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Haus & Grund warnt davor, sich die Finanzierung eines eigenen Hauses schönzurechnen Manchmal ist es besser, Mieter zu bleiben

07.01.2014, 01:12

Magdeburg (vs) l Zu der Beispielrechnung für ein 200 000-Euro-Haus, angestellt im Beitrag "Hauskauf-Paradies Sachsen-Anhalt", Volksstimme vom 30. Dezember, schreibt Dr. Holger Neumann, Landespräsident Haus Grund Sachsen-Anhalt: "Vor solchen Rechnungen müssen wir warnen. Warum?

1.Bei niedrigen Zinsen muss immer mit einer höheren Tilgungsrate gerechnet werden, sonst ist die Finanzierung gefährdet. Herr Alfred Knoke rechnet mit Kosten von 200 000 Euro und drei Prozent Zinsen und einem Prozent Tilgung für zehn Jahre. Daraus würde sich eine tolle, geringe Rate von nur 666 Euro im Monat ergeben. Damit läuft der Käufer aber in eine Schuldenfalle. Denn nach zehn Jahren hat er von den 200 000 Euro gerade mal 23 727 Euro, also nur zwölf Prozent, getilgt. Wenn dann der Zins nur sechs Prozent betragen würde, steigt seine Rate mit einem Prozent Tilgung auf 1028 Euro pro Monat an.

So geht es also nicht. Unser Rat: Bei niedrigen Zinsen von drei Prozent muss eine Mindesttilgung von drei, besser vier Prozent angesetzt werden, sonst ist die Finanzierung unsicher und der Traum vom Haus endet in der Zwangsversteigerung.

2. Ein Haus hat höhere Betriebskosten und verlangt Vorsorge für Reparaturen. Die Betriebskosten eines Einfamilienhauses, insbesondere die Grundsteuer, sind immer höher, als in einer Mietwohnung. Dazu muss der Eigentümer Reparaturen selbst zahlen, der Mieter nicht. Und wenn die Straße ausgebaut oder der Abwasseranschluss erneuert wird, ist der Eigentümer dran.

3.Billige Baugrundstücke im Umland kommen den Eigentümer später teuer zu stehen. Im Beitrag verweist Herr Knoke auf ein "billiges Baugrundstück in guter Lage im Umland", damit seine Rechnung mit einem relativ günstigen Grundstückspreis aufgeht.

Nach unseren Erfahrungen ist das so nicht richtig, weil Kosten verschleiert werden. So muss im Umland generell ein Abwasserbeitrag gezahlt werden, in Magdeburg nicht.

Auch Eigentümer von bereits 1990 erschlossenen Grundstücken müssen im Umland nochmals mit einem nachträglichen Beitrag rechnen. Nach einer Umfrage des Städte- und Gemeindebundes werden in Sachsen-Anhalt etwa 50 bis 100 Millionen Euro nacherhoben, wenn keine Verjährungsregelung beschlossen wird. Weiterhin wird die demografische Entwicklung zur Ausdünnung der Infrastruktur führen. Das ergibt höhere Kosten für den Individualverkehr. Nicht jede Buslinie wird es in 20 Jahren noch geben.

Unser Rat: Wenn Sie bauen wollen, fragen Sie sich, wie Ihr Baugrundstück in zirka 30 Jahren erschlossen sein wird. Denn dann sind Sie älter und auf eine gute Infrastruktur angewiesen, oder Sie wollen vielleicht das Haus verkaufen. Einen Käufer finden Sie dann aber nur in einer Gegend mit intakter Infrastruktur. Also: Manchmal ist es besser, Mieter zu bleiben.