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Garten Schon jetzt Saatgut für 2018 sammeln

Saatgut muss man nicht immer im Handel kaufen. Von vielen Pflanzen im Gemüsebeet kann es der Hobbygärtner auch selbst ernten.

17.07.2017, 23:01

Berlin (dpa) l Lieblingspflanzen sind schwer zu finden – aber oft gut zu halten. Denn von Omas alter Tomatensorte oder der Gurke, deren Früchte allen gut geschmeckt haben, lassen sich Samen ernten. Damit kann jeder Hobbygärtner noch etwas zum Erhalt der natürlichen Vielfalt beitragen. Und natürlich spart man ein paar Euro.

Welche Pflanzen eignen sich zur Vermehrung?

Ob Kräuter, Gemüse oder Blumen: Theoretisch steckt in jedem Samenkorn eine Pflanze. Doch: „Nur aus samenfesten Samen können Pflanzen wachsen, die die gleichen Eigenschaften aufweisen wie die Mutterpflanzen“, erläutert die Agrarwissenschaftlerin und Fachbuchautorin Andrea Heistinger.

Anders ist dies bei Samen von Hybrid-Pflanzen. „F1-Hybriden sind eine Kreuzung aus zwei unterschiedlichen Sorten“, erläutert Ulrike Beltz von der Niedersächsischen Gartenakademie. „Deren Erbgut spaltet sich in der nachfolgenden Generation in die Elternsorten auf.“ So können die Samen einer gelben Zucchini nur zum Teil oder gar keine gelben Zucchini ergeben. „Gerade bei Gurken sind die meisten Sorten hybrid, weil sich die Züchtung in den letzten Jahren darauf konzentriert hat“, sagt Heistinger. Hybrid-Saatgut ist auf dem Etikett oder der Samentüte gekennzeichnet, oft mit F1. Wer Jungpflanzen gekauft hat, sollte beim Verkäufer nachfragen.

Wann sollte man Saatgut besser kaufen?

Bei Pflanzen, die von Insekten bestäubt werden, kann gekauftes Saatgut besser sein. „Von fremdbefruchteten Sorten sollte man nur Saatgut nehmen, wenn man eine einzige Sorte davon im Garten hat. Ansonsten können sich Sorten verkreuzen“, sagt Cornelia Lehmann, Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg (VERN) in Angermünde. Bringen Kreuzungen von Paprika und Chili dabei geschmackliche Überraschungen hervor, kann eine Mischung des Erbgutes von Zucchini und Zierkürbissen fatal enden: „Die Früchte der Pflanzen, die aus diesem Saatgut entstehen, sind giftig“, warnt Lehmann.

Auch bei Gurken sollte man sich überlegen, ob man Samen nicht besser kaufen möchte. „Gurkensamen sind nur keimfähig, wenn sie gefüllt sind, man also zwischen den Samenschalen einen Samenkern sieht oder fühlt“, erklärt Beltz. Außerdem müssen die Früchte für die Samenreife länger an der Pflanze hängen bleiben. „Wird die Pflanze nicht beerntet, setzt sie aber weniger neue Gurken an.“

Wann ist der beste Zeitpunkt für die Saatguternte?

Keimfähiges Saatgut erhält man nur aus vollreifen Früchten. Bei Erbsen und Bohnen beginnen die Hülsen dann, braun zu werden und einzutrocknen. Bei Gurken, Tomaten, Paprika und Chili deutet ein eindeutiger Farbumschlag darauf hin. „Grüne Paprika sind zwar genießbar, die Samen aber unreif“, sagt Beltz.

Wer Saatgut gewinnen möchte, sollte die frühen und nicht die späten Früchte dafür auswählen. „Die ersten Früchte sind in der Regel nicht nur am schönsten und gesündesten. Sie reifen auch noch rechtzeitig aus“, sagt Lehmann. „Später im Jahr bilden die Pflanzen oft nur noch weniger vitale Früchte – und die sind für die Vermehrung nicht geeignet.“

Wie gewinne ich Samen aus der Glibberschicht etwa von Tomaten?

Handelt es sich um Samen mit Fruchtfleisch wie von Tomaten und Gurken, streicht man diese vorsichtig aus der Frucht und lässt sie auf Küchenkrepp oder Kaffeefilter trocknen. „Das Papier kann man beschriften, einlagig lagern und es mit den Samen im Frühjahr aussäen“, erklärt Beltz.

Bei größeren Mengen an Tomatensamen empfiehlt Lehmann, das Saatgut zwei bis drei Tage lang bei 25 bis 28 Grad zu vergären. Zunächst löst man mit einem Löffel die Samen mit der Gallertschicht aus der Tomate, gibt sie in ein Glas und bedeckt sie mit Wasser. „Sobald die Samen nach unten sinken, kann man sie über ein Haushaltssieb abgießen, abbrausen und auf einem Pappteller oder Filterpapier trocknen“, sagt Beltz. Ihr Tipp: Ein paar Krümel Hefe ins Wasser geben. „Die Hefe löst die Glibberhülle schneller auf und verhindert Schimmel.“

Wie gehe ich mit trockenen Samen um?

Trockene Samen wie Bohnen sollten ebenfalls nur gut getrocknet in Samentütchen gefüllt werden. Um Schädlinge wie den Bohnenkäfer auszuschalten, empfiehlt Lehmann, die Samen mindestens zwei Wochen lang im Tiefkühlfach zu lagern – gut getrocknet in einem verschlossenen Tiefkühlbeutel. „Ansonsten können sich Eiskristalle bilden, die die Zellen zerstören und die Keimung verhindern.“

Wie bewahrt man das Saatgut auf?

Saatgut sollte dunkel und kühl lagern – am besten in einem frostfreien Keller. „Die Raumtemperatur sollte möglichst konstant sein, zehn Grad Celsius sind optimal“, sagt Beltz. Wichtig ist Trockenheit, damit die Samen nicht faulen oder schimmeln. „Ist der Raum trocken, kann man die Samen in den Tüten lagern, ansonsten in dichten Dosen oder Gläsern.“

Egal ob in Tüten oder in Gläsern: Bei vielen Samen verliert man schnell den Überblick, Heistinger empfiehlt daher das Beschriften. Neben der Sorte sollte auch das Erntejahr vermerkt sein. „Tomatensamen halten bis zu sechs Jahre, Schnittlauch oder Pastinake nur ein bis zwei Jahre.“