1. Startseite
  2. >
  3. Leben
  4. >
  5. Hilfen für kleine Sensibelchen

EIL

Kindergesundheit Hilfen für kleine Sensibelchen

Jedes dritte Kind in Deutschland leidet inzwischen an einer Allergie. Eine Spezifische Immuntherapie könnte oftmals helfen.

Von Uwe Seidenfaden 17.11.2015, 10:41

Magdeburg l Es beginnt oftmals schon im ersten Lebensjahr mit einem rötlich-entzündeten, juckenden Hauausschlag, hauptsächlich in den Armbeugen und Kniekehlen. Die Entstehung einer sogenannten atopischen Hautentzündung - eine Neurodermitis – kann in der Stillzeit vermutlich durch eine zu frühe und falsche Beikost ausgelöst werden. Dieses Risiko besteht insbesondere dann, wenn Eltern oder Großeltern selbst an allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder einem allergischen Asthma leiden.

Derzeit laufen in Deutschland und weltweit Studien zur frühen Beikosteinführung von bisher vermiedenen Nahrungsmitteln, so Prof. Bodo Niggemann von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e. V. (GAP). Im Nahrungsmittelallergie-Register der GPA sind zwar über 2300 Verdachtsfälle dokumentiert. „Doch nur bei einem kleinen Teil hat sich dieser Verdacht tatsächlich bewahrheitet“, erklärt der Hamburger Allergologe, Kinder- und Jugendarzt Dr. Frank Ahrens. „Auch bei Neurodermitis-Patienten, bei denen eine Nahrungsmittelallergie vermutet wurde, konnten Lebensmittel nur in der Hälfte aller Fälle als Auslöser bestätigt werden.“ Bis zum Vorliegen neuerer Studienergebnisse seien seriöse Empfehlungen hinsichtlich der Einführung potentiell allergener Nahrungsmittel nicht möglich.

Derzeit leiden schätzungsweise 25 Millionen Bundesbürger unter Allergien – einer überempfindlichen Reaktion des Immunsystems auf normale Stoffe in der Umwelt.

Am häufigsten sind sogenannte Pollen-Allergien wie der Heuschnupfen. Nicht selten beginnt er bereits im Kindesalter. Die Betroffenen reagieren mit Symptomen, die einem grippalen Infekt ähnlich sind: Laufende Nasen, tränende Augen, quälender Juckreiz und Atemprobleme. Auslöser können die verschiedensten Gräser-, Getreide- und Baumpollen sein. Oftmals ist es eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, die Ärzte u.a. mit Provokationstests herausfinden können. Dabei werden die Patienten gezielt mit sehr geringen Mengen einzelner Allergene konfrontiert. Die Reaktion darauf verrät die Allergie. Im Vorfeld dieser von Ärzten durchgeführten Diagnostik kann es hilfreich sein, wenn Eltern ein Tagebuch führen, in dem sie die Zeiten der allergischen Beschwerden sowie des Essens und der Beschäftigung des Kindes notieren.

Wenn die individuellen Auslöser allergischer Beschwerden ermittelt sind, geben Ärzte den Rat, Situationen mit Allergen-Kontakt künftig zu meiden. Das ist allerdings kaum möglich, ohne Allergiker während des Frühlings und des Sommers vom Aufenthalt im Freien abzuhalten. Immerhin gibt es inzwischen regionale Pollenflugwarndienste und sogar kostenlose Pollen-Apps für das Handy. Sie können dabei helfen, das Risiko von „Außeneinsätzen“ einzuschätzen und die Medikamente danach zu dosieren.

Heuschnupfen und allergisches Asthma gehen mit einer sogenannten IgE-vermittelten Sensibilisierung, zumeist gegen eingeatmete Allergene, einher. Antihistaminika, lokal angewendetes Kortison sowie Medikamente, die die Bronchien erweitern, sind zwar effektiv bei der Kontrolle der Symptome; „doch dieser rein symptomatischen Therapie fehlt die Nachhaltigkeit“, so Prof. Albrecht Bufe von der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin. Noch effektiver ist die sogenannte Spezifische Immuntherapie. Nur sie erzeugt eine Toleranz gegenüber den Allergenen. Leider zeigen aktuelle Erhebungen, dass die Zahl dieser Behandlungen in Deutschland gesunken ist, so Bufe. Die Kinderärzte und Allergologen weisen darauf hin, bei Kindern mit Heuschnupfen oder allergischem Asthma stets zu prüfen, ob nicht eine Spezifische Immuntherapie in Frage kommt.

Es ist wichtig, bei allergischen Reaktionen so früh wie möglich einzugreifen. Das heißt nicht nur die Entzündungsreaktionen zu behandeln, sondern u.a. auch für eine an Allergenen arme Wohnumgebung zu sorgen.

- in den Zimmern keine Teppichböden verwenden

- auf Haustiere mit Haaren bzw. Federn verzichten

- allergiearme Bettwäsche verwenden

- statt Federbetten allergiearme Matratzen mit einem Überzug aus Polyurethan nutzen 

- vor der Nachtruhe die Haare waschen

- Pollenfilter im Auto einsetzen. Nicht bei offenem Fenster fahren.