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Hobbys Von Häkeln bis Kicken

Jeder hat etwas, womit er sich besonders gern beschäftigt. Doch welche Rolle spielen Hobbys und Interessen, wenn es um einen neuen Job geht?

03.02.2020, 23:01

Berlin/Kerpen (dpa) l Im Lebenslauf können manche Angaben für eine Bewerbung hilfreich sein, andere sind mit Vorsicht zu genießen. Hobbys sind erstmal kein Muss. An erster Stelle steht für Personaler die fachliche Eignung, die sich aus der beruflichen Erfahrung und dem Bildungsweg ergibt. Wer jedoch auch seine Interessen angibt, kann dazu beitragen, bei Personalfachkräften ein rundes Bild zu erzeugen.

„Da der Bewerber in die Unternehmenskultur passen muss, wird natürlich auch auf die Persönlichkeit geachtet“, sagt Yasmin Kurzhals, Präsidiumsmitglied im Bundesverband der Personalmanager und Personalchefin beim einem großen Kreditanbieter.

Kurzhals verweist auf die große Rolle der sogenannten psychologischen Sicherheit für ein erfolgreiches Miteinander im Betrieb. Das Vertrauen der Teammitglieder untereinander sei einer Studie zufolge eines der wichtigsten Kriterien für die Leistung und den Erfolg von Teams. „Im Bewerbungsprozess wird zunehmend auf beides geachtet: den fachlichen Fit und den persönlichen Fit“, so die Personalexpertin.

Was bedeutet das für Bewerber? Jochen Mai, Autor und Chefredakteur von „Karrierebibel.de“ empfiehlt, bei der Entscheidung die Relevanz zu prüfen: „Welche soziale Kompetenz vermittelt das Hobby, und inwieweit ist diese Kompetenz von Bedeutung für die anvisierte Stelle?“ Eine Teamsportart oder ein ehrenamtliches Engagement erzeuge beispielsweise immer einen guten Eindruck.

Auch ob es sinnvoll ist, kreative oder handwerkliche Interessen anzugeben, hängt von dem jeweiligen Beruf ab.

Auch die intensive Nutzung von Plattformen wie Instagram könne unter Umständen bei Bewerbungen im PR-Bereich unter besonderen Kenntnissen angeführt werden.

Da es bei der Angabe der Hobbys immer um Persönlichkeitsmerkmale geht, empfehlen sich manche beliebte und eigentlich angesehene Freizeitbeschäftigungen nicht für die Eigendarstellung im Lebenslauf: „Lesen, Freunde treffen, Musik hören sind zu sehr Standard und zu wenig aussagekräftig“, sagt Yasmin Kurzhals.

Netflix, Kino oder PC-Spiele werden eher als passiv oder eigenbrötlerisch wahrgenommen. Das Beherrschen eines Instruments kann hingegen wieder einen Pluspunkt darstellen und je nach Berufsbild relevante Persönlichkeitsmerkmale suggerieren.

Auch ein oder zwei ausgewählte, konkrete Erfolge in einem Hobby dürfen im Lebenslauf erwähnt werden, sind sich Kurzhals und Mai einig. Eine gute Marathonplatzierung deutet auf Zielorientierung und Durchhaltevermögen hin.

Kurzhals zufolge ist ein Zusammenhang zwischen einer derartigen Persönlichkeitsdisposition und einer zielorientierten Herangehensweise im Job wisenschaftlich bewiesen: „Persönlichkeitsmerkmale erwiesen sich demnach als stabil, sowohl in chronologischer Hinsicht als auch situationsübergreifend.“

Der Marathon kann also schon eine Weile zurückliegen – der Erfolg an sich sagt dennoch etwas über den Charakter aus. Und der wirkt sich natürlich auch im Beruf aus.

Ein Fauxpas, der Jobanwärtern im Interview laut den Bewerbungsprofis häufig unterläuft, ist übermäßige Inbrunst, wenn das Gespräch sich den persönlichen Interessen zuwendet. Mai rät daher, von Hobbys nicht enthusiastischer als von Job zu reden. Außerdem sollte nicht geflunkert oder zu dick aufgetischt werden. Wer Kochen als Hobby angibt, sollte im Gespräch dann mehr als ein Standardnudelrezept vorweisen können.

Bleibt man aber bei der Wahrheit, führt sich bei der Entscheidung die jeweilige Relevanz des Hobbys vor Augen und bringt gegebenenfalls Mut zur Lücke auf, kann die Zusatzinfo im Lebenslauf womöglich dafür entscheidend sein, um eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zu erhalten.