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Streit im Büro Was bei cholerischen Kollegen hilft

Warum aussitzen die falsche Strategie ist, wenn der Kollege schon bei Kleinigkeiten aus der Haut fährt.

16.09.2019, 13:08

Köln/Stuttgart (dpa) | Er flucht aus dem Nichts, schlägt erst mit der Hand, dann mit dem ganzen Kopf auf den Tisch und ein nettes "Guten Morgen" kommt ihm nur selten über die Lippen. Ruft dann noch überraschend ein Kunde an, ist es vorbei: Das Wut-Fass des cholerischen Kollegen läuft endgültig über. Doch wie können Kollegen damit umgehen, ohne sich dabei selbst zermürben zu lassen?

"Für einen Kollegen ist das sehr anstrengend", sagt Timo Müller, Leiter des Instituts für Konfliktmanagement und Führungskommunikation (IKUF). Der erste mögliche Ansatzpunkt ist seiner Ansicht nach, ein klares Zeichen zu setzen und eine Grenze zu ziehen. "Dann verlasse ich zum Beispiel bei einem Wutanfall des Kollegen den Raum", sagt er. Dabei sollte man dem Betreffenden auch erklären, warum man geht, etwa mit den Worten: "Ich finde deine Lautstärke und deinen Tonfall nicht angemessen".

Im nächsten Schritt sollte man versuchen, sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen. "Die Kernstrategie muss sein, sich bewusst zu machen, dass der aufbrausende Kollege sich in dem Moment nicht anders zu helfen weiß", erklärt Business-Coach Mathias Fischedick. Er ist Autor des Buches "Überleben unter Kollegen". Dieses Bewusstsein helfe dabei, selbst ruhig zu bleiben.

Im Umgang mit aufbrausenden Kollegen gibt es einige Verhaltensweisen, die nicht weiterhelfen. Wer nie seine Meinung sagt, werde vom cholerischen Gegenüber eher als schwach wahrgenommen, erklärt Konfliktmanagement-Trainer Müller. "Mit dem kann ich's ja machen." Daher sei konsequentes Auftreten wichtig.

Falsch ist laut Psychologe und Berater Christoph Burger auch, sich kleinzumachen und die Ausraster eines aufbrausenden Kollegen zu erdulden. Aber auch indem man den anderen ächtet oder mobbt, könne man die Situation nicht lösen.

Dagegenzubrüllen oder sarkastische Bemerkungen nach dem Motto "Hast du wieder deine fünf Minuten?" bringen ebenso wenig, sagt Mathias Fischedick. Auch eine Rechtfertigung – etwa, wenn der Kollege sich über Fehler aufregt – bringt unmittelbar in der Situation nichts. "Das führt am Ende nur zu noch mehr Widerstand."

Das bedeutet aber nicht, dass man die Wutausbrüche grundsätzlich akzeptieren sollte. Für die langfristige Zusammenarbeit mit leicht reizbaren Kollegen oder Vorgesetzten ist es generell wichtig, frühzeitig das Gespräch zu suchen. Allerdings erst, nachdem sich der Kollege wieder beruhigt hat und unter vier Augen, betont Fischedick.

Im Gespräch sollten Beschäftigte ihren Kollegen zunächst zeigen, dass sie versuchen, den anderen zu verstehen. Das kann zum Beispiel mit einer Frage gelingen, wie "Du bist ja gerade ziemlich laut geworden. Warum konntest du nicht ruhig bleiben?" Danach sollten man deutlich machen, dass man sich dieses aufbrausende Verhalten auf Dauer nicht bieten lassen möchte und Wert auf eine Entschuldigung legt.

Wenn das alles nicht weiterhilft, ist es Zeit, eine weitere Person einzuschalten. Aber auch dann sollten Mitarbeiter ihren wütenden Kollegen immer mit einbeziehen. Timo Müller schlägt folgende Gesprächsstrategie vor: "Ich glaube, wir kommen so nicht weiter. Ich habe dich mehrere Male auf dein Verhalten hingewiesen. Ich gehe gleich zur Führungskraft."

Zieht man Vorgesetzte dann ins Vertrauen, sollten Mitarbeiter Müller zufolge möglichst objektiv und genau berichten, welches Verhalten sie bei ihrem wütenden Kollegen stört. "Da sollte ich konkrete Zitate nennen, die der Kollege verwendet hat", so der Konfliktmanagementtrainer. Der Chef kann den aufbrausenden Mitarbeiter dann zum Gespräch bitten, oder ihn zum Coaching schicken.