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Experten raten zur Trennung von Geldanlage und Policen / Die wichtigsten Alternativen Die Lebensversicherung hat ausgedient

Von Alexander Walter 11.01.2014, 02:20

Der Abschluss einer Lebensversicherung lohnt sich heute kaum noch. Gründe sind niedrige Garantiezinsen und versteckte Kosten. Wo Verbraucher ihr Geld alternativ anlegen können, erfahren Sie hier.

Magdeburg l Noch ist die Lebensversicherung die beliebteste Altersvorsorge der Deutschen: Mehr als 93 Millionen Verträge gibt es laut Branchenverband GDV im Land.

Doch ein Neuabschluss der Kombination von Kapitalanlage und Risikoversicherung lohnt sich immer weniger. Grund ist das Absinken des Garantiezinssatzes, der Zinsen also, mit denen Kunden nach Ablauf ihrer Police fest rechnen können. Schon jetzt liegt der Zinssatz bei vergleichsweise niedrigen 1,75 Prozent (siehe Grafik). Eine weitere Absenkung auf 1,25 Prozent ab 2015 hat eine Expertenkommission der Bundesregierung gerade empfohlen.

Hinzu kommen bei vielen Verträgen hohe Abschluss- und Verwaltungskosten sowie Risiko-Beiträge für den Todesfall, sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten. Auch bei Überschussbeteiligungen, Gewinnen also, die der Anbieter zusätzlich erwirtschaftet, herrsche häufig Intransparenz. Nicht zuletzt würden viele Kunden vorzeitig aus ihren Verträgen aussteigen. Unter dem Strich wird die Lebensversicherung damit für die meisten zur Fehlinvestition.

Rita Reichard von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) rät zu einem Umdenken. Statt der kombinierten Kapital-Lebensversicherung sollten Verbraucher eine reine Risiko-Lebensversicherung abschließen und ihr Geld gesondert ansparen, sagt sie.

Welche Kapitalanlage lohnt?

Welche Geldanlage sich dabei eignet, richtet sich nach der Risikobereitschaft der Kunden, sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale NRW. Sparen mit hundertprozentiger Sicherheit aber sei ein Problem. Beim Tagesgeld etwa liegen die Zinsen derzeit bei 1,5 Prozent. "Das reicht gerade mal für den Inflationsausgleich." Noch schlechter sieht es beim klassischen Sparbuch aus. Hier liegen die Zinsen deutlich unter 1 Prozent. "Selbst für eine Reserve ist das zu wenig, die Kunden verlieren richtig Geld." Eine Alternative sind Indexfonds. Verbraucher sollten hier darauf achten, ihr Kapital breit zu streuen und passiv verwaltete Fonds, sogenannte ETFs kaufen. ETFs orientieren sich an den Indizes der Börsen. Anders als die aktiv verwalteten Fonds vieler Banken verursachen sie nur geringe Kosten. Pferdefuß ist jedoch ein gewisser Verwaltungsaufwand.

Verbraucher mit bestehender Lebensversicherung müssen diese nicht kündigen. Verträge aus dem Zeitraum 1994 bis 2000 etwa bieten einen Garantiezins um 4 Prozent. Die Entscheidung sollten Kunden von den Gesamtkosten des Vertrags abhängig machen.