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Berufseinstieg Wie der Neue zum Profi wird

Um im neuen Job nicht als „der Neue“ abgestempelt zu werden, braucht es nicht nur eine Portion Gelassenheit - Tipps für den guten Start.

01.06.2019, 23:01

München/Hamburg (dpa) l Es kann frustrierend sein: Gerade hat man die Uni oder die Ausbildung abgeschlossen, hat einen Job gefunden, startet voller Motivation – und stellt dann fest, dass einen Kollegen, Kunden oder Klienten manchmal gar nicht als vollwertigen Mitarbeiter wahrnehmen.

Tipp 1: Nicht Schauspielern

„Extra erwachsen wirken geht schief, und zwar mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit“: Beraterin Christina Binsmaier aus München lässt keinen Zweifel daran, dass man mit großer Klappe und Maßanzug nicht weiterkommt, wenn man eigentlich gar nicht der Typ dafür ist. Viel wichtiger sei, dass man sich nicht verbiegt, sondern wohlfühlt.

„Es wirkt nicht authentisch, wenn man sich eine bestimmte Mimik oder einen bestimmten Sprachgebrauch aneignet“, sagt auch Tomas Bohinc, der einen Ratgeber zum Berufseinstieg geschrieben hat.

Tipp 2: Geschickt auffallen

„Wenn Berufseinsteiger bei Meetings übergangen werden, liegt dies daran, dass man sie nicht wahrnimmt“, sagt Bohinc. Geschickt auffallen, lautet daher sein Rat – etwa, indem man das Protokollschreiben übernimmt oder sich um die Technik kümmert. Ragnhild Struss, Gründerin der Karriereberatungsagentur Struss und Partner, ergänzt: „Man sollte sich in Meetings mittig im Raum platzieren statt am Rand, um nicht übersehen zu werden.“ Aufrechte Haltung, fester Händedruck und Augenkontakt mit den Kollegen sind Grundvoraussetzungen für ein souveränes Auftreten.

Auch bei der Wortwahl kann man tricksen: Relativierende Formulierungen wie „vielleicht“ oder „ein bisschen“ wirken unsicher und sollten – genauso wie übermäßige Bescheidenheit, vorweggenommene Entschuldigungen und Anschwärzen anderer – Struss‘ Meinung nach am besten weggelassen werden.

Tipp 3: Einen Mentor suchen

Wer sich von einem anderen Kollegen unter die Fittiche nehmen lässt, hat Vorteile. Erstens hat er bei Fragen eine Vertrauensperson, die ihn in Abläufe und Gepflogenheiten einführt. Zweitens kann man mit einem Partner eigene Ideen schneller einbringen und stärker vertreten. Und es verbessert die eigene Stellung. „Sich am Anfang als Lernenden zu verstehen, zeugt von Demut und wirkt sich positiv aufs Team aus“, erklärt Karriereberaterin Struss.

Tipp 4: Nicht provozieren lassen

Solche Situationen werden kommen: „Das übernimmt besser ein erfahrener Kollege“, heißt es in der Besprechung, oder „Wann kommt denn jetzt der richtige Arzt?“ beim Patientengespräch auf der Station. Das Wichtigste: Durchatmen. Und dann kontern, etwa so: „Ich bin zwar noch nicht so lange im Geschäft, aber mit dem Thema kenne ich mich gut aus.“ Auch Humor kann helfen, allerdings wohldosiert, warnt Struss. Dann kann ein Satz wie „Die wirklich erfahrenen Kollegen sind schon im Ruhestand“ dem Kritiker beiläufig die Luft aus den Segeln nehmen. Kommen solche Situationen unter Kollegen öfter vor, hilft ein klärendes Gespräch mit dem betreffenden Mitarbeiter. Bei Kunden kann man sich von einem älteren Kollegen einführen lassen, um solchen Situationen vorzubeugen, schlägt Tomas Bohinc vor.

Tipp 5: Schwächen charmant verpacken

 Keiner muss alles können, betont Struss – solange man glaubhaft vermitteln kann, sich relevante Fähig- und Fertigkeiten aneignen zu wollen. „Ein Vortäuschen von Erfahrung fliegt schnell auf und richtet durch Glaubwürdigkeits- und Vertrauensverlust mehr Schaden an, als offen nach dem richtigen Vorgehen zu fragen oder um Hilfe zu bitten.“ Binsmaier rät, sich bei fehlendem Fachwissen einfach schlau zu machen und die Info dann nachzuliefern. Und wer sich einer Aufgabe alleine nicht gewachsen sieht, kann mit einem charmanten „vier Augen sehen mehr als zwei“ um Hilfe bitten, ohne sich allzu viel Blöße zu geben.

Tipp 6: Nicht die Nerven verlieren

 Es ist normal, dass man sich als Neuer seine Position erst erarbeiten muss. Fremde Gesichter sind Störfaktoren im Team und potenzielle Konkurrenten, denen man nicht vorschnell Vertrauen schenken will. „Außerdem neigen einige Menschen dazu, Berufseinsteiger zu unterschätzen“, beobachtet Struss. Entsprechend finde man erst nach einer gewissen Zeit seinen Platz im System und muss sich Respekt und Vertrauen über einen längeren Zeitraum verdienen. Wer offen und sachorientiert bleibt, bekommt dieses Vertrauen aber irgendwann.