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Medizinischer Sonntag Schwindelgefühle im Alter nicht auf die leichte Schulter nehmen

Von Uwe Seidenfaden 30.11.2010, 05:16

Vertigo nennen Mediziner ein Symptom, das eine häufige Ursache für Stürze und Knochenbrüche im Alter ist. Über mögliche Ursachen und Therapien berichteten Fachärzte auf dem Magdeburger "Medizinischen Sonntag" – einer Gemeinschaftsveranstaltung des Universitätsklinikums, der Magdeburger Urania und der Volksstimme.

Magdeburg: Es ist so, als bewege sich die Welt um einen herum, als verliere man den Halt, als würde einem der Boden unter den Füßen entzogen. Niemals wurden Schwindelgefühle so gut in Szene gesetzt wie im Hollywood-Thriller "Vertigo" von Alfred Hitchcock. Darin spielt James Stewart einen Mann, dessen panische Höhenangst ein ehemaliger Schulfreund schamlos ausnutzt, um einen Mord zu vertuschen.

Aus Sicht der Schulmedizin zeigt dieser Film-Klassiker einen "phobischen Schwankschwindel", der situationsabhängig auftritt und von Ängsten, Schweißausbrüchen und Herzrasen begleitet wird. In einem solchen Fall versprechen Verhaltenstherapien bei Psychotherapeuten Besserung.

Doch das gilt längst nicht immer. "Es gibt viele Gründe, warum Menschen schwindlig werden", so Professor Dr.Christoph Arens von der Magdeburger HNO-Universitätsklinik. Wichtige Hinweise auf die Ursache liefert die Beschreibung der Schwindelgefühle und der Umstände, unter denen das Problem auftritt. Wann tritt der Schwindel meistens auf? Ähnelt das Gefühl dem Fahren in einem Fahrstuhl, auf einem schwankenden Boot oder in einem Karussell? Wie lange dauern die Symptome? Gibt es eventuell Begleitsymptome wie Ohrgeräusche? All das sollte sich der Patient möglichst gut in Erinnerung rufen, um die Diagnosestellung zu erleichtern.

Schwindelattacken gehen meist auf ein gestörtes Gleichgewichtssystem zurück. Dazu gehören das Innenohr, die Augen sowie diverse Sensoren im ganzen Körper, die mit dem Gleichgewichtszentrum am Stammhirn über zahlreiche Nervenbahnen verbunden sind. Überall in diesem Netzwerk kann es zu Störungen kommen, die zum Verlust der Balance und damit zu Stürzen führen.In ihren Vorträgen informierten die Mediziner über verschiedene Ursachen.

Ein Beispiel ist der gutartiger Lagerungsschwindel, der bei Drehungen im Bett auftreten kann. Ursache sind kleinste, in den Bogengängen des Innenohres vorhandene Steinchen. "Doch die Probleme lassen sich durch eine bestimmte Abfolge von Kopf- und Körperdrehungen bei vielen Patienten beheben", so Professor Arens.

Eine andere Ursache ist der "Morbus Meniere". Symptomatisch dafür ist eine Kombination aus Drehschwindelattacken, Druckgefühl im Ohr, zeitweiligen Hörverlust und Ohrensausen (Tinnitus). "Vielen Patienten hilft eine medikamentöse Behandlung", so der HNO-Arzt Professor Dr. Arens.

Nicht wenige Schwindetattacken im Alter sind auch die Folge von Herzrythmusstörungen oder von Herz-Kreislauf-Schwächen. Wird dass von Ärzten erkannt, ist ebenfalls eine deutliche Besserung möglich – beispielsweise durch Einsatz eines Herzschrittmachers.

Mitunter sind Medikamente oder Virusinfektionen Auslöser von Schwindelattackten. Oberarzt Dr. Andreas Oldag von der Universitätsklinik für Neurologie machte zudem darauf aufmerksam, dass Schwindelattakten unter anderem auch Anzeichen einer Hirnblutung, einer chronisch-entzündlichen Hirnerkrankung (Multiple Sklerose) oder einem Hirntumor sein kann. Dr. Oldag zeigte an Fallbeispielen, wie die Ärzte mit Hilfe modernster bildgebender Diagnostik am Uniklinikum die Ursache herausfinden können.

Der Rat der Ärzte auf dem Medizinischen Sonntag: Wer Schwindelgeflühle ohne erkennbaren Auslöser hat, sollte einen Arzt aufsuchen. Treten plötzlich weitere Symptome wie Sprach-, Seh- und Gefühlsstörungen in Händen und Armen bzw. Lähmungen auf, sollte der Notarzt gerufen werden. Diese Symptome können auf einen Schlaganfall hinweisen, der einer sofortigen Behandlung bedarf, um das Risiko von Spätfolgen möglichst gering zu halten.

Beide Vorträge sind in den nächsten Tagen im Internet anzusehen.

www.med.uni-magdeburg.de/Medizinischer_Sonntag.html