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Experte klärt auf, was die Osteopathie als Heilmethode leisten kann und wo ihre Grenzen liegen Drücken und Kneten gegen Schmerzen

12.09.2013, 01:13

Mittlerweile gibt es in Sachsen-Anhalt 128 Osteopathen, darunter Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten. Der osteopatischen Behandlung als alternative Heilmethode vertrauen immer mehr Menschen. Darüber sprach Volksstimme-Redakteurin Simone Pötschke mit Osteopath und Physiotherapeut Enrico Hanschmann aus Genthin.

Volksstimme: Womit beschäftigt sich die Osteopathie?

Hanschmann: Die Osteopathie ist eine sanfte ganzheitliche Medizin, die ausschließlich mit den Händen praktiziert wird. Sie betrachtet die einzelnen Teile des Körpers als Einheit, die über viele Verbindungen in Kontakt stehen und kommunizieren. Durch eine genaue Anamnese und eine gezielte Untersuchung des Osteotherapeuten ist es möglich, die Ursachen von Beschwerden zu ertasten. Die Symptome des Patienten gelten dabei nur als Wegweiser. Oft sind Symptome und Ursachen an verschiedenen Orten zu lokalisieren.

Volksstimme: Was ertastet der Osteopath in seiner Therapie?

Hanschmann: Bewegungseinschränkungen, Verklebungen und Anspannungen sind zum Beispiel im Gewebe gut zu spüren. Wie wir alle wissen, ist Leben durch Bewegung gekennzeichnet. Bestimmte Rhythmen im Körper wie Atmung und Herzschlag lassen alle Organe im Körper in typischer Weise mitbewegen und üben dadurch erst ihre Funktion aus. Mit dem Wissen von anatomischen und physiologischen Gegebenheiten im menschlichen Körper erspürt der Osteopath zum Beispiel Blockaden in der Wirbelsäule, Senkungen des Dünndarms oder Festigkeiten an den Schädelknochen.

Volksstimme: Was ist das Ziel der osteopathischen Behandlung?

Hanschmann: Die Ursachen der Beschwerden zu lokalisieren, Bewegungseinschränkungen zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers anzuregen. Dadurch ist es möglich, den Körper in einen dauerhaften Gleichgewichtszustand zu bringen.

"Osteopathie ist kein Allheilmittel"

Volksstimme: Wo sind die Grenzen der Osteopathie?

Hanschmann: Die Osteopathie ist kein Allheilmittel. Schon zerstörte Strukturen wie der Bandscheibenvorfall oder die Arthrose sind natürlich nicht wiederherzustellen. Begleitend zu gezieltem Muskelaufbautraining, Ernährungsberatung oder Physiotherapie kann die Osteopathie lindernd wirken. In vielen Fällen muss sich der Patient einer genauen schulmedizinischen Untersuchung unterziehen, ehe der Osteopath tätig werden kann. Eine interdisziplinäre Absprache ist wichtig, um eine bestmögliche Betreuung der Patienten zu erzielen.

Volksstimme: Zahlt die Krankenkasse für eine osteopathische Behandlung?

Hanschmann: Ja zum Teil. Nicht nur viele Patienten haben in den letzten Jahren die Erfolge der Osteopathie kennengelernt, sondern auch die Krankenkassen vertrauen immer mehr der noch relativ jungen alternativen Medizin. Zur Zeit sind es zirka 50 Krankenkassen, die Behandlungen bezuschussen. Um eine Rückerstattung von den Krankenkassen zu bekommen, ist es ratsam, sich im Vorfeld bei den Krankenkassen zu erkundigen, in welchem Umfang dies geschieht. Des Weiteren braucht jeder Patient eine Empfehlung vom jeweiligen Arzt, Zahnarzt, Gynäkologen oder Hausarzt, die zum Tag der Behandlung mitzubringen ist.