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Mängel in der Heizperiode Schwarze Wände: Was tun gegen Fogging?

Von Emmi Schulze 09.02.2009, 09:02

Im November 2008 macht Frau Fürtig aus Güsten in íhrem Haus eine sehr unangenehme Entdeckung. Es handelt sich um eine unzumutbare Rauchbildung und feuchtklebrige Ablagerungen an Möbeln, Türen und Glas. Dieser Zustand, so schreibt sie uns, mache ihr das Wohnen zur Qual.

Sie hat immer alles unternommen, um das Einfamilienhaus zu erhalten. Nun steht sie vor einem Rätsel. "Um Abhilfe zu schaffen, habe ich alles unternommen, was in meiner Macht stand", schreibt sie. Und das war wirklich nicht wenig. Sie konsultierte zwei Schornsteinfeger, einen Heizungsmonteur und eine weitere Heizungsfirma. Es wurden Maßnahmen zur Austrocknung des Schornsteins und Messungen an der Heizungstherme durchgeführt. Ohne Erfolg.

Unsere Nachfrage beim Landesinnungsverband des Schornsteinfegerhandwerks ergab, dass es sich nach den Schilderungen wahrscheinlich um den Fogging-Effekt oder das Phänomen der "schwarzen Wohnungen" handelt. Diese Erscheinungen würden seit einigen Jahren gehäuft festgestellt. Mit Beginn der Heizperiode und in der Regel nur in dieser Zeit treten in der Wohnung plötzlich schwarze, schmierige Beläge an Wänden, Decken, Fenstern und Einrichtungsgegenständen auf.

Ein direkter Einfluss der Heizungssysteme sei auszuschließen. Ebensowenig liege die Ursache außerhalb der Wohnung, etwa in Rußeinträgen von außen. Die Ablagerungen können entstehen, nachdem renoviert wurde oder eine Wohnung in einem neu errichteten Gebäude bezogen wurde. Zwischen dem erstmaligen Auftreten der Beläge und den Renovierungsarbeiten können einige Monate vergangen sein, im Einzelfall sogar ein bis zwei Jahre. Die Beläge bilden sich zum Teil massiv während der Heizperiode innerhalb weniger Wochen, manchmal sogar in wenigen Tagen.

Ursachen können Malerarbeiten, das Verlegen von Fußböden oder aufwändige Sanierungen sein. Dabei gasen schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOG) aus, allen voran Weichmacherverbindungen (Phthalate). Diese Stoffe können noch Monate nach der Renovierung in die Raumluft abgegeben werden. Sie sind geruchlos und in den bisher gemessenen Konzentrationen auch nicht gesundheitsschädlich. Sie führen zusammen mit Schwebstaubteilchen, die in der Raum- und Außenluft immer vorhanden sind, zu einem "Zusammenkleben" kleiner Staubteilchen zu größeren Einheiten. Bei weiteren ungünstigen Begleitumständen setzen sie sich als schmierige Beläge an Wänden und anderen Flächen ab.

Besonders stark betroffen sind Außenwände, Fenster, kunststoffhaltige Materialien, aber auch Einrichtungsgegenstände wie Vorhänge, Kühlschränke, Fernsehgeräte oder andere elektrotechnische Geräte. Strömungstechnische und thermische Einflüsse bestimmen zudem, wo sich die Beläge absetzen.

Alles bisher Genannte sind zwar wichtige Schritte zur Entstehung der schwarzen Beläge, allein führen sie oftmals aber nicht zu diesem Phänomen. Außerdem müssten als Begleitumstände dazukommen:
- bauliche Mängel, wie kalte Wandbereiche oder Wärmebrücken, in denen sich Staubpartikel absetzen;
- ein verstärkter Gebrauch von Öllämpchen oder Kerzen
- ein erhöhtes elektrostatisches Potenzial im Raum;
- ungünstige strömungstechnische Einflüsse, wie Verwirbelungszonen aufsteigende Luft im Raum;
- eine erhöhte Staubkonzentration durch Tabakrauch;
- das völlige Abschalten der Heizung während Abwesenheit der Wohnungsnutzer (damit ist nicht die Drosselung der Heizkörper gemeint);
- ein ungenügender Luftaustausch, zum Beipiel durch unzureichendes Lüften.

Nach gegenwärtigem Kenntnisstand und sofern es sich tatsächlich um den Fogging-Effekt handelt, bilden die Beläge keine gesundheitliche Gefährdung. Aber: Der Schmierfilm mindert die Wohnqualität zum Teil erheblich.

Zur Vorsorge sollten die Ursachen im Einzelfall so schnell wie möglich geklärt und die Beläge beseitigt werden. Das heißt im Allgemeinen: erneute Renovierung. Dabei sollten allerdings Mittel mit möglichst wenig SVOC wie zum Beispiel Weichmacher (Phthalate) verwendet werden.