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Ethanolöfen Schöner Schein mit Explosionsgefahr

Nicht in jedem Haus lässt sich ein gemütlicher Kamin installieren. Eine einfache Lösung sind Ethanolöfen. Aber es gibt Sicherheitsbedenken.

Von Katja Fischer 05.10.2015, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Ein Kaminfeuer wirkt einfach gemütlich. Beim Blick in die flackernden Flammen lässt es sich prima entspannen. Aber dafür braucht es keine klassische Feuerstätte. Mit Ethanol oder Bioethanol betriebene Öfen versprechen ein fast echtes Kaminerlebnis ohne Holz oder Kohle. „Bioethanolkamine sind sehr dekorativ und können je nach Größe in praktisch jedem Raum aufgestellt werden“, erklärt Nadine Petermann vom Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) in Frankfurt. „Denn sie müssen nicht an einen Schornstein angeschlossen werden.“

Mit einem Kamin haben sie eigentlich nur ihre Form gemeinsam, im Grunde sind es aber besonders große Kerzen. Vorteil der Modelle: Sie haben ein schönes Flammenbild – worauf es den Verbrauchern auch ankommt. Aber Heizen kann man damit nicht. Und: So unkompliziert die Geräte auf den ersten Blick auch wirken, sie haben es doch in sich.

1. Was ist das Problem?

Das Ethanol entzündet sich leicht und kann unter Umständen in Verbindung mit Luft sogar explodieren. In der Vergangenheit ist es wiederholt zu teils schweren Unfällen gekommen. Ursachen dafür waren meist Bedienungsfehler, aber laut HKI auch mangelhafte Billig-Geräte oder instabile Tischfeuer. „Familien mit Kindern oder Haustieren sollten besonders vorsichtig sein und im Zweifelsfall lieber auf den Tischkamin verzichten“, rät Frank Ehlert vom TÜV Rheinland. Die Gefahr ist groß, dass bei einfachen Geräten das brennende Ethanol ausläuft und die Wohnung in Brand setzt.

2. Wo stehen die Geräte am besten?

Man sollte darauf achten, dass der Kamin möglichst weit entfernt von leicht entzündlichen Materialien wie Gardinen und Vorhängen steht. Das gilt besonders für Geräte, die an die Wand gehängt werden. „Manche minderwertige Geräte werden so heiß, dass die Tapeten darunter angesengt wird“, sagt Ehlert. Niemals sollten die Kamine allein ohne Aufsicht vor sich hinbrennen.

„Wichtig ist, den Raum gut zu belüften, in dem der Kamin läuft“, erklärt Philip Heldt von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Denn während des Betriebes treten Gase aus, die man möglichst nicht intensiv einatmen sollte.“ Anders als bei einem normalen Kamin, wo die Verbrennungsrückstände kontinuierlich durch den Schornstein nach außen entweichen, verteilen sie sich beim Ethanolkamin im Raum. Untersuchungen haben Heldt zufolge ergeben, dass beim Betrieb eines Ethanolofens sehr feine Partikel entstehen können, die mitunter tief in die Lunge eindringen. Auch krebserregende Substanzen wie Formaldehyd und Benzol sowie Stickstoffdioxid wurden in der Raumluft nachgewiesen, und das sogar trotz vorschriftsmäßiger Lüftung.

3. Worauf achte ich beim Kauf?

„Auf der sicheren Seite sind Kunden, wenn das Modell die Normen der DIN 4734-1 erfüllt“, sagt HKI-Expertin Petermann. Das garantiere, dass die Hersteller alle Sicherheitsvorschriften berücksichtigt haben. Derzeit sei die Veröffentlichung einer entsprechenden EU-Norm im Gang, die voraussichtlich Anfang 2016 in Kraft treten wird.

Außerdem sollte das Gerät eine Löschvorrichtung haben. Standgeräte benötigen ein solides Gewicht, das genügend Standsicherheit bietet. Bei Modellen zum Aufhängen an der Wand ist eine technisch gute Befestigung wichtig. Die Füllstands-Anzeige des Brenners muss deutlich erkennbar sein. Und: Der Brennstoff-Tank darf maximal drei Liter Inhalt bei Standgeräten und 0,5 Liter bei Tischgeräten haben.

4. Wie installiert man diese Öfen?

Für die Inbetriebnahme eines solchen Ofens ist weder eine Genehmigung noch ein Fachmann notwendig. „Es sollte aber unbedingt die Bedienungsanleitung des Herstellers beachtet werden“, betont Petermann. Sie enthält Sicherheitshinweise, insbesondere zum Anzünden, zur Belüftung und zur notwendigen Abkühlzeit vor dem Wiederbefüllen eines noch heißen Ofens.