.

● Auch ein anderer Klassiker wird von Vögeln eher verschmäht: die Hagebutte, die Frucht der Wildrose. „Hagebutten bleiben oft bis ins nächste Jahr an der Pflanze“, erklärt Sönke Hofmann, Geschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu) in Bremen. Eigentlich seien die Vitamin-C-reichen Früchte eine gute Nahrungsquelle. „Aber Vögel sind da wie Kinder, Gesundes mögen sie nicht so.“ Schulz empfiehlt Wildrosen in Fensternähe. „Im Sommer hat man Rosen vor dem Fenster, im Winter Hagebutten.“ Zu den naturnahen Gartensorten, die Hagebutten bilden, gehören Schulz zufolge Centifolia- und Gallica-Rosen.

 

● Eher als Lebensmittel bekannt sind die gelben bis orangen Beeren des Sanddorn (Hippophae rhamnoides). Sie bilden sich ab Anfang August. Fink warnt allerdings: Auch hier braucht man eine männliche Pflanze, damit die weibliche Früchte trägt. Sanddorn bildet starke Ausläufer. „Eine Wurzelsperre ist ein Mittel dagegen.“

 

● Die nicht essbaren Beeren des Feuerdorn (Pyracantha) haben ein ähnliches Farbspektrum. Der Feuerdorn war Schulz zufolge einmal en vogue, ist aber ein wenig aus der Mode gekommen. Zu Unrecht, findet auch Gärtnermeister Fink: „Er macht sich sehr schön als Spalier an der Wand.“ Als Hecke sei der dornige Strauch eine gute Wahl, wenn man sich eine sichere Begrenzung wünscht. „Und er bietet den Vorteil, dass man rote, gelbe und orangefarbene Beeren mischen kann.“

 

● Vögeln macht der Gartenbesitzer laut Nabu-Experte Hofmann eine besondere Freude mit Schlehen (Prunus spinosa) und Ebereschen (Sorbus aucuparia). „Schlehenfrüchte sind eine echte Vitamin-C-Spritze für die Vögel.“ Zudem bieten die Dornen Schutz vor Katzen. Von den Früchten habe der Gartenfreund dann natürlich nicht lange etwas – es sei denn, er verarbeitet nach dem ersten Frost einige zu Schnaps.

 

● Wer nicht genug Platz für Vogelbeerbäume oder Feuerdornhecken hat, muss auf Beerenschmuck nicht verzichten. Auch kleine Beete sowie Töpfe und Kübel lassen sich damit aufpeppen. Die Torfmyrte (Pernettya mucronata) wird nach Angaben der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) nur 0,5 bis 1 Meter hoch und wächst zudem langsam. In kalten Wintern sollte sie in einen kühlen Innenraum gebracht werden. Und da sie sauren Boden braucht, empfiehlt sich die Benutzung von Rhododendronerde und kalkarmem Gießwasser. Ab September schmückt sie sich mit Beeren in den unterschiedlichsten Farben – von weiß über hellrosa und rot bis dunkellila.

Gärtnermeister Fink ist allerdings kein Freund der Torfmyrte: „Das ist heutzutage eine klassische Wegwerfpflanze.“ Denn auch hier besteht ein Problem: Im Folgejahr tragen die weiblichen Exemplare nur erneut Beeren, wenn man ein männliches Exemplar dazu pflanzt. Aber anders als etwa beim Ilex kann man nicht darauf setzen, dass sich in der Nachbarschaft eine männliche Pflanze befinden wird.

 

● Ein alternatives Zwerggehölz ist die Rebhuhnbeere (Gaultheria procumbens). Sie trägt laut der LWG ab August duftende rote Beeren. Sie wird nur 15 bis 20 Zentimeter hoch, wächst ebenfalls langsam und ist auch als Bodendecker geeignet, solange es nicht zu frostig wird. Wie die Torfmyrte braucht sie humosen Boden und kalkarmes Wasser.

 

● Auch das bis zu einen Meter hohe Zier-Johanniskraut (Hypericum x inodorum) eignet sich für Behältnisse sowie in nicht zu kalten Gegenden als Bodendecker. Es trägt meist ab Mitte Juni leuchtend rote Früchte, es gibt aber auch Sorten mit gelben, orangefarbenen, grünen, rosa, weißen oder braunen. Eigens für schöne Beeren gezüchtet wurden laut Gärtnermeister Fink die Magical-Sorten.

Wie bei den vielen anderen Beeren tragenden Pflanzen haben Hobbygärtner auch vom Johanniskraut nicht nur im Winter etwas: „Alle Sorten haben im Spätsommer sehr schöne gelbe Blüten und tragen teilweise gleichzeitig schon Beeren“, sagt Fink. So hat man auch in anderen Jahreszeiten einen besonderen Blickfang.