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Tiersprache Besitzer können ihr Haustier verstehen

Verhalten und Geräusche von Haustieren zu interpretieren, funktioniert oft nicht. Wann fühlen sich Hund und Meerschwein wirklich wohl?

11.08.2018, 23:01

Neubiberg (dpa) l Haustiere sind vor allem bei Kindern gefragt. Sie lassen sich knuddeln und sind gute Freunde. Doch nicht für alle ist das permanente Streicheln und Hochheben eine Wohltat. So nehmen Tierhalter Rücksicht und interpretieren die Körpersprache ihrer Vierbeiner richtig.

Meerschweinchen und Kaninchen sind nicht als Streicheltiere geeignet. Heben die Besitzer sie aus ihrem Käfig und fassen sie an, bleiben sie regungslos sitzen. „Das ist eine Angststarre, ein Reflex“, sagt Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Kaninchen legen außerdem die Ohren an und ducken sich weg, erklärt Ursula Bauer von der Tierschutzorganisation Aktion Tier. „Sie genießen es nicht, gestreichelt zu werden, sie haben Panik.“

Als Beutetier ist das Kleinmachen und Erstarren ihre Art, sich vor Angreifern zu verstecken und möglichst unsichtbar zu bleiben. Deshalb sollte man weder Kaninchen noch Meerschweinchen von oben greifen, weil sie dann glauben, von Fressfeinden gefasst zu werden. Besser ist es, sich zu den Tieren auf den Boden zu setzen und sie auf Augenhöhe zu beobachten.

Meerschweinchen geben verschiedene Laute von sich. Wenn sie Angst haben, pfeifen oder quieken sie. Quieken steht also nicht immer für Freude.

Hamster sind ebenfalls nicht die idealen Spielpartner für kleine Kinder. „Tagsüber mögen sie es nicht, aus dem Käfig gehoben zu werden, weil sie dann eigentlich schlafen“, erläutert Astrid Behr, Sprecherin des Bundesverbands Praktizierender Tierärzte. Dann können sie beißen, um sich zu verteidigen. Nachts sind sie dagegen aktiv, also gerade zu der Zeit unterwegs, wenn die menschlichen Besitzer schlafen.

Wedelt ein Hund mit dem Schwanz, muss das nicht unbedingt Freude bedeuten. Eine geduckte Haltung, leicht angelegte Ohren und Knurren oder Bellen sind deutliche Zeichen für Aggression. Bei einer entspannten Körperhaltung dagegen ist das Schwanzwedeln positiv zu werten.

Schlagen Katzen mit dem Schwanz hin und her, heißt das: „Pass auf und lass mich in Ruhe“, erklärt Gerlach. Auch hier sind angelegte Ohren und verengte Pupillen Hinweise auf ein kampfbereites Tier.

Fangen Katzen an zu schnurren, halten das die meisten Besitzer für ein Zeichen ihres Wohlbefindens. „Das ist prinzipiell richtig“, bestätigt Behr. „Allerdings schnurren Katzen auch, um sich in eine Art Trance zu versetzen, wenn sie Schmerzen haben.“ Ein Besuch beim Tierarzt kann in diesem Fall Aufschluss über Verletzungen oder Krankheiten geben.

Gerlach kennt ein Vorurteil, das sich in Sachen Reptilien hartnäckig hält: „Viele denken etwa beim Kauf kleiner Schildkröten, die würden nicht wachsen.“ Dabei kann zum Beispiel die Spornschildkröte eine Panzerlänge von bis zu 80 Zentimeter erreichen. Also besser gut überlegt auf ein kleiner bleibendes Tier ausweichen.

Auch vermeintlich einfach zu haltende Haustiere wie Fische sind durchaus anspruchsvoll. „Als Anfänger meint man, es sei leichter, ein kleines Aquarium zu unterhalten, aber die Wasserwerte lassen sich in einem großen Becken ab mindestens 60 Litern leichter stabilisieren“, sagt Gerlach.

Überhaupt ist viel Wissen notwendig, um Fische artgerecht zu behandeln. Auf keinen Fall sollten Halter gegen die Scheibe klopfen, weil sie glauben, Fische seien taub. Die Tiere bemerken das Klopfen durchaus. „Sie spüren die Schallwellen und die Erschütterung“, sagt Bauer.

Beide Vogelarten sind stets als Paar im Schwarm unterwegs. Um zu kommunizieren, ahmen sie die Schreie der anderen Schwarmmitglieder nach. „Werden sie allein gehalten, fangen sie an, menschliche Laute nachzuahmen, um Aufmerksamkeit zu erlangen“, erklärt Bauer. Natürlich, ohne diese zu verstehen. „Menschen interpretieren das aber gerne als Unterhaltung.“

Hält man Nymphensittiche als Paar, kann es passieren, dass sie häufig hektisch und laut kreischen. „Das ist dann keine Kommunikation, sondern ein Zeichen dafür, dass das Paar sich nicht mag“, sagt Bauer.

In der Natur suchen sich die Vögel ihren Partner aus. „Deshalb empfehlen wir, das auch für Haustiere zu machen“, sagt Bauer. So gibt es spezielle Partnervermittlungen für Sittiche und Papageien.