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Gefahr von Infektionen Zecken breiten sich auch in Städten aus

Nicht nur Jägern und anderen Waldbesuchern droht eine Infektion mit
Lyme-Borreliose oder Hirnentzündung FSME. Auch in Parks und Hinterhöfen
kann man sich durch Zecken infizieren - Katzen sind auch nicht
ungefährlich.

19.06.2014, 01:24

Berlin (dpa) l Zecken breiten sich auch in Städten immer weiter aus. Hintergrund sei die Zunahme geeigneter Lebensräume auch für die Wirtstiere wie Mäuse oder Ratten, auf denen die Parasiten sitzen. Das sagten Franz-Rainer Matuschka, Parasitologe von der Hochschulambulanz der Universität Potsdam, und seine Kollegin Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig der dpa.

So ließen sich längst nicht nur in Berlin, Freiburg, Hannover oder Magdeburg Zecken mit den Erregern der Lyme-Borreliose oder der Hirnerkrankung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) finden. Sie leben außer in Waldgebieten auch in Parks, Hinterhöfen und Gärten sowie ehemaligen Rieselfeldern und an Mauerstreifen oder auf Spielplätzen. Ihre Transportmittel sind Mäuse und Ratten aber auch Vögel, Füchse oder Igel.

"Die Zersiedlung hat zugenommen", erklärte Matuschka. "Unsere Stadtgärten werden anders gepflegt als früher, sind naturnaher, und das birgt bei aller Schönheit erhöhte Risiken."

"Die Meldedaten sind in den ostdeutschen Bundesländern in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts deutlich gestiegen, eine der Ursachen könnte in einem geänderten Freizeitverhalten liegen", heißt es dazu auch beim Robert-Koch-Institut in Berlin. Dazu gehörten etwa das Joggen oder Nordic Walking.

"Ist die Luftfeuchte hoch und gibt es genug Wirtstiere, so können sich die Zecken auch in den Städten vermehren", betonten Matuschka und Richter. Ideal für die Tiere seien Waldränder und schattige Wiesen.

"Man hat das Thema lange nicht beachtet", warnte Matuschka. Nicht nur Mäuse und Ratten seien Schuld an der Ausbreitung. "Eine erhebliche Gefahr kann im häuslichen Bereich von Katzen ausgehen", warnt Matuschka. "Es gibt in Deutschland mindestens zehn Millionen Hauskatzen, dazu kommen zwei bis drei Millionen streunende Katzen."

Die bei Zecken beliebten Vierbeiner hätten besonders engen Kontakt zu den Menschen und schliefen oft sogar bei diesen im Bett. "Besonders gefährlich ist, dass von den Katzen abgeputzte Zecken dann sofort den Menschen mit Borrelien infizieren können, während das normalerweise ein bis zwei Tage dauert. So bleibt anders als nach einem Spaziergang kaum Zeit, die Parasiten rechtzeitig zu entfernen."

Ein Grund zur Panik besteht aber nicht

Wichtig sei ein konsequentes Müllmanagement, fordern Matuschka und Richter: "Wenn der Tisch in Parks für Nagetiere wie Mäuse und Ratten oder auch Vögeln, etwa Amseln, reich gedeckt ist, dann steigt auch das Zeckenrisiko für den Menschen", erklärte Matuschka.

"Grund zur Panik oder gar Hysterie besteht aber nicht", betonte seine Kollegin Dania Richter in Braunschweig. "Wir wollen die Leute nicht aus dem Garten fernhalten, das sollte nicht das Ziel sein." Man könne sich schließlich vor einem Zeckenbefall schützen, sagte Matuschka. Wichtig seien eine angemessene Kleidung und die zeitnahe Untersuchung des Körpers nach einem Aufenthalt im Freien.