Die Übergabe frühzeitig planen

Ich bin 55 Jahre alt und will in fünf Jahren mein Unternehmen an meine Tochter verkaufen. Wann sollte ich mit der Nachfolgeplanung beginnen?

Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass sich Übergaben bis zu zehn Jahre hinziehen können. Sie sollten bereits zum jetztigen Zeitpunkt konkrete Schritte einleiten.

Ich suche einen Nachfolger für meinen Betrieb. Gibt es ein Verzeichnis, in dem ich mich listen lassen kann?

Wir empfehlen Ihnen einen Eintrag in die kostenlose Unternehmerbörse unter www.nexxt-change.org, speziell für Handwerksbetriebe gibt es die Betriebsbörse der Handwerkskammer unter www.hwk-magdeburg.de.

Kann ich mich als abgebender Unternehmer von einem professionellen Berater begleiten lassen? Gibt es hierfür seitens des Landes Sachsen-Anhalt Förderung?

Ja, es gibt das „Beratungsprogramm“ für kleine und mittlere Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt sowie Freiberufler, die eine wirtschaftliche Tätigkeit in Sachsen-Anhalt ausüben. Sie können sich Beratungsleistungen durch einen gelisteten Experten bezuschussen lassen. Diese können bis zu 4 500 Euro hoch sein. Über das „Beratungsprogramm“ können aber auch Leistungen wie beispielsweise Organisationsoptimierung, Energie- und Umweltberatung oder auch Internationalisierung/Außenwirtschaft unterstützt werden.

Wie kann die Bürgschaftsbank Sachsen-Anhalt eine Nachfolgefinanzierung begleiten?

Gemeinsam mit der Hausbank des Käufers kann die Bürgschaftsbank eine 80-prozentige Ausfallbürgschaft herauslegen. Mit diesem Instrument werden mögliche fehlende Sicherheiten gestellt. Das wurde in der Vergangenheit sehr erfolgreich bei vielen Nachfolgefinanzierungen praktiziert.

Ich bin 59 Jahre alt und möchte mit 65 in den Ruhestand gehen. Das Unternehmen soll ein Mitarbeiter übernehmen. Welche Schritte soll ich beachten?

Fragen Sie den Mitarbeiter, ob er sich die Leitung des Unternehmens zutraut. Hat er neben den fachlichen Kenntnissen das erforderliche betriebswirtschaftliche Wissen? Wichtig ist die Einarbeitung in alle Prozesse und auch die Einbindung in die Geschäftsleitung, damit Banken, Lieferanten und Kunden Vertrauen aufbauen. Rechtzeitig an die Nachfolge zu denken, ist auch für ein gutes Rating wichtig.

Ich möchte ein Einzelhandelsgeschäft übernehmen. Was muss ich vorher wissen?

Da wäre die Kaufpreishöhe zu klären. Oft besteht der Wert im Warenbestand und in regelmäßigen Kundenbeziehungen. Ist die Ware noch verkäuflich? Warum wird das Unternehmen abgegeben? Wie sieht der Mietvertrag aus? Bestehen Verbindlichkeiten, Pfandrechte oder Eigentumsvorbehalte? Ist das Unternehmen eine Einzelunternehmung oder eine juristische Person? Das ist wichtig für die Nachhaftung und die Gewährleistung. Diese und noch mehr Fragen müssen geklärt werden. Die Kammern haben dazu Checklisten. Wir empfehlen aber immer, einen Rechtsanwalt oder Unternehmensberater hinzuzuziehen.

Ich möchte den elterlichen Betrieb übernehmen. Mein Vater will mich weiter beraten. Ist das gut?

Sofern Sie nicht schon lange mitgearbeitet haben, ist eine Einarbeitungsphase gut. Allerdings sollte der Senior nach und nach Entscheidungskompetenzen abgeben. Das kann mehrere Jahre dauern. Wichtig ist auch, die Anerkennung der Belegschaft zu gewinnen. Für das Ausscheiden des Seniors sollte ein Zeitplan existieren.

Gibt es Kredit- oder Bürgschaftshöchstgrenzen bei Übernahmen?

Die Bürgschaftsbank kann im ersten Schritt bis zu maximal 1.250.000 Euro Bürgschaften bereitstellen. Das entspricht einem Kreditvolumen in Höhe von 1.560.000 Euro.

Wie viel Eigenkapital muss ich einsetzen, damit ein Kauf eines Unternehmens stattfinden kann?

Wünschenswert sind zehn Prozent des Kaufpreises. Das ist aber aus unserer Erfahrung heraus nicht immer möglich. Durch Ausfüllen einer Selbstauskunft des Käufers kann dann abgeleitet werden, wie viel Eigenmittel tatsächlich zur Verfügung stehen. Also: Auch ohne Eigenmittelbeitrag ist eine Begleitung des Vorhabens gemeinsam mit der Hausbank möglich.

Ich habe ein Unternehmen übernommen und möchte einen neuen Arbeitsplatz schaffen. Kann ich dafür Lohnkostenförderung beantragen?

Hier hilft das Förderprogramm „Innovationsassistent“. Kleine und mittlere Unternehmen mit Sitz oder Betriebsstätte in Sachsen-Anhalt können für die Schaffung eines neuen Arbeitsplatzes Zuschüsse erhalten. Voraussetzung ist ein Hochschulabschluss.