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Welche Pfl anzen können Kleinkindern schaden?

03.04.2008, 05:01

Wir haben viele Zierpflanzen in unserem Haus. Auf welche sollten wir wegen der Vergiftungsgefahr für Kleinkinder verzichten, wenn sich demnächst Nachwuchs einstellt ? Es antwortet Professor Dr. Gerhard Jorch, Direktor der Universitätskinderklinik Magdeburg.

Viele Pflanzen enthalten Stoffe, die gesundheitsschädliche Wirkungen haben können. Dementsprechend häufi g werden Kleinkinder nach Mund- oder Hautkontakt mit Pfl anzenteilen in der Notfallambulanz unserer Kinderklinik vorgestellt. Dennoch sind ernsthafte Gesundheitsschäden selten. Das liegt offensichtlich daran, dass die für eine Vergiftung erforderlichen Mengen von den Kindern wegen Ungenießbarkeit meistens nicht aufgenommen werden.

Bei manchen gifthaltigen Pflanzen sind alle Teile giftig ( Tabak, Seidelbast, gelber und roter Fingerhut ), bei anderen die Samen und Wurzeln ( Bilsenkraut, gelber Eisenhut, Herbstzeitlose, Stechapfel, Tollkirsche ), bei manchen nur die oberirdischen Teile ( Kartoffelpflanze ), die Zweigspitzen und Zapfen ( Lebensbaum ) oder die Beeren ( Liguster, Stechpalme ).

Mögliche Giftwirkungen sind Herzrhythmusstörungen ( z. B. durch Fingerhut, Maiglöckchen und Tollkirsche ), Benommenheit und Krampfanfälle ( Eisenhut, Klatsch- und Schlafmohn, Lebensbaum, Goldregen ), Bauchschmerzen, Erbrechen oder Durchfall ( Stechpalme, Eibe, Liguster ) oder Haut- und Schleimhautreizungen ( Seidelbast, Efeu, Zypressen-Wolfsmilch ).

Die meisten der genannten Pflanzen sind in der freien Natur und im Garten anzutreffen. Wirklich giftige Zimmerpfl anzen sind seltener. Am ehesten sind dazu zu rechnen Aronstab-, Amaryllisund Wolfsmilchgewächse ( z. B. Dieffenbachii, Fensterblatt, Klivie, Weihnachtsstern ).

Da das Vergiftungsrisiko durch Garten- und Zimmerpflanzen eher gering ist, könnten anstelle einer Entfernung der Pfl anzen auch erzieherische Maßnahmen in Verbindung mit einer Aufsicht zum Ziele führen.

Nach Mund- oder Hautkontakt mit einer gesundheitsschädlichen Pfl anze sind die Sicherstellung von Pflanzenteilen, die Bestimmung der Pflanze und die Beratung durch eine Vergiftungsberatungsstelle ( Giftnotruf Erfurt 0361 / 730730 ) vordringlich. In vielen Fällen kann nach Einschätzung der aufgenommenen Menge auf Entgiftungsmaßnahmen und Beobachtung im Krankenhaus verzichtet werden.

Als Sofortmaßnahmen werden heute bei Aufnahme von stark gifthaltigen Pfl anzenteilen meistens das Trinken eines großen Bechers Saft oder Leitungswasser und die Einnahme von Kohletabletten empfohlen.

Giftiger als Pflanzen sind einige Pilze, insbesondere der grüne und weiße Knollenblätterpilz. Die einzigen Todesfälle durch Vergiftungen mit Naturprodukten in meiner 30-jährigen kinderärztlichen Tätigkeit habe ich beobachtet, nachdem Kinder Pilze gegessen hatten.